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Den aktuellen Stand mit allen Zahlen zum EIA-Ausbruch 2017 finden Sie hier
Ausbrüche der Equinen Infektiösen Anämie (EIA) an fünf Orten von Hamburg bis Bayern beunruhigen Pferdebesitzer. Elf Polo-Pferde wurden als infiziert erkannt und inzwischen eingeschläfert – in Düsseldorf, Bentheim (Niedersachsen), Hamburg und Tagmersheim (Landkreis Donau-Ries). Auch der erste EIA-Nachweis Anfang Juni in Verden betraf ein Polo-Pferd. In einem Fall gab es direkten Kontakt über ein Poloturnier. Eine andere Spur soll nach Argentinien führen.
(jh/PM) – Amtlich bestätigt sind diese elf Fälle von Equiner Infektiöser Anämie (EIA) in fünf Ställen (Tierzahlen in Klammern): Verden (1), Düsseldorf (3), Bentheim (1), Hamburg (3), Tagmersheim (Landkreis Donau-Ries / 3). Den Zusammenhang mit dem Polosport hat inzwischen auch das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI – Nationales Referenzlabor für EIA) der Nachrichtenagentur dpa bestätigt.
In Mechtersen (Landkreis Lüneburg/Nds.) wurde zwei Kontaktpferde (Polo-Turnier) identifiziert. Die ersten Blutuntersuchungen waren aber negativ. Trotzdem haben die Behörden bis zu den Nachuntersuchungen Ende August für den Stall ein Verbringungsverbot ausgesprochen und eine Stallpflicht angeordnet. Gleiches gilt für einen weiteren Stall in Hamburg-Sülldorf.
Auch Holland meldet inzwischen einen bestätigten Ausbruch. Ob ein Zusammenhang mit den Fällen in Deutschland besteht ist (noch) offen.
Kontakt über Poloturniere?
Dass zwischen den Ausbrüchen ein Zusammenhang besteht, ist inzwischen bestätigt. In allen Fällen handelt es sich um Polo-Pferde, beziehungsweise Ställe, in denen Polo-Pferde untergebracht sind/wurden. Ob und wie die Tiere aus den verschiedenen Ställen untereinander Kontakt hatten, ermitteln die Behörden. Im Verdacht stehen Polo-Turniere.
Die Bildzeitung berichtet, dass die in Hamburg infizierten Pferde alle aus demselben Stall in Argentinien stammen und vor fünf Jahren nach Deutschland kamen. Auch in anderen Bundesländern positiv getestete Pferde würden aus jenem argentinischen Stall kommen.
Vom EIA-Ausbruch in Hamburg sind zwei unmittelbar benachbarte Ställe betroffen. An den anderen Orten wurde die Tierseuche bisher nur in jeweils einem Stall nachgewiesen.
Auch Schleswig-Holstein lässt Tiere in Kontaktbetrieben testen, hat aber bislang noch keine Infektion entdeckt.
EIA-Ausbruch in Düsseldorf
Im Düsseldorfer Polo-Club Kalkum ist die Infektion inzwischen bei drei Pferden nachgewiesen. entdeckt wurde die Krankheit durch einen Routinetest bei einem Polo-Pferd vor einer geplanten Reise. Nach der amtlichen Bestätigung des EIA-Ausbruch, werden jetzt 165 Pferde und Esel in acht Ställen im Sperrgebiet untersucht (siehe Karte).
Anfang Juni war die Seuche zuerst in Verden (Niedersachsen) nachgewiesen worden – ebenfalls bei einem Polo-Pferd. Das in Düsseldorf zuerst entdeckte infizierte Pferd, stammt aus Niedersachsen, habe aber bereits seit März des Jahres im Düsseldorfer Stall gestanden.
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Ansteckung über Polo-Turnier?
Auch in der Grafschaft Bentheim wurde bei einem Polo-Pferd EIA nachgewiesen. Diesem Fall kamen die Behörden auf die Spur, weil sie epidemiologisch nach Kontakttieren des EIA-Ausbruchs in Verden (wir-sind-tierarzt-Bericht hier) gesucht hatten.
Das infizierte Pferd aus Verden hatte an einem Poloturnier im Landkreis Grafschaft Bentheim teilgenommen. Der Kontaktbestand dort wurde umgehend untersucht und dabei ein infiziertes Pferd entdeckt. Allerdings sind die weiteren, im selben Bestand stehenden Pferde bereits alle negativ getestet. Um den Betrieb gilt ebenfalls ein Sperrbezirk mit Restriktionen.
Hintergrund: Regeln für Sperrbezirke
Laut Tierseuchengesetz sind sämtliche Einhufer in einem Sperrbezirk mit etwa einem Kilometer Radius um den Ausbruchsbetrieb aufzustallen. Die Tiere dürfen ohne Genehmigung der Veterinärbehörde auch nicht aus dem Sperrgebiet gebracht werden. Zudem sind Ausstellungen und Veranstaltungen mit Einhufern im Sperrgebiet untersagt. Die Sperrmaßnahmen dürfen frühestens nach drei Monaten aufgehoben werden, wenn eine Wiederholungsuntersuchung aller Pferde im Sperrgebiet stattgefunden hat und die Befunde negativ waren. (Beispiel für eine Allgemeinverfügung bei einem EIA-Ausbruch)
Hintergrund: EIA-Übertragung

EIA-Nachweis im Coggins-Test mit positiver Reaktion: Antigen und Antikörper wandern aufeinander zu und bilden am Ort des Zusammentreffens eine sichtbare Präzipitationslinie. Zu erkennen sind die positiven Reaktionen (Präzipitationslinien) bei der Probe 1 und den drei Positivkontrollen. Probe 2 und Probe 3 sind negativ. (Foto: © LGL-Bayern)
Die Infektiöse Blutarmut der Einhufer tritt, obwohl weltweit verbreitet, in Deutschland eher selten auf. 2015 gab es eine Ausbruchswelle in Bayern; 2016 keinen Nachweis; in 2017 dann Anfang des Jahres wieder einen Fall in Bayern (Landkreis Amberg-Sulzbach) und jetzt die in diesem Artikel beschriebenen fünf Fälle. Auf den Menschen kann das Virus nicht übertragen werden.
Mehr Informationen zur Krankheit liefert ein Merkblatt der Bundestierärztekammer zur EIA (PDF-Download)
Die Virusübertragung erfolgt hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen. Andere Übertragungswege wie beispielsweise eine Infektion von Tier zu Tier seien sehr selten. Auch bei den bisherigen Ausbrüchen in 2017 wurden die im selben Bestand stehenden Pferde alle negativ getestet.
Erkrankte Tiere zeigen oft nur allgemeine Symptome. Dazu zählen blasse Schleimhäute, Schwäche, Gewichtsverlust, Fieber oder Futterverweigerung, außerdem Fehlgeburten und unkontrollierte Bewegungen. Tiere könnten auch symptomlos erkranken und so unerkannt die Krankheit auf andere Pferde übertragen. Die Erkrankung ist unheilbar. Eine Therapie oder auch Impfung ist weder möglich noch erlaubt. Deshalb ist in Deutschland die Tötung infizierter Pferde vorgeschrieben.
Mehr zu Verbreitung, Diagnose und Ideen zur Vorbeugung hier (Archivbeitrag)