(jh) – In Deutschland gilt der H5N8-Geflügelpestausbruch aus dem letzten Jahre als abgeschlossen. Dagegen breiten sich in den USA hochpathogene Geflügelpestviren vom Typ H5 scheinbar unaufhaltsam aus: 163 H5-Fälle in Geflügelhaltungen und bei Wildvögeln meldeten die US-Behörden seit Dezember 2014. Über 33,8 Millionen Stück Geflügel wurden getötet, die große Mehrheit Hühner (über 80%), gefolgt von Puten (18%). Auch 60 Fälle bei Wildvögeln wurden gemeldet. Der Bundesstaat Iowa – die Geflügelhochburg der USA – hat den Notstand ausgerufen.
(Inzwischen sind 45 Mio Hühner und Puten tot – einen aktuellisierten Bericht zur Lage in den USA finden sie hier)
Rund 27 Millionen Hühner und Puten sollen allein in Iowa getötet werden oder sind es bereits (Stand der Zahlen 14.5.2015 – sie steigen täglich). In dem Bundesstaat haben die größten Eierproduzenten der Vereinigten Staaten ihren Sitz. Einzelne der betroffenen Farmen halten bis zu 5,7 Millionen Hühner; Betriebe mit mehreren 100.000 Tieren sind keine Seltenheit. Womöglich werden fast ein Drittel der rund 60 Millionen eierlegenden Hühner vernichtet. Iowa steht auch bei der Truthahnproduktion (Puten) in den USA auf Platz neun.
Die Karte zeigt die Verteilung der H5-Ausbrüche über alle Bundesstaaten. Die US-Behörden ordnen die Ausbrüche dabei den „Flyways“ von Wildvögeln zu.
Eine detaillierte Liste mit Ort/Bundesstaat, vermutetem Übertragsungsweg (Flyway) und der Geflügelart/Zahl der betroffenen Tiere veröffentlicht das US-Landdwirtschaftsministerium (USDA) hier. Besonders betroffen (gemessen an den Tierzahlen) sind der bereits erwähnte Bundesstaaten Iowa und Minnesota (rot eingekreist).
Sind Wildvögel verantwortlich?
Kritiker der These, dass vor allem Wildvögel für die Ausbreitung verantwortlich seien, gibt es aber auch in den USA. Sie veröffentlichen Karten, in denen sie die Bundesstaaten mit nachgewiesenen Fällen bei Wildvögeln (Karte 1) der Ausbreitung in Nutztierhaltungen gegenüberstellen (Karte 2 – entspricht in etwa dem rot eingekreisten Gebiet der USDA-Karte) – Quelle: Novel Infectious Diseases). Die Frage lautet, warum ist gerade Iowa – als Bundesstaat bisher ohne Fund von infizierten Wildvögeln – so besonders stark betroffen?
Risikofaktor: mangelnde Hygiene
Bei den H5N8-Ausbrüchen in Europa ging die Europäische Lebensmittel-Agentur (EFSA) von zwei voneinander unabhängigen “Geschehen” aus: Erstens dem Weg des Virus aus Asien nach Europa wahrscheinlich über Wildvögel. Und zweitens dann die Weiterverbreitung/Einschleppung des Virus aus der Umwelt in die Bestände – und zwar über andere Vektoren, ermöglicht durch Mängel bei der Biosicherheit. Diese Annahme begründet die EFSA in der Dezember-Ausgabe 2014 ihres Journals.
Für die USA dürfte ein ähnlicher Verbreitungsweg gelten: Verteilung über Wildvögel entlang des Mississippi-Flyway und dann Einschleppung in die Bestände und eine Weiterverbreitung von Bestand zu Bestand durch Hygienemängel.