Hygiene first – aus den USA kommen zwei Checklisten zur Reinigung der Tränkeeimer und Kälberiglus/boxen. Wichtiger als die Hochdruckreinigung ist es, den Biofilm mit dem richtigen pH-Wert des alkalischen Reinigers aufzulösen.
(aw) – Reinigung und Desinfektion von Kälberboxen und -iglus, sowie Tränkeeimern senkt den Infektionsdruck. Ein Landwirt sollte dazu idealerweise vorab überlegen aus welchem Material seine Kälberunterkünfte beschaffen sein sollen, erläutert Dr. Donald Sockett, Mikrobiologe an der University of Wisconsin, USA. Am besten plane man bereits beim Stallbau, wie man ihn später leicht und effektiv reinigen kann (Wasseranschlüsse, Gefälle, Rinnen).
Nicht immer der Hochdruckreiniger
Effektiv heißt übrigens nicht, dass es ein Hochdruckreiniger sein muss, wie Dr. Sockett ausdrücklich betont. Sie sind maximal für die Entfernung von grobem Schmutz geeignet. Den gefährlichen Biofilm auf den Flächen, in dem sich die Mehrheit (95%) der Keime befindet, beseitigt der Hochdruckreiniger nicht. Eine Reinigung, die genau diese Keime nicht erreicht, ist aber für die Infektionsprophylaxe wertlos.
Biofilme setzen sich aus Kohlenhydraten, Eiweißen und Fetten zusammen, einem Milieu, das der Zusammensetzung von Milch sehr ähnlich ist. Daher sollte die Reinigung von Tränkeeimern und Ställen nach dem gleichen Prinzip erfolgen wie die Reinigung der Melkanlage.
Checkliste Tränkeeimer
Dr. Sockett hat eine Checkliste für die Reinigung von Tränkeflaschen und -eimer zusammengestellt.
- groben Schmutz entfernen
- mit lauwarmem Wasser (ca. 30°C) vorspülen
- von Hand mit einer Bürste etwa zwei bis drei Minuten mit einer Mischung aus heißem Wasser (60°C) und einem alkalischen chlorhaltigem Reiniger mit einem pH von 11-12 säubern
- mit kaltem Wasser ausspülen
- ein zweites Mal ausspülen, diesmal mit einer Mischung aus kaltem Wasser, einem sauren Reiniger (pH 2-3) und einer 50ppm Chlordioxid-Lösung
- trocknen lassen
- etwa zwei Stunden vor dem Gebrauch nochmal mit mit der Chlordioxid-Lösung desinfizieren
Wichtig dabei: Hat der alkalische Reiniger („Seife“) auch tatsächlich einen pH von 11-12. Der ätzenden Effekt ist nötig, um Fette zu emulgieren und Kohlenhydrate und Eiweiße zu lösen. Das anschließende Nachspülen mit einer Säure soll vor allem abgelagerte Mineralien und Kalk (je nach Härtegrad des Wassers) entfernen.
Checkliste Boxen und Iglus
Für Kälberboxen, -iglus und Transportfahrzeuge hat der Mikrobiologe ein ebenfalls recht aufwändiges Reinigungsschema erarbeitet um sicherzugehen, dass tatsächlich so wenig wie möglich potentiell krankmachende Keime überleben können.
- groben Schmutz, Einstreu und Futterreste entfernen
- mit Wasser einweichen – dazu keinen Hochdruckreiniger verwenden, wenn dies zur Kontamination anderer Ställe bzw. zur Verteilung potentieller Krankheitserreger in andere Boxen (Spritzwasser) führen kann
- alkalische Reiniger (pH 11-12) mit Spritze aufbringen
- mit Wasser einweichen
- mit Wasser abspülen
- sauren Reiniger (pH 3-4) mit Spritze aufbringen
- mit Wasser einweichen
- mit Wasser abspülen
- trocknen lassen
- desinfizieren
Handspritze statt Rückenspritze
Für das Aufbringen der Reinigungsmittel empfiehlt Dr. Sockett eine Handspitze und keine Rückenspritze. So könnten die Mittel gezielter (ohne Schlauch) aufgebracht werden und sich Reinigungsflüssigkeiten nicht so leicht entmischen. Für die Umwelt sei es ebenfalls besser, wenn Reinigungsmittel nicht exzessiv, sondern gezielt eingesetzt werden.
Die Reinigungsbürsten sollten mindestens alle drei Monate gewechselt werden, bei hohem Gebrauch sogar monatlich.
Alle diese Vorkehrungen sind aus Sicht von Dr. Sockett nötig, um so viele pathologischen Keime wie möglich aus der Umgebung der Tiere zu entfernen und so das Krankheitsrisiko – und den Antibiotikaeinsatz zu senken.
Die BBC berichtet über den Zusammenhang von Hygiene und erfolgreicher Reduzierung des Antibiotikaeinsatzes