Geflügelpest-Nachweis bei Weißstorch, Rotem Ibis, Stockenten und einer Möwe

(jh) – Das hochpathogene Geflügelpestvirus H5N8 breitet sich aus. Im Rostocker Zoo war es am Donnerstag (8.1.15) es bei einem Weißstorch nachgewiesen worden. Zwei Tage später (10.1.15) meldete das Landwirtschaftsministerium Mecklenburg Vorpommern den H5N8-Nachweis bei einem „Roten Sichler“, auch als „Roter Ibis“ bekannt.
Außerdem meldeten sowohl Sachsen-Anhalt (7.1.15) als auch aktuell Thüringen (12.1.15) H5N8-Nachweise im Rahmen des Wildvogelmonitorings bei Stockenten, sowie Niedersachsen eine mit H5N8 infizierte Seemöwe (12.1.15).
 (erstellt: 8.1.2015 / 11:30 – letztes update 12.1.2015 / 16:40)

Die zwölf im Zoo-Rostock gehaltenen Weißstörche sind aus Gründen der Seuchenprävention getötet worden, beziehungsweise waren bereits verendet. Auch die verendeten Störche trugen Vogelgrippeviren. Vorsorglich liessen die Behörden auch 23 Enten und fünf im gleichen Stallgebäude untergebrachte Gänse töten. Mit dem neuen Fund wurden jetzt weitere 18  Vögel – neben weiteren Ibissen auch Nacht- und Seidenreiher – aus Tierseuchenpräventionsgründen getötet.

Sorge um seltene Vogelarten

Der Zoo hält etwa 500 Vögel aus 85 Arten. Diese wollen die Behörden vorerst NICHT vorsorglich töten, sondern die jeweiligen Untersuchungsergebnisse abwarten. Rechtsgrundlage für diese – anders als bei Nutztiergeflügelbeständen, wo alle Tiere eines Bestandes sofort gekeult werden müssen – zurückhaltende Vorgehensweise seien die Paragraphen 20 und 21 der Geflügelpestverordnung. „Wir versuchen, die teilweise seltenen Arten im Zoo zu schützen, damit der Verlust für die biologische Vielfalt möglichst gering bleibt. Doch es ist auch klar, dass wir bei weiteren Funden weitere Tötungen vornehmen müssen“, mahnte Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus.

Eintragsweg noch nicht entdeckt

Die epidemiologischen Untersuchungen vor Ort gehen weiter. Es werden unter anderem Personen- und Transportverkehr, Futter sowie Einstreu analysiert und ausgewertet. „Einen Eintragsweg konnten wir bisher nicht eindeutig nachweisen oder ausschließen, da alle relevanten Proben bisher (Stand: 10.1.2015) negativ waren. Das heißt, dass wir in alle, ich betone alle Richtungen weiter forschen müssen“, unterstrich Backhaus. Die Störche hatten zwischen dem 18. und 28. Dezember Auslauf und Zugang zu freien Wasserflächen des Zoos, womit auch die Eintragsmöglichkeit des Virus über Wildvögel gegeben ist.

Zoo geschlossen – Infektionsrisiko für Menschen gering

Bis auf weiteres bleibt der Rostocker Zoo komplett geschlossen, damit sich der Virus nicht durch unnötigen Personenverkehr weiter ausbreiten kann. Die Schließung habe nichts mit Übertragungsrisiken auf Menschen zu tun. Diese bewertet das Robert-Koch-Insitut (RKI) als gering und hat dazu hier eine Reihe von Informationen zusammengestellt.

Wildvogelmonitoring: Stockenten und Seemöwe

Auch Thüringen hat den ersten bestätigten Fall der Vogelgrippe-Variante H5N8. In einer am 6. Januar im Gebiet der Aulebener Teiche im Kreis Nordhausen für das Wildvogelmonitoring geschossenen Stockente bestätigte das Friedrich Loeffler-Institut (FLI) am Montag (12.1.2015) den Nachweis des hochpathogenen Geflügelpestvirus. In der Nähe befindet sich kein nutztierhaltender Großbetrieb, das zuständige Thüringer Gesundheitsministerium lässt aber alle Hausgeflügelbeständen rund um den Fundort der abgeschossenen Ente beproben.

Bei zwei Stockenten im Landkreis Stendal (Sachsen-Anhalt) hatte das (FLI) das H5N8-Virus ebenfalls festgestellt. Auch diese Tiere waren am 31. Dezember im Zuge der Wildüberwachung geschossen worden, teilte der Landkreis am Mittwoch (7.1.2015) mit. Damit bleibt die Debatte über den Infektionsweg der Ausbrüche aus November und Dezember 2014 (siehe unten) weiter aktuell: Wie kam H5N8 in die Geflügelställe – durch Wildvögel und/oder Hygienemängel?

Ein dritter Falle betrifft eine, in Greetsiel im Kreis Aurich tot aufgefundenen Seemöwe. Sie war ebenfalls mit dem H5N8-Virus infiziert, informierte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium am 12.1.15.

Weitere Berichte zur H5N8-Geflügelpest auf wir-sind-tierarzt.de

(chronologisch sortiert)

Erster Nachweis des Virus in Europa in Mecklenburg-Vorpommern – (9.11.2014)
Geflügelpest breitet sich in Mecklenburg-Vorpommern nicht weiter aus – (11.11.2014)
Ausbreitung des Virus in Europa (Niederlande/Großbritannien) – 21.11.2014)
Debatte über den Eintragsweg: Wildvögel oder Warenverkehr – (21.11.2014)
Stallpflicht soll Ausbreitung eindämmen – (26.11.2014)
Ausbreitung des Virus in den Niederlanden – (2.12.2014)
Mecklenburg-Vorpommern hebt landesweite Stallpflicht auf – (15.12.2014)
H5N8-Ausbruch im Landkreis Cloppenburg (Niedersachsen) – (16.12.2014)
H5-Verdacht im Emsland – H5N8-Ausbruch in den USA – (19.12.2014)

Wie kommt das Virus in Europas Ställe? – EFSA-Bewertung der Verbreitungs- und Eintragswege – (18.12.2014)

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