In inzwischen drei Hausschweinehaltungen in Brandenburg ist ein Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) bestätigt: Im Landkreis Spree-Neiße in einer Ökohaltung (313 Tiere) und im Landkreis Märkisch-Oderland in zwei Kleinsthaltungen (2 und 4 Tiere). (*aktualisiert 23.7.2021 / 12:10)
(red/PM) – Die drei bestätigten Ausbruchsbetriebe liegen etwa 130 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt jeweils am Nord-, bzw. Südenende des momentanen ASP-Ausbruchsgebietes in Brandenburg (siehe Karte unten).
Zwei Kleinsthaltungen – ein Biobetrieb
Die beiden betroffenen Kleinsthaltung liegen nahe beieinander im Letschiner Ortsteil Kienitz (Landkreis Märkisch-Oderland) innerhalb der bisher noch ASP-freien, eingezäunten „Weißen Zone“ ganz am Nordrand des ASP-Gebietes, aber nahe der polnischen Grenze. Zwei der vier Schweine in dem Kleinstbestand, dessen Infektion am 17.7.2021 bestätigt wurde, waren an der Afrikanischen Schweinepest verendet.
Der Ausbruch im Landkreis Spree-Neiße betrifft einen Biobetrieb in der Gemeinde Neiße-Malxetal Ortsteil Groß Kölzig (Preschen), der Zuchtsauen und Zuchteber hält und für den Ökolandbau die Population an Ökoschweinen aufbaut. Insgesamt 313 Schweine wurden gekeult. Dort wurde das Virus bei einer verendeten Sau im Rahmen des ASP-Monitorings nachgewiesen. In direkter Nähe des Betriebes waren auch mehrere an ASP verendete Wildschweine gefunden worden.
Wie das Virus in die Betriebe gelangte ist noch nicht ermittelt. ImVerdacht stehen Aasfresser. Alle Schweine wurden getötet und entsprechende Schutz- und Überwachungszonen eingerichtet.
Diese ersten ASP-Nachweise in Hausschweinbständen in Deutschland wurden nach einer Erstdiagnose im Landeslabor Berlin-Brandenburg am Donnerstagabend (15.7.2021) auch vom Friedrich-Löffler-Institut als Nationalem ASP Referenzlabor bestätigt.
Bei Wildschweinen sind in Deutschland bisher (Stand 16.7.2021) insgesamt 1.572 Fälle der Afrikanischen Schweinepest bestätigt, davon 1.267 in Brandenburg und 305 in Sachsen.
(Die offiziellen Pressemitteilungen zu dem Ausbruch sind am Artikelende verlinkt)
Diskussion über Auslaufhaltung im ASP-Gebiet
In Landwirtschaftskreisen herrscht Unverständnis darüber, dass in einem ASP-Kerngebiet weiter eine Auslaufhaltung möglich gewesen sein könnte, da das Risiko einer Infektion bekannt ist und eine Aufstallung als sicherste Schutzmaßnahme gilt. Doch dem stehen Berichte gegenüber, laut denen der Betrieb die Schweine seit September nicht mehr aus dem Stall lassen durfte und alle behördlichen Auflagen eingehalten habe. Dies haben sowohl der zuständige Amtstierarzt Dr. Hilfried Kröber als auch Ortsbürgermeister von Neiße-Malxetal , Eberhard Müller bestätigt. Der Journalist Roland Krieg hat auf seinem Infoportal ‚Herd und Hof‘ sehr ausführliche Informationen zur Lage vor Ort zusammengtragen.
Streit über behördliche Tötungsanordnungen für Tiere in einer Freilandhaltung hatte es zvor auch andernorst gegeben (Informationen u.a. hier: rbb). Es ging es aber um einen Betrieb im Landkreis Oder-Spree.
Der jetzt vom ASP-Ausbruch betroffene Ökohof liegt im Süden des Landkreis Spree-Neiße, aber ebenfalls in einer ASP-Kernzone, die an das Ausbruchsgebiet in Sachsen grenzt.
Kleinst- und Freilandhaltungen bilden auch in Polen den Schwerpunkt der ASP Ausbrüche bei Hausschweinen: Aber zuletzt war mit knapp 2.000 Tieren erneut auch eine größere Schweinhaltung betroffen.
Es gibt Forderungen, Schweine aus Kleinsthaltungen im deutschen ASP-Gebiet „rauszukaufen“. Belgien hatte 2018 sogar alle Hausschweine in der dortigen Ausbruchszone töten lassen, um ein Übergreifen auszuschliessen. Allerdings gab es dort in wenigen Haltungen nur rd. 4.000 Schweine. Die Tierzahlen im deutschen ASP-Gebiet liegen um ein vielfaches höher.
Seuchendruck aus Polen
Die ASP-Karte der Kollegen von PigProgress zeigt den Seuchendruck an der deutsch-polnischen Grenze (Stand 16.7.2021). Den zwei neuen Ausbrüchen – in der Karte regional mit großem Kreis markiert – in deutschen Hausschweinebeständen stehen bisher 26 Ausbrüche in Nutztierbeständen auf polnischer Seite gegenüber (davon 17 im Jahr 2021 / dunkelblau markiert).
Quellen zum ASP-Ausbruch in Hausschweinbeständen:
- Pressemitteilung des Landes Brandenburg zum 3. ASP-Nachweis bei Hausschweinen (MSGIV / 17.7.2021)
- Pressemitteilung des Landes Brandenburg (MSGIV / 16.7.2021)
- Pressemeldung des Friedrich-Löffler-Institutes (FLI / 16.7.2021)
- Pressemeldung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL / 16.7.2021)
- Afrikanische Schweinepest im Landkreis Spree-Neiße – Bericht auf dem Portal ‚Herd und Hof‘ mit vielen Details zur Situation im Landkreis, insbesondere zu dem betroffenen Biobetrieb und dem Thema Auslaufhaltung (22.7.2021)