Je höher die Position eines Tieres in der Rangordnung, desto dicker war es in der Mehrzahl der erhobenen Fälle. Britische Wissenschaftler sehen Zusammenhang von Gewicht und der Dominanz eines Pferdes innerhalb der Herde.
(hh/aid) – Wissenschaftler der Universität in Bristol beobachteten und analysierten mit Hilfe von Videoaufzeichnungen im Rahmen eines Fütterungsversuchs 203 domestizierte Pferde in Freilandhaltung. Für diese Untersuchung wurde allen Pferden einer Herde eine individuelle Futterration zeitgleich zur Verfügung gestellt.
Untersucht wurden die Stärke der Dominanz bzw. der hierarchische Rang, gemessen anhand der Entfernungen zwischen den Tieren und dem Futter – also beispielsweise die Häufigkeit, mit der ein Tier ein anderes von der Futterstation vertrieben hat, bzw. selbst vertrieben wurde. Der Ernährungszustand der Pferde ermittelten die Wissenschaftler mit Hilfe des Body Condition Scores (BCS) anhand einer Neun-Punkte-Skala. Gleichzeitig erhoben sie von jedem Versuchspferd Daten über Alter und seine Größe.
Verblüffende Ergebnisse
Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht nur einmalig, sondern durchaus auch verblüffend: Es wurde eine starke Beziehung zwischen der Dominanz und dem BCS identifiziert. Der Dominanz-Grad war bei übergewichtigen Pferden bis zu elfmal höher im Vergleich zu ihren schlanken Artgenossen. Aber auch das Alter der Tiere hat Einfluss auf das Verhalten gegenüber Herdenmitgliedern: Pferde mittleren Alters waren eher dominant als jüngere und ältere Tiere, während die Größe keinen Einfluss auf die Vorherrschaft hatte.
Die Autoren weisen jedoch darauf hin, dass Dominanz bei Pferden sehr kontextspezifisch ist: Ein in Bezug auf Futter sehr dominantes Tier muss nicht zwingend in allen Lebensbereichen ein vergleichbares Verhalten zeigen. Möglicherweise ist es in einem anderen Kontext, beispielsweise bei der Nutzung des Unterstands, weniger dominant.
Herden mit geringer Variation in Bezug auf Alter und Größe zeigten untereinander mehr Interaktionen als Herdenzusammensetzungen mit deutlichen Unterschieden in diesen Kennzahlen. Dieser Befund legt nahe, dass in Gruppen gehaltene Pferde unterschiedlichen Alters und Rassezugehörigkeit in einer vermutlich deutlich friedlicheren Koexistenz leben.