EU: Prophylaktischer Antibiotikaeinsatz bei Tieren ab 2022 strenger geregelt

Ab 2022: Keine antibiotische Prophylaxe bei Tiergruppen in der EU (Foto:©WiSiTiA/aw)

Ab 2022 soll es EU-weit verboten sein, Antibiotika in Tiergruppen prophylaktisch einzusetzen. Die entsprechende Vereinbarung wurde am 25.10.2018 verabschiedet und muss nun vom Ministerrat bestätigt werden, was als sicher gilt.

Während es in Deutschland und einigen anderen Ländern schon jetzt nicht mehr erlaubt ist, Tiergruppen prophylaktisch mit Antibiotika zu behandeln, etwa früh abgesetzte Ferkel zur Verhinderung von Durchfallerkrankungen, bestand auf EU-Ebene noch keine Einschränkung.

Kommission setzt WHO-Leitlinien um

Die Kommission setzt mit dem neuen Gesetz die Leitlinien der WHO aus dem vergangenen Jahr um, die ein Verbot prophylaktischer Behandlungen beinhalten. Auf diese Art verspricht man sich einen abnehmenden Einsatz von Antibiotika in der landwirtschaftlichen Nutztierhaltung, denn in der EU werden geschätzte zwei Drittel und weltweit sogar 73 Prozent alle verbrauchten Antibiotika in der Tierhaltung eingesetzt. Die prophylaktsiche Behandlung gesunder Tiere ist in diesem Zusammenhang besonders brisant.

Eine prophylaktischen Behandlung von Einzeltieren unter besonders kritischen Bedingungen ist weiterhin möglich, ebenso die metaphylaktischen Behandlung einer Tiergruppe, wenn bereits einzelne Tiere erkrankt sind und eine hohe Ansteckungsgefahr besteht.

Geringe Besatzdichen, robuste Rassen = weniger Antibiotika

Die Organisation „Compassion in World Farming“ arbeitet schon jetzt mit der Lebensmittelindustrie an Alternativen in der Tierhaltung, die den Einsatz von Antibiotika vermindern sollen. Dabei kommen immer die gleichen Aspekte zum Tragen: Verminderung der Besatzdichte und Verwendung robuster Rassen. Ein aktuelles Projekt aus den Niederlanden hat ergeben, dass Broiler, die nicht ganz so schnell wachsen dreimal weniger Antibiotika benötigen, um gesund durch die Mast zu kommen, als schnell wachsende Rassen.

Compassion hat außerdem ein Konzept zum verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika entwickelt (ASP), das Firmen helfen soll, den Einsatz von Antibiotika zu regulieren.

Ines Ajuda, Wissenschaftlerin aus dem Bereich Lebensmittelhandel erläutert: „Wenn ein Betrieb ein hohes Maß an Tiergesundheit aufweist, das auf gutem Management und dem Wohlergehen der Tiere basiert, dann ist es möglich, den Antibiotikaeinsatz zu reduzieren oder ganz darauf zu verzichten.“

Sonderfall Großbritannien

Da die Regelung Großbritannien nicht mehr betreffen wird, falls das Land planmäßig die EU verlässt, ist es möglich, dass sich dort die Landwirte und Tierärzte gegen die Umsetzung eine Verbots prophylaktischer Behandlungen wehren werden. Bereits im Vorfeld haben sich Vertreter Großbritanniens kritisch zum Verbot prophylaktischer Gruppenbehandlungen von Tieren geäußert.

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