Haustiermarkt wächst: Mehr Umsatz bei Futter, Zubehör und auch Medikamenten

Kostbare Begleiter: Die Haustierzahlen in Deutschland wachsen – und mit ihnen die Umsätze bei Futter, Zubehör und auch Medikamenten (Foto: © WZF/Heiko Stahl)

Der Markt für Tierarzneimittel wächst weiter und hat in Deutschland die 800 Millionen Euro-Marke übersprungen. Das liegt vor allem am Kleintierbereich, denn dort steigen auch die Tierzahlen deutlich. Auch das Umsatzverhältnis Hobbytier zu Nutztier hat sich inzwischen zugunsten der Haustiere verschoben: Es lag 2017 bei etwa 53 zu 47 Prozent. Mit dem Rückgang des Antibiotikaeinsatzes in der Nutztiermedizin stagniert auch der Umsatz mit Antiinfektiva insgesamt. 

(jh) – Mit einem Wachstum von 2,9 Prozent entwickelte sich der Tierarzneimittelmarkt in Deutschland im Jahr 2017 zufriedenstellend, meldet der Bundesverbandes für Tiergesundheit e.V. (BfT). Wesentlicher Treiber des Wachstumsauf 811 Millionen Euro Umsatz (Vorjahr: 788 Mio Euro) war einmal mehr der Kleintierbereich. Dort werden inzwischen 53 Prozent der Tierarzneimittelumsätze erzielt (Nutztiere: 47 Prozent). Vor neun Jahren (2009) entfielen noch 52 Prozent der Arzneimittelausgaben auf Nutztiere und 48 Prozent auf Hobbytiere.

Wachstumsmarkt Heimtierbranche

Dafür gibt es mehrere Gründe: Der Stellenwert der Hobbytiere steigt, die Haustierhalter kümmern sich mehr um die Gesundheit ihrer Tiere, die auch immer älter werden. So wurden insbesondere mehr Medikamante zur Versorgung geriatrischer Haustierpatienten verkauft.
Außerdem wachsen die Tierzahlen bei Hund, Katze und Kleintieren weiter deutlich. So leben – nach Zahlen der Heimtierfachverbände 2017 in Deutschland 2,7 Millionen mehr Heimtiere als noch 2016 – insgesamt waren es 34,3 Millionen Hunde, Katzen, Kleinsäuger und Ziervögel. Am beliebtesten sind …

  •  Katzen – 13,7 Millionen verteilen sich auf 22 Prozent der Haushalte;
  • es folgen 9,2 Millionen Hunde in 18 Prozent der Haushalte. Das sind 600.000 mehr als noch im Jahr 2016.
  • Auf Platz drei stehen 6,1 Millionen Kleintiere verteilt auf sieben Prozent der Haushalte. Auch ihre Zahl ist um 1,1 Millionen im Vergleich zu 2016 gestiegen.

So verteilen sich die 34,3 Millionen in Deutschland gehaltenen Heimtiere auf Tierarten und Haushalte. (Grafik: © ZZF/IVH)

Tierhalter geben fast fünf Milliarden Euro für Haustierbedarf aus

Damit lebt in fast jedem zweiten Haushalt ein Heimtier, während noch vor zehn Jahren nur in ungefähr jedem dritten Haushalt ein Tier gehalten wurde. 4,838 Milliarden Euro gaben die Tierhalter 2017 für Heimtiernahrung und –bedarf aus – den größten Teil für Fertignahrung (3,173 Milliarden Euro), gefolgt von Bedarfsartikeln und Zubehör (987 Millionen Euro) sowie 580 Millionen Euro, die im Online-Bereich umgesetzt wurden und 98 Millionen Euro für Wildvogelfutter (Zahlen: ZZF/IVH).

430 Millionen Euro Arzneimittelumsatz mit Hobbytieren

Die 811 Mio. Euro Umsatz mit Tierarzneimitteln für Nutz- (47 %) und Hobbytiere (53 %) zusammen nehmen sich daneben fast bescheiden aus (Schätzung auf Basis der BfT-Umsatzerfassung).
Im Nutztierbereich – wo die Tierzahlen zuletzt weitestgehend konstant waren – gewinnt ein aktives Tiergesundheitsmanagement weiter an Bedeutung. Das zeige sich in der positiven Entwicklung des Impfstoffsegmentes (in der Grafik unter Antinfektiva) als ein Zeichen stärkerer Prävention, ordnet BfT-Geschäftsführerin Dr. Sabine Schüller die Umsatzzahlen ein. Das deutliche Marktwachstum bei den pharmazeutischen Spezialitäten ergebe sich aus Innovationen vor allem im Kleintierbereich.

Wachstumstreiber Hobbytiere: Knapp drei Prozent Umsatzplus bei Tierarzneimitteln im Jahr 2017. (Grafik: © BfT)

Weniger Antibiotika in der Tiermedizin

Die Anwendung von Antibiotika in der Veterinärmedizin hat sich in den letzten 10 Jahren deutlich reduziert. So hatten die Antinfektiva 2007 noch 32 Prozent Umsatzanteil (201 Mio. Euro) am Gesamtmarkt; in 2017 waren es nur noch 19 Prozent (151 Mio Euro). In Tonnen liegt der Rückgang seit 2011 bei über 56 Prozent: von 1.706 auf 742 Tonnen.– Tabelle mit Übersicht der Zahlen hier. Auslöser ist ein gestiegenes Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Antibiotika und ab 2014 auch (staatliche) Maßnahmen zur Reduktion der Anwendung von Antibiotika im Nutztierbereich.

BfT fordert wissenschaftsbasierte Entscheidungen

Weitere Maßnahmen zur Kontrolle der antimikrobiellen Resistenzentwicklung und die entsprechend überarbeiteten regulatorischen Rahmenbedingungen – Stichworte Tierärztliche Hausapothekenverordnung (TÄHAV) und das EU-Tierarzneimittelrecht – seien Themen, die den Handlungsrahmen der Tiergesundheitsindustrie über einen langen Zeitraum bestimmen werden, erklärte der BfT-Vorsitzende Jörg Hannemann. Der Verband fordert wissenschaftsbasierte Entscheidungen, um einen stabilen und angemessenen Rahmen durch die Gesetzgebung zu schaffen.
Viele Fragen der Tierärzte zur genauen Interpretation der überarbeiteten TÄHAV bei der Anwendung von Antibiotika beschäftigen die Unternehmen in diesem Frühjahr besonders intensiv. Eine unmittelbare Aufklärung mit vertieften Auslegungshinweisen durch die Veterinärbehörden hätte der breiten Verunsicherung vorbeugen können.

Quellen:
BfT Pressemeldung Tierarzneimittelmarkt 2017
BfT-Grafik Tierarzneimittelmarkt Deutschland 2017
Heimtierzahlen in Deutschland 2017 – ZZF-Pressemeldung

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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