Ein eindeutiges Testverfahren erlaubt die Diagnose des Erregers des epidemischen Ferkelzitterns. Das auslösende atypische Pestivirus läßt sich auch in äußerlich gesund erscheinenden Tieren (Speichel und Ebersperma) nachweisen. Eine sexuelle Übertragung der Erkrankung sei wahrscheinlich, meldet die Vetmeduni Wien. Die gravierenden Zitter-Symptome zeigen Videos.
(PM/jh) – Atypische porzine Pestiviren (APPV) verursachen während der Trächtigkeit im Mutterleib neurologische Schäden bei Ferkeln, so dass krankhaft zitternde Ferkel geboren werden. Entdeckt haben die Viren US-Forscher am Iowa State University Veterinary Diagnostic Lab (ISUVDL). Für Österreich wies jetzt auch ein Forscherteam der Vetmeduni Wien die APP-Viren als Erreger in Zitterferkeln und Ebersperma nach.
Virusnachweis in Ebersperma
Da inzwischen Sequenzen von atypischen Pestiviren bekannt sind, lassen sich die Viren mit den üblichen molekularbiologischen Methoden, wie der Polymerase-Kettenreaktion oder Antikörpern, finden. Diese Nachweisverfahren bestätigten in Österreich aber nicht nur, dass das Virus in den erkrankten Ferkeln zu finden ist, sondern wiesen den Erreger auch im Speichel und im Sperma von bereits geschlechtsreifen Schweinen nach. Damit scheint belegt, dass das Virus dauerhaft in manchen Tieren persistiert – auch ohne Symptome. Da der Erreger selbst im Sperma eines ehemaligen Zitterferkels nachgewiesen werden konnten, sei eine sexuelle Übertragung der Erkrankung wahrscheinlich.
Virus stört Entwicklung des ZNS
Das Virus wird auf die Ferkel während der Trächtigkeit übertragen und stört wahrscheinlich die Entwicklung des zentralen Nervensystems. Darauf lassen auch eindeutige Veränderungen der Nervenfasern schließen. Antikörper gegen das Virus kommen zwar im Muttertier vor, werden jedoch aufgrund der anatomischen Beschaffenheit der Gebärmutter nicht auf die Föten übertragen. Eine Infektion bei älteren Tieren verläuft höchstwahrscheinlich nahezu symptomlos, schreiben die Wiener Tierärzte.
Zitterferkel können kaum saugen
Probleme macht die Erkrankung vor allem bei Ferkeln. „Das angeborene Zittern erschwert den Ferkeln von der ersten Minute an das Leben“, sagt Lukas Schwarz, Veterinärmediziner der Wiener Universitätsklinik für Schweine und Erstautor der österreichischen Untersuchung. Der Tremor könne so heftig sein, dass die Ferkel nicht an den Zitzen der Muttersau saugen könnten. Gerade die Versorgung mit der Muttermilch sei jedoch in den ersten 24 Stunden überlebenswichtig. „Ohne den ersten Schluck Muttermilch ist die Überlebenschance der Ferkel sehr gering“, erklärt Schwarz.
Quellen:
Erregernachweis in Österreich – Pressemeldung Vetmeduni Wien (13.1.2017)
Originalveröffentlichung im Journal Veterinary Research (6.1.2017)
Erregernachweis Deutschland – TiHo-Pressemeldung (6/2016)
Erregernachweis USA (9/2015)
Zitterferkel im Video der iowa state university