Die Equine Infektiöse Anämie (EIA) gilt auch in Deutschland als endemisch. Aber sie verläuft selten lehrbuchmäßig, weil die namensgebende Anämie nicht immer deutlich ausgeprägt ist. Deshalb hält Prof. Gerald Schusser (Leipzig) jährliche flächendeckende Tests für sinnvoll – bezahlt von den Tierseuchenkassen.
(aw) – Zuletzt verunsicherten vier EIA Ausbrüche in drei Landkreisen in Bayern die Pferdebesitzer. Ende 2014 waren Reiterhöfe im Erzgebirge (Chemnitz) betroffen. Endemisch ist die Equine Infektiöse Anämie vor allem in den süd- und osteuropäischen Ländern, doch auch Frankreich meldete 2015 neue Fälle. Auf dem bpt-Kongreß in München gab Professor Dr. Dipl. Gerald F. Schusser von der Universität Leipzig deshalb ein Update zu Diagnose und Bekämpfungsmassnahmen. Weil EIA selten nach Lehrbuch verläuft, müsse bei Sport- und Freizeitpferden mit rezidivierendem oder rekurrierenden Fieber, Leistungsminderung oder ungeklärten Todesfällen immer auch an EIA gedacht werden, sagt Prof. Schusser.
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Bei Pferdekauf Blutuntersuchung machen
Wer ein Pferd aus dem europäischen Ausland kauft, sollte – so Prof. Schussers Empfehlung – unbedingt eine Blutuntersuchung mittels Coggins-Test vornehmen lassen. Zusätzlich empfiehlt er, diesen Test 40 Tage nach der Einstallung trotz negativer Erstuntersuchung zu wiederholen.
Rezidivierendes Fieber und Thrombozytopenie
Das Hauptmerkmal der Erkrankung ist in der Regel nicht die Anämie sondern rezidivierendes Fieber. Bei einer Blutuntersuchung findet sich stets eine Thrombozytopenie. Ein solcher Befund sollte den Tierarzt hellhörig machen und er sollte unbedingt ein Coggins-Test veranlassen. Der Coggins-Test schließt sicher andere Erkrankungen mit ähnlichen Symptomen, wie etwa die Equine Anaplasmose aus.
Anzeigepflichtige Tierseuche
Bereits der Verdacht auf EIA ist anzeigepflichtig. Sollte der Coggins-Test positiv ausfallen, muss dieses Ergebnis erst noch durch einen ELISA bestätigt werden. Das Friedrich-Löffler-Institut (FLI) nimmt dann den Genomnachweis und die Charakterisierung vor. Erkrankte Pferde müssen getötet werden.
Alle ansteckungsverdächtigen Pferde des Bestands – und in einem vom Amtstierarzt festgelegten Umkreis – müssen zwei Mal im Abstand von 90 Tagen mit dem Coggins-Test untersucht werden. 90 Tage entspricht auch der Quarantänedauer für den betroffenen Bestand, nachdem die erkrankten Tiere gemerzt wurden. Erst wenn beide Untersuchungen bei allen Pferden negativ waren und die vorgeschriebenen Desinfektionsmaßnahmen durchgeführt wurden, heben die Behörden die Sperre wieder auf.
Prof. Schusser: „Flächendeckende Untersuchung sinnvoll“
Um erkrankte Pferde frühzeitig zu erkennen, hält Prof. Schusser eine jährlich Untersuchung aller Pferde mittels Coggins-Test für sinnvoll. Einen Weg, den Italien geht, um das Virus aus zu verbannen.
Ähnlich wie bei der Tierseuchenbekämpfung im Nutztierbereich, müsste sich seiner Meinung nach die Tierseuchenkasse an den Untersuchungskosten beteiligen, um die Akzeptanz bei den Pferdebesitzern zu erhöhen.