In den Salmonellen-Skandal um die Firma Bayern-Ei ist nach neuesten Erkenntnissen auch ein Amtstierarzt des Landkreises Straubing-Bogen verwickelt. Er soll das Unternehmen vor Kontrollen gewarnt haben und wurde festgenommen.
(aw) – Die Produktionsstätten von Bayern-Ei-Chef Stefan Pohlmann stehen schon seit Längerem wegen Hygienemängeln im Visier der Behörden. Unrühmlicher Höhepunkt waren mindestens 78 Salmonelleninfektionen bei Menschen in Österreich und England zwischen Juni und September 2014. Einer der Infizierten – ein Rentner – ist sogar an den folgen der Erkrankung gestorben.
Proben manipuliert?
Der Mitarbeiter des Veterinäramtes, gegen den der Haftbefehl erlassen wurde, befindet sich bereits in Untersuchungshaft. Ihm wird Beihilfe zu fahrlässiger Körperverletzung in 40 Fällen vorgeworfen, in einem Fall mit Todesfolge. Der Haftbefehl war nach Ansicht des zuständigen Staatsanwalts nötig, da ein dringender Tatverdacht besteht und eine Verdunklungsgefahr nicht ausgeschlossen werden kann. Der Mann hat laut Aussage der Staatsanwaltschaft bereits ein Fehlverhalten zugegeben. Ob es sich dabei um die Bestätigung des Vorwurfs handelt, dass der Tierarzt die Betreiber vor Hygienekontrollen gewarnt haben soll, sagte der Sprecher allerdings nicht. Dem Tierarzt wird außerdem vorgeworfen, mindestens eine der entnommenen Proben manipuliert zu haben.
Bayer-Ei: Vorwurf des gewerbsmäßigen Betruges
Stefan Pohlmann, der Besitzer und bisherige Geschäftsführer von Bayern-Ei, ist bereits seit August 2015 inhaftiert. Ihm drohen bis zu 15 Jahre Haft. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, die Eier aus seinen Betrieben als Güteklasse A verkauft zu haben, obwohl er von der Salmonellenproblematik wusste: Gewerbsmäßiger Betrug in 256 Fällen. Eventuell wurden zudem über Jahre hinweg Haltbarkeitsdaten gefälscht. Doch ob der neue Geschäftsführer, Sören Mohr, Ordnung ist den Betrieb bringen kann, erscheint fragwürdig. Mohr hat im Zusammenhang mit der Führung eines Geflügelhofs in Schleswig-Holstein ebenfalls aufgrund mangelhafter hygienischer Zustände Bekanntschaft mit der norddeutschen Justiz gemacht.
Wer hat die politische Verantwortung?
Auch die Bayrische Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf muss im Zusammenhang mit Bayern-Ei Kritik einstecken. Sie hatte behauptet, da die Bayern-Ei-Eier aus Käfighaltung stammen, gelängen sie nicht als Frischeier in deutsche Supermärkte. Journalisten konnten mit gezielten Recherchen nachweisen, dass diese Eier sehr wohl in Supermärkten auftauchen. Darüber hinaus wird Scharf vorgeworfen, keine öffentliche Warnung heraus gegeben zu haben, nachdem bekannt geworden war, dass die Eier mit Salmonellen kontaminiert sein könnten.
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