Dass Bayer aus dem Geschäft mit Tierarzneimitteln aussteigen will, wurde schon 2016 angedeutet. Jetzt bestätigt der Konzern, was vor wenigen Wochen noch Spekulation war: Den Verkauf der Tiergesundheitssparte an Elanco – für rd. 6,8 Mrd. Euro.
(jh) – Dass Bayer einen Käufer für seine Tiergesundheitssparte sucht, war zuletzt immer deutlicher geworden. Vor allem US-Finanzmedien berichteten (u.a. hier) darüber. Die Frage war: Kommt ein Finanzinvestor zum Zuge, möglicherweise in Kombination mit chinesischen Unternehmen? Oder kommt es zur nächsten großen Übernahme innerhalb der Branche selbst?
Jetzt bestätigten Bayer und auch Elanco die Übernahme der Bayer Tiergesundheitssparte durch Elanco Animal Health.
Der US-Mutterkonzern von Elanco – Eli Lilly – hatte die Tierarzneimittelsparte erst im Herbst 2018 als eigenständiges Unternehmen an die Börse gebracht (wir-sind-tierarzt-Bericht hier). Zuvor war Elanco durch Zukäufe gestärkt worden, etwa die Übernahmen der Schweizer Novartis 2015 und von Lohmann Animal Haelth 2014.
Mehr über das Warum und andere Tierpharma-Fusionen in einem wir-sind-tierarzt-Bericht aus 2016
Elanco wird zum zweitgrößten Tierarzneimittelhersteller
Die neue Kombination aus Bayer und Elanco wird – mit etwa 4,8 Milliarden Dollar Umsatz – zum zweitgrößten Tierarzneimittelhersteller der Welt. Auf Platz eins steht unangefochten Zoetis, die ehemalige Pfizer-Tiergesundheitssparte (mit zuletzt rund 5,8 Milliarden Dollar Umsatz).
Elanco verdrängt damit Boehringer-Ingelheim knapp in der Rangliste der Großen auf Platz drei. Der deutsche Konzern war selbst erst 2016 durch die Übernahme der umsatzstärkeren Sanofi-Tochter Merial aufgestiegen.
Bundesverband praktizierender Tierärzte wenig begeistert
„Damit verschwindet ein urdeutsches Unternehmen von der Bildfläche“, erklärt bpt-Geschäftsführer Heiko Färber gegenüber der Nachrichtenagentur dpa (hier Abdruck in Die Welt). Die Marktkonzentration nehme weiter zu und der Einfluss ausländischer Konzerne steige. Dadurch komme die geltende Verschreibungspflicht von Tierarznei in Deutschland unter Druck.
Färber fürchtet, dass Europa als Markt an Bedeutung für Tiermedizin verliere und sich Konzerne wie Elanco und Zoetis noch stärker am Bedarf in Amerika und Asien ausrichten. „Perspektivisch könnten Investitionen fehlen, um Präparate auch für den europäischen Markt mit seinen aufwendigen Zulassungsverfahren zu entwickeln“, zitiert ihn dpa.
Die beiden Konzerne betonen, dass sich die Geschäfte ergänzten: Von der Kombination aus Elancos starker Beziehung zu Tierärzten und der führenden Rolle von Bayer im Einzel- und Onlinehandel würden letztlich all Kunden profitieren.
Bis zu fünf Jahre Kündigungsschutz
Die Beschäftigten von Bayer Animal Health GmbH blieben gemäß der Erklärung zur „Zukunftssicherung Bayer 2025“ bis Ende 2025 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt und werden zu vergleichbaren Konditionen weiterbeschäftigt, heißt es in der Bayer-Pressemeldung. Für Beschäftigte der KVP Kiel und der Vertriebsgesellschaft Bayer Vital gelte ein nicht ganz so langer Schutz. 4.200 Bayer-Mitarbeiter wechseln insgesamt zu Elanco.
Bayer-Verkauf schon 2016 angedeutet
Schon 2016 hatte der neue Bayer-Chef Werner Baumann die Zukunft der Bayer-Tiergesundheitssparte skizziert. Entweder selber wachsen, um im Konzert der ganz Großen mitspielen zu können („ein potenzielles Expansionsfeld“). Oder man müsse sich die Frage stellen, ob diese Geschäfte bei Bayer noch am besten aufgehoben seien.
Die Wirtschaftsjournalisten von Reuters schrieben daraufhin, Bayer plane die Tiergesundheitssparte zu verkaufen, wenn man nicht zügig einen Übernahmekandidaten finde. Das hat sich bestätigt.
Kaufpreis in bar und in Aktien
7,6 Milliarden US-Dollar – soviel bringt der Verkauf den Leverkusenern. Die Summe besteht zu 5,3 Milliarden US-Dollar aus einer Barkomponente, die – so die Pressemitteilung – noch „transaktionstypischen Kaufpreisanpassungen“ unterliege. Hinzu kämen 2,3 Milliarden US-Dollar in Elanco-Aktien.
Abschluss der Transaktion in 2020
Mit dem Abschluss der Veräußerung rechnen die beiden Konzerne bis Mitte 2020 – wie üblich bei solchen global relevanten Firmenübernahmen nachdem die Wettbewerbsbehörden diese genehmigt haben. Bayer beabsichtigt nicht, die Aktienanteile an Elanco zu halten: Man werde sich zu gegebener Zeit von diesen trennen, heißt es in der Pressemeldung.
Bayer braucht Geld für die Monsanto-Übernahme
Die Trennung vom Animal-Health-Geschäft ist die größte Transaktion in einer Reihe von „Portfoliomaßnahmen“, die Bayer im November 2018 angestoßen hatte. Zuvor hatte das Unternehmen bereits den Verkauf der Consumer-Health-Marken Coppertone und Dr. Scholl’s sowie seiner 60-prozentigen Beteiligung am deutschen Standortdienstleister Currenta angekündigt. Analysten sehen diese Verkäufe vor allem als wichtigen Schritt, um die relativ hohe Finanzverschuldung Bayers nach der Übernahme des US-Saatgutkonzerns Monsanto zu reduzieren. Zuletzt waren es knapp 39 Mrd. Euro Schulden.