StIkoVet rät: Pferde gegen West-Nil-Virus impfen

Die Ständige Impfkommission rät, zukünftig Pferde in ganz Deutschland gegen das West-Nil-Virus zu impfen. erste Infektionen gab es i (Bild: Henrik Hofmann)Die Ständige Impfkommission rät, zukünftig Pferde in ganz Deutschland gegen das West-Nil-Virus zu impfen. (Bild: Henrik Hofmann)

Nachdem in Brandenburg sowie in Sachsen-Anhalt bei zwei Pferden das West-Nil-Virus diagnostiziert wurde, reagiert nun die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) mit einer Impfempfehlung. Bis zu 50 Prozent betroffener Pferde könnten daran sterben.

(PM/hh) – Anfang September 2018 wurden erstmalig im östlichen Teil Deutschlands Infektionen mit dem West-Nil-Virus (WNV) bei Vögeln diagnostiziert, Ende September auch bei zwei Pferden in Brandenburg sowie in Sachsen-Anhalt. Angesichts der Erfahrungen, die in europäischen Nachbarländern und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) mit West-Nil-Virus- Infektionen gemacht wurden, ist davon auszugehen, dass das Virus sich in den kommenden Jahren weiter in Deutschland ausbreiten wird. Ausgehend von New York City breitete sich damals die Epidemie rasch über die gesamten Vereinigten Staaten aus. Insgesamt wurden zwischen 1999 und 2017 in den USA knapp 30.000 equine WNV-Fälle berichtet. Auffällig ist die starke Häufung in den ersten Jahren. Auf dem Höhepunkt der Epidemie kam es alleine im Jahr 2002 zu über 15.000 berichteten WNV-Fällen. Seit 2002, dem Jahr in dem ein erster Veterinärimpfstoff zugelassen wurde, sanken die Fallzahlen bei Pferden auf derzeit ca. 300 Fälle pro Jahr.

Grundimmunisierung vor Beginn der nächsten Mückensaison

Die Infektion verläuft bei Pferden häufig subklinisch. Bei etwa 8 Prozent  der infizierten Pferde kommt es aber zu neurologischen Symptomen. Diese Verlaufsform geht mit einer hohen Letalität von ca. 30 bis 50 Prozent einher. Überlebende Pferde zeigen häufig bleibende Schäden. Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) empfiehlt daher, Pferde in den bereits betroffenen Gebieten gegen WNV zu impfen. In diesen Gebieten sollte die Grundimmunisierung vor Beginn der nächsten Mückensaison, d.h. vor Ende Mai 2019, abgeschlossen sein. In Abhängigkeit vom weiteren Seuchengeschehen ist mittelfristig eine flächendeckende Impfung von Pferden im gesamten Bundesgebiet anzustreben. Die Einführung einer Pflichtimpfung ist aus Sicht der StIKo Vet nicht sinnvoll.

Von Mücken übertragen

WNV wird von Mücken übertragen. Reservoirwirte sind Vögel. Während bei Sperlingsvögeln, z.B. Hausspatzen,
hohe Virustiter beobachtet werden, ohne dass sie klinische Veränderungen zeigen, erkranken Greifvögel und
Krähenartige oft schwer und häufig mit tödlichem Ausgang. Neben dem Menschen – wir berichteten hier –  sind vor allem Equiden empfänglich für WNV. Im Gegensatz zu Vögeln entwickeln sich bei Menschen und Pferden während der virämischen Phase nur relativ niedrige Virustiter.

Maßnahmen zur Bekämpfung der Vektoren (Mücken)

Die einfachste und wirksamste Methode zur Reduzierung der erwachsenen Mückenpopulation ist die Verwendung von Insektiziden. Zudem sollten sich die Maßnahmen auf die Bekämpfung der Brutstätten der Mücken konzentrieren, um die Zahl der Mückenlarven so weit wie möglich zu minimieren.

  • Das Wasser in Trinkbehältern sollte am besten täglich, mindestens aber aller vier Tage gewechselt werden.
  • Alle Gefäße oder mögliche Behältnisse, in denen sich Wasser sammeln könnte (alte Autoreifen, Eimer usw.) sind aus der Umgebung der Pferde zu entfernen; generell ist auf ein sauberes Umfeld der Pferde zu achten.
  • Deckel von Behältern und Containern sollten geschlossen bleiben.
  • Gräben und Erdrinnen sind regelmäßig zu reinigen, damit kein stehendes Gewässer entstehen kann.
  • Sofern verfügbar und zugelassen, kann das Einsetzen von mückenfressenden Fischen in Teiche oder andere stehende Gewässer erwogen werden.

Maßnahmen zur Reduzierung der Mückenexposition

  • Weidegang nur außerhalb der Schwärmzeiten der Mücken.
  • Ausschalten aller Lichter während der Nacht, die die Mücken anziehen könnten; alternativ können fluoreszierende Lampen verwendet werden, da diese Insekten nicht anziehen.
  • Anbringen von mückensicheren Insektengittern an den Stallfenstern.

Eine Liste zugelassener Impfstoffe ist hier zu finden.

Quelle und weitere Informationen: LTK Hessen / StIKoVetZoetis

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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