Equine Infektiöse Anämie – ein Update

Hotspot Süddeutschland: Die EIA-Ausbrüche der letzten zehn Jahre (2006 bis 2015). (©Folie Prof. G.H. Schusser/bpt-Kongress München / Foto: WiSiTiA/aw)Hotspot Süddeutschland: Die EIA-Ausbrüche der letzten zehn Jahre (2006 bis 2015). (©Folie Prof. G.H. Schusser/bpt-Kongress München / Foto: WiSiTiA/aw)

Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) gilt auch in Deutschland als endemisch. Aber sie verläuft selten lehrbuchmäßig, weil die namensgebende Anämie nicht immer deutlich ausgeprägt ist. Deshalb hält Prof. Gerald Schusser (Leipzig) jährliche flächendeckende Tests für sinnvoll – bezahlt von den Tierseuchenkassen. 


bpt-Kongress-logo-2015(aw) – Zuletzt verunsicherten vier EIA Ausbrüche in drei Landkreisen in Bayern die Pferdebesitzer. Ende 2014 waren Reiterhöfe im Erzgebirge (Chemnitz) betroffen. Endemisch ist die Equine Infektiöse Anämie vor allem in den süd- und osteuropäischen Ländern, doch auch Frankreich meldete 2015 neue Fälle. Auf dem bpt-Kongreß in München gab Professor Dr. Dipl. Gerald F. Schusser von der Universität Leipzig deshalb ein Update zu Diagnose und Bekämpfungsmassnahmen. Weil EIA selten nach Lehrbuch verläuft, müsse bei Sport- und Freizeitpferden mit rezidivierendem oder rekurrierenden Fieber, Leistungsminderung oder ungeklärten Todesfällen immer auch an EIA gedacht werden, sagt Prof. Schusser.

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Typische Laborwerte bei EIA

Typische Laborwerte bei EIA. (© Folie Prof. G.F. Schusser/bpt-Kongress München / Foto: WiSiTiA/aw)

Bei Pferdekauf Blutuntersuchung machen

Wer ein Pferd aus dem europäischen Ausland kauft, sollte – so Prof. Schussers Empfehlung – unbedingt eine Blutuntersuchung mittels Coggins-Test vornehmen lassen. Zusätzlich empfiehlt er, diesen Test 40 Tage nach der Einstallung trotz negativer Erstuntersuchung zu wiederholen.

Rezidivierendes Fieber und Thrombozytopenie

Das Hauptmerkmal der Erkrankung ist in der Regel nicht die Anämie sondern rezidivierendes Fieber. Bei einer Blutuntersuchung findet sich stets eine Thrombozytopenie. Ein solcher Befund sollte den Tierarzt hellhörig machen und er sollte unbedingt ein Coggins-Test veranlassen. Der Coggins-Test schließt sicher andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, wie etwa die Equine Anaplasmose aus.

Anzeigepflichtige Tierseuche

Bereits der Verdacht auf EIA ist anzeigepflichtig. Sollte der Coggins-Test positiv ausfallen, muss dieses Ergebnis erst noch durch einen ELISA bestätigt werden. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) nimmt dann den Genomnachweis und die Charakterisierung vor. Erkrankte Pferde müssen getötet werden.
Alle ansteckungsverdächtigen Pferde des Bestands – und in einem vom Amtstierarzt festgelegten Umkreis – müssen zwei Mal im Abstand von 90 Tagen mit dem Coggins-Test untersucht werden. 90 Tage entspricht auch der Quarantänedauer für den betroffenen Bestand, nachdem die erkrankten Tiere gemerzt wurden. Erst wenn beide Untersuchungen bei allen Pferden negativ waren und die vorgeschriebenen Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt wurden, heben die Behörden die Sperre wieder auf.

Prof. Schusser: „Flächendeckende Untersuchung sinnvoll“

EIA Verbreitung in Deutschland

Endemie von EIA in Deutschland. (© Folie Prof. G.F. Schusser/bpt-Kongress München / Foto: WiSiTiA/aw)

Um erkrankte Pferde frühzeitig zu erkennen, hält Prof. Schusser eine jährlich Untersuchung aller Pferde mittels Coggins-Test für sinnvoll. Einen Weg, den Italien geht, um das Virus aus zu verbannen.
Ähnlich wie bei der Tierseuchenbekämpfung im Nutztierbereich, müsste sich seiner Meinung nach die Tierseuchenkasse an den Untersuchungskosten beteiligen, um die Akzeptanz bei den Pferdebesitzern zu erhöhen.

Berichte auf wir-sind-tierarzt.de
EIA-Ausbrüche 2015 in Bayern (mit weiterführenden Links)
EIA-Ausbrüche 2014 in Sachsen

Beitragsbild: Hotspot Süddeutschland: Die EIA-Ausbrüche der letzten zehn Jahre (2006 bis 2015). (© Folie Prof. G.H. Schusser/bpt-Kongress München / Foto: WiSiTiA/aw)

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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