Öffentlicher Druck steigt: Mehr Geld vom Handel erwartet

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Von Geldproblemen und heftigem Streit um Finanzierungslücken bei der von der Wirtschaft getragenen Initiative Tierwohl berichtet die Süddeutsche Zeitung. Dabei trifft die Wortwahl die Sachlage nicht 100-prozentig, zeigt aber der breiten Öffentlichkeit: Der Lebensmitteleinzelhandel tut zu wenig für das Tierwohl in den Ställen. 

(jh) – „Geldprobleme“ oder „Finanzierungslücken“ – im Sinne von mehr Ausgaben als Einnahmen – kann die Initiative Tierwohl nicht haben: Sie lässt ja nur soviel Betriebe mit entsprechender Tierzahl als Teilnehmer an der Initiative zu, wie sie mit der vom Handel eingezahlten Garantiesumme auch unterstützen kann: Zur Zeit verfügt sie über etwa 85 Millionen Euro pro Jahr – was aber bei weitem nicht reicht, um alle Tierhalter zu fördern, die mehr Tierwohl in den Ställen einführen wollen.

Zu wenig Geld für alle Bauern

„Finanzierungslücken“ haben allerdings die Bauern, die vorab investiert und ihre Ställe für mehr Tierwohl umgebaut haben, jetzt jedoch nicht als Teilnehmer zugelassen wurden. Sie bekommen also auch kein Geld von der Initiative. Bei den Schweinen sind das fast 50 Prozent der Betriebe; beim im Herbst startenden Geflügelbereich bleibt ebenfalls ein knappes Drittel der Betriebe außen vor.
Speziell über die Frustration bei den Schweinehaltern hat wir-sind-tierarzt.de hier und hier und hier bereits in April/Mai ausführlich berichtet. Neu ist dieser Missstand also nicht.

Einzelhändler, die in die Initiative Tierwohl einzahlen. (© Initiative Tierwohl / Ausschnitt Pressemeldung)

Einzelhändler, die in die Initiative Tierwohl einzahlen. (© Initiative Tierwohl / Ausschnitt Pressemeldung)

Außer Lidl will keiner mehr einzahlen

Streit um „Finanzierungslücken“ gibt es aber insofern, als dass Landwirte, Bauernverband und Tierschützer fordern: Die Initiative müsse von ihren Mitgliedern im Handel mehr Geld einwerben und/oder neue Mitglieder gewinnen, um alle Interessenten aufnehmen zu können. Lidl etwa hatte sich bereit erklärt, statt vier Cent pro Kilo Fleisch auch sechs Cent einzuzahlen – wenn die anderen (Aldi & Co) mitziehen. Die aber zieren sich anscheinend. Da auch der Bauernverband Mitglied der Initiative Tierwohl ist, kann man das wohl als „heftigen internen Streit“ um Finanzierungslücken bezeichnen. Und das darüber gestritten wird, ist gut.

„Kein Rechtsanspruch“

Die Initiative Tierwohl selbst zieht sich zunächst auf eine formelle Position zurück: „Es besteht weder ein Rechtsanspruch, noch gibt es eine Garantie auf Teilnahme an der Initiative Tierwohl, und deshalb kann durch das große Interesse der Landwirtschaft an einer Teilnahme gar keine Finanzlücke im bilanziellen Sinn entstehen.“
Wie man jetzt zeitnah den auf der Warteliste befindlichen Betrieben eine Teilnahme ermöglichen könne, darüber finde „ein zielorientierter Austausch von Meinungen und Positionen unter allen Beteiligten statt. Unterschiedliche Meinungen sind in so einem Diskurs völlig normal. Einen Streit, an dem die Initiative Tierwohl beteiligt wäre, gibt es jedoch nicht,“ heißt es in einer Pressemeldung.

Eine gute und ausgewogene Zusammenfassung der Problematik bietet hier der Donaukurier (auf Basis einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP)

Quellen:
Arme Schweine – Artikel in der Süddeutschen (nur nach Registrierung frei zugänglich / Stand 14.8.2015)
Initiative Tierwohl hat zum Start Geldprobleme – Zusammenfassung des SZ-Artikels auf spiegel-online
Stellungnahme der Initiative-Tierwohl zum Artikel der Süddeutschen Zeitung

 

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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