Die Eutergesundheit der Kühe ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für jeden Milchviehbetrieb. Risikofaktoren für eine Mastitis sind schlampige Hygiene, Aufbau und Pflege der Liegeboxen sowie falsch platzierte Ventilatoren.
(aw) – Nigel Cook, Professor an der University of Wisconsin (USA) und Spezialist für Rinderhaltung, wählt klare Worte: „Wer nicht in der Lage ist, Zitzen vor dem Melken zu säubern und zu trocknen, sollte seine Berufswahl gründlich überdenken.“ Hygiene ist entscheidend, um die für jeden Milchviehbetrieb auch wirtschaftlich so wichtige Eutergesundheit zu sichern. „Wir müssen vermeiden, dass Bakterien durch die Zitzen ins Euter gelangen können“, betont Cook. Grob zusammengefasst müssen deshalb Kühe und ihre Umgebung sauber gehalten werden, das Melkzeug sollte nur mit trockenen, sauberen Zitzen in Kontakt kommen und die Liegeboxen groß genug, komfortabel und trocken sein.
Oft übersehen: die Liegeboxenkante
Gerade Aufbau und der Pflege der Liegeboxen seien ein wichtiger Faktor für gesunde Euter, erläutert Cook. Sie müssten auf alle Fälle so großzügig bemessen sein, dass die Kühe sie gerne annehmen. Damit sie sich aber nicht zu weit in die Boxen stellen können – und so hinein koten oder urinieren – sollte der Nackenriegel entsprechend angebracht sein (in Deutschland immer häufiger ein einfacher Gurt, der die Kühe beim Aufstehen weniger behindert als ein Nackenriegel).
Wichtig ist aus Cooks Sicht außerdem die Beschaffenheit des hinteren Abschlusses der Liegebox: Kühe stehen ungern mit den Hinterbeinen auf erhöhten, abgerundeten oder schrägen Kanten, sagt der US-Professor. Um solche Kanten zu meiden, stellen sich die Kühe deshalb lieber diagonal in die Boxen – und so kommt es häufiger zur Verschmutzung mit Kot und Urin.
Matratze: Kein Kompost oder Festmist
Die kontinuierliche Boxenpflege ist unabhängig vom Einstreumaterial wichtig, um das Bakterienwachstum zu verringern.
In den USA gelten Tiefboxen mit Sandeinstreu als beste Wahl. Und das sowohl im Bezug auf Liegekomfort als auch auf Sauberkeit, denn Sand ist anorganisch und verhindert das Wachstum von Bakterien. Die Tiefboxen müssen aber regelmäßig gepflegt und normalerweise muss zwei Mal pro Woche Sand nachgefüllt werden. Der ausgetretene Sand wird in der Regel technisch wieder von der Gülle getrennt, ausgewaschen und erneut als Einstreu eingesetzt.
Von Kompost oder Festmist, der in Deutschland mittlerweile häufig in Tiefboxen verwendet wird, hält Cook wenig, vor allem im Sommer: „Wo Kühe liegen, entsteht Wärme“, erläutert er „und außerdem bildet sich Feuchtigkeit.“ Diese Bedingungen schaffen ein günstiges Klima für Bakterien. Sand könne leicht mit entsprechenden Werkzeugen aufgelockert und durchlüftet werden, das sei in Kompostboxen eher schwierig.
(Mehr Informationen zu Liegeboxen jeder Art auf der Seite liegeboxen.de)
Ventilatoren an der falschen Stelle
Eine weitere sehr effektive Möglichkeit um die Boxen trocken zu halten, ist eine gute Lüftung: „Jahrelang haben wir die Ventilatoren an den falschen Stellen im Stall angebracht“, erklärt Cook. Wichtig sei gerade bei warmen Temperaturen, dass über den Liegeboxen höhere Luftgeschwindigkeiten erreicht werden. Diese kühlen nicht nur die Kühe, sondern sorgen auch dafür, dass die Einstreu besser abtrocknen kann – Voraussetzung für eine wichtige „Kausalkette“: Durch trockenere Einstreu verbessert sich das Mikroklima in den Boxen; das erschwert wiederum das Bakterienwachstum; weniger Bakterien bedeuten letztlich eine geringere Gefahr von umweltassoziierten Euterentzündungen.
Da mit zunehmender Leistung auch die Wärmeproduktion der Kühe steigt, hält Cook die Abkühlung mittels im Liegebereich platzierter Lüfter/Ventilatoren für die wichtigste Maßnahme im Kampf gegen umweltbedingte Euterentzündungen. Gleichzeitig senken sie den Hitzestress der Tiere, was sich in einer Zellzahlreduzierung bemerkbar mache.