Equine Infektiöse Anämie: 3 Fälle jetzt auch in Baden-Württemberg

Mit den drei neuen Nachweisen im Landkreis Konstanz gibt es EIA-Infektionen jetzt in elf Ställen in sechs Bundesländern. (Kartenausschnitt TSIS / © FLI)

Bei drei Pferden im Landkreis Konstanz haben die Behörden inzwischen die Equine Infektiöse Anämie (EIA) nachgewiesen. Damit sind deutschlandweit jetzt 17 Tiere in elf  Ställen in sechs Bundesländern betroffen. International gab es Nachweise in vier weiteren Staaten. Eine aktualisierte Übersicht der Fälle. (aktualisiert: 18.8.2017 – 9:35)

(jh) – In zwei Ställen in Engen-Anselfingen (Landkreis-Konstanz) haben die Behörden Mitte August bei inzwischen drei zwei Pferden die Equine Infektiöse Anämie (EIA) nachgewiesen. Zunächst waren zwei Freizeitpferde betroffen, wie der Landkreis Konstanz mitgeteilt hatte. Bei Kontrolluntersuchungen im Sperrbezirk entdeckten die Behörden dann in einem Nachbarstall ein weiteres infiziertes Pferd. Aufmerksam wurden die Behörden durch den Hoftierarzt, der sie über den Verdacht informiert hatte.
Auf dem ersten betroffenen Hof stehen 80 Pferde, im Sperrbezirk (Bedeutung unten), sowie auf zwei Kontaktbetrieben außerhalb waren ansonsten alle untersuchten 156 Blutproben negativ.

Deutschland: 17 Pferde in elf Ställen infiziert

Seit Juni 2017 häufen sich die Nachweise der Pferdeseuche in Deutschland: 17 Pferde wurden deshalb bisher eingeschläfert, auch wenn bei keinem der Tiere die Krankheit ausgebrochen war. Das Tierseuchenrecht schreibt aber vor, dass auch Virusträger zu töten sind. Für Menschen ist die Krankheit ungefährlich.

Alle Artikel über die Entwicklung von EIA-Nachweisen in Deutschland finden Sie hier

Chronologie der Ereignisse

Mit dem Nachweis in Baden-Württemberg ist EIA jetzt in Deutschland bei 17 Pferden in elf Stallungen in sechs Bundesländern gefunden worden. Das staatliche Tierseucheninformationssystem (letzter Abruf 18. August) nennt folgende Ausbruchsorte in chronologischer Reihenfolge (Tierzahlen in Klammern – Datum des offiziellen Befundes – Ortsname verlinkt zur Orginalquelle):

Europa: Vier weitere Staaten mit EIA-Nachweis bei Polopferden

Da sich in Deutschland die EIA-Nachweise bisher auf Polo-Pferde konzentriert hatten, haben international die Polo-Sportverbände eigene Kontrollen eingeleitet – insbesondere, wenn eine Kontaktmöglichkeit über Turniere oder zu argentinischen Importpferden bestand. Dabei wurden bisher vier infizierte Pferde entdeckt (chronologische Reihenfolge / Ortsname verlinkt zur Originalquelle):

Niederlande

Das infizierte Pferd aus dem Poloclub Vreeland (Utrecht/insgesamt 63 Pferde), sei nie in Deutschland gewesen, sagte Bob Rademakers, Sekretär des niederländischen Polo-Verbandes. Es stamme ursprünglich aus Argentinien. Die EIA-Infektion sei entdeckt worden, weil man nach den Fällen in Deutschland alle Polopferde vorsorglich habe testen lassen. Es habe nur dieses eine positive Ergebnis gegeben.

Schweiz

Mülligen liegt im Kanton Aargau und beherbergt einen der zehn Schweizer Poloclubs. Entdeckt wurde die Infektion bei Eigenkontrollen der Swiss Polo Association, berichtet das Reitermagazin St. Georg. Das Tier sei kein Kontakttier gewesen. Das Pferd wurde 2014 aus Belgien in die Schweiz importiert.

Spanien

Der Nachweis in Spanien war die erste belegte EIA-Infektionen seit 1983.

Mazedonien

In Mazedonien war ein Pferd an EIA verendet, bei drei Tieren wurde die Infektion nachgewiesen. In der ehemaligen jugoslawischen Republik ist es der erste EIA-Nachweis seit 2004.

Auch in Spanien und Mazedonien soll es sich um Polopferde handeln.

Argentinische Polopferde wahrscheinlich Auslöser

Der erste Fall in Deutschland (Hagen-Grinden/Landkreis Verden, Niedersachsen) betraf ein Polopony, das vier Jahre zuvor aus Argentinien importiert wurde.
Auch die Bildzeitung hatte berichtet, dass die in Hamburg infizierten Pferde alle aus demselben Stall in Argentinien stammen und vor fünf Jahren nach Deutschland kamen. Dies hat ein Sprecher des Bezirksamtes Altona bestätigt.
Die Fälle in Bayern (Tagmersheim) führt die Stallbesitzerin in der Süddeutschen Zeitung auf Pferde des argentischen Polo-Profis Hugo Iturraspe zurück. Er hatte sechs Pferde in den Stallungen untergebracht, später seien alle Tiere des Argentiniers positiv auf EIA getestet worden. Aber die drei in Tagmersheim infizierten Pferde waren auch selbst vor sechs Jahren aus Argentinien/Thailand eingeführt worden – laut Webseite aber mit negativem EIA-Test.
Das zuletzt auf dem Gestüt in Groß Offenseth-Aspern (Kreis Pinneberg/Schleswig-Holstein) eingeschläferte, 14 Jahre alte Polopferd, war 2009 ebenfalls aus Argentinien importiert worden.
Die britischen Tiegesundheitsbehörden lassen deshalb alle argentinischen Importpferde testen, meldet der britische Pferdezuchtverband (TBA).

Quellen:
alle Quellen zu den aktuellen Meldungen direkt im Artikel verlinkt

nützliche Links:
Merkblatt der Bundestierärztekammer zur EIA (PDF-Download)

Informationen zur Equinen Infektiösen Anämie (LGL-Bayern)
Informationen für Pferdebesitzer zur Krankheit und Seuchenbekämpfung (LAVES Niedersachsen)
Fachnformationen zur Equipen Infektiösen Anämie (Landwirtschaftsministerium Schleswig-
Holstein)

Hintergrund: Regeln für Sperrbezirke

Laut Tierseuchengesetz sind sämtliche Einhufer in einem Sperrbezirk mit etwa einem Kilometer Radius um den Ausbruchsbetrieb aufzustallen. Die Tiere dürfen ohne Genehmigung der Veterinärbehörde auch nicht aus dem Sperrgebiet gebracht werden. Zudem sind Ausstellungen und Veranstaltungen mit Einhufern im Sperrgebiet untersagt. Die Sperrmaßnahmen dürfen frühestens nach drei Monaten aufgehoben werden, wenn eine Wiederholungsuntersuchung aller Pferde im Sperrgebiet stattgefunden hat und die Befunde negativ waren. (Beispiel für eine Allgemeinverfügung bei einem EIA-Ausbruch)

Hintergrund: EIA-Übertragung

EIA-Nachweis im Coggins-Test mit positiver Reaktion: Antigen und Antikörper wandern aufeinander zu und bilden am Ort des Zusammentreffens eine sichtbare Präzipitationslinie. Zu erkennen sind die positiven Reaktionen (Präzipitationslinien) bei der Probe 1 und den drei Positivkontrollen. Probe 2 und Probe 3 sind negativ. (Foto: © LGL-Bayern)

Die Infektiöse Blutarmut der Einhufer tritt, obwohl weltweit verbreitet, in Deutschland eher selten auf. 2015 gab es eine Ausbruchswelle in Bayern; 2016 keinen Nachweis; in 2017 dann Anfang des Jahres wieder einen Fall in Bayern (Landkreis Amberg-Sulzbach) und jetzt die in diesem Artikel beschriebenen fünf Ausbruchsorte. Auf den Menschen kann das Virus nicht übertragen werden.

Mehr Informationen zur Krankheit liefert ein Merkblatt der Bundestierärztekammer zur EIA (PDF-Download)

Die Virusübertragung erfolgt hauptsächlich durch blutsaugende Insekten wie Bremsen und Stechfliegen. Andere Übertragungswege wie beispielsweise eine Infektion von Tier zu Tier seien sehr selten.

Erkrankte Tiere zeigen oft nur allgemeine Symptome. Dazu zählen blasse Schleimhäute, Schwäche, Gewichtsverlust, Fieber oder Futterverweigerung, außerdem Fehlgeburten und unkontrollierte Bewegungen. Tiere könnten auch symptomlos erkranken und so unerkannt die Krankheit auf andere Pferde übertragen. Die Erkrankung ist unheilbar. Eine Therapie oder auch Impfung ist weder möglich noch erlaubt. Deshalb ist in Deutschland die Tötung infizierter Pferde vorgeschrieben.

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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