In Zeiten der Afrikanischen Schweinepest wird Biosicherheit zum Überlebensfaktor für Nutztierhalter. Zuletzt hat die ASP in Rumänien einen Großbetrieb infiziert: Fast 45.000 Tiere müssen getötet werden. Dass selbst moderne Sauenanlagen mit Duschschleusen gefährdet sein können, zeigt ein spannender Hygienetest in den USA.
(aw) – Biosicherheit ist der entscheidende Faktor, um keine Infektionskrankheiten in Nutztierbestände einzuschleppen. Moderne Sauenanlagen dürfen Mitarbeiter in der Regel deshalb nur nach Einduschen und komplettem Kleidertausch betreten. Dr. Derald Holtkamp und Mitarbeiter haben an der Iowa State University (USA) untersucht, ob Einduschen allein ausreicht oder ob man das zusätzlich mit einer Trennung in reine und unreine Seite schon vor den Duschschleusen kombinieren sollte.
Für ihre Versuche wählten die Wissenschaftler einen Betrieb mit 4.000 Zuchtsauen. Die Angestellten können den Stall nur durch die Duschschleusen betreten. Der übliche „Weg“ zur Arbeit: Sie ziehen ihre Schuhe in einem Vorraum aus, laufen von da aus zur Dusche, lassen ihre eigene Kleidung in einem Spind und ziehen nach dem Duschen auf der anderen Seite betriebseigene Kleidung an.
Eine Bank als zusätzliche „Sperre“
Für den Versuch wurde vor einer Dusche für die Hälfte der Versuchszeit an wechselnden Tagen zusätzlich eine Bank als „Sperre“ aufgestellt. An dieser mussten die Mitarbeiter nach dem bekannten Prinzip ihre Schuhe ausziehen: Auf die Bank setzen, einen Schuh ausziehen und ins Regal stellen; der schuhlose Fuß darf den Boden der unreinen Seite danach nicht mehr berühren. Das Gleiche gilt dann für das zweite Bein.
Fluoreszierendes Pulver als „Keimersatz“
Fluoreszierendes Pulver diente im Versuch als „Keimersatz“. Auf der unreinen Seite verteilt (zwischen Eingang und Schuhregal) liefen die Mitarbeiter zwangsweise hindurch. Bei den Kontrollversuchen mit der Bank wurde das Pulver direkt vor dieser verteilt.
„Keime“ schaffen es durch die Dusche
Ohne Trennung durch die Bank in unreine und reine Seite war der Boden vor der Dusche erwartungsgemäß deutlich stärker mit dem fluoreszierenden Pulver kontaminiert als mit der Bank als trennender Sperre.
Hinter der Duschschleuse im Stallbereich (Messpunkt D / Grafik oben) konnten in Kombination mit der Bank in keinem Fall Spuren von fluoreszierendem Pulver nachgewiesen werden.
Aber: Bei dem betriebsüblichen Verfahren mit Abstellen der Schuhe im Vorraum ohne räumliche Trennung in reine und unreine Seite wurde in zwei Fällen „fluoreszierende Keime“ durch die Dusche bis auf die reine Stallseite verschleppt.
Schuhe ausziehen – die Fehlerquelle Nr. 1
Generell machte das Personal vor allem beim Ausziehen der Schuhe immer wieder Fehler. Besonders problematisch war dabei der Kontakt zwischen Händen und Schuhsohlen. Auf der Seite vor der Dusche (Messpunkt C) fanden die Wissenschaftler das fluoreszierende Pulver regelmäßig an Lichtschaltern, Türgriffen, den Spinden und sogar dem Duschvorhang – egal ob mit oder ohne Bank .
Dass das Pulver trotz trennender Bank auch auf deren eigentlich reiner Seite auf dem Boden nachgewiesen wurde (Messpunkt B), führen die Wissenschaftler darauf zurück, dass das Schuhregal über Bankhöhe angebracht war. So konnte möglicherweise Material auf den sauberen Boden herunterfallen.
Keimbrücke: Alle Gegenstände mit Handkontakt
Zwei Mal wurde bei der Ohne-Bank-Gruppe „fluoreszierende Keime“ auch auf der anderen Seite der Dusche im eigentlich reinen Stallbereich nachgewiesen ((Messpunkt D / Grafik oben) – einmal in minimalen Spuren, im zweiten Fall aber in einer größeren Menge.
Die Ursachenforschung ergab: Eine Mitarbeiterin war in einer etwas zu langen Hose (Bodenkontakt) zur Arbeit gekommen, sodass sich das Pulver vermutlich an den Hosenbeinen anheften konnte. Beim Ausziehen dürfte es über die Hände an Gegenstände gelangt sein (Schalter/Griffe/Duschvorhang) und wurde so letztlich durch den Duschbereich bis auf die reine Seite transportiert.
Hygiene-Tips:
Die Autoren betonen, dass der Versuch zeigt: Es ist sinnvoll, trotz Einduschen bereits vor der Dusche eine Unterteilung in reine und unreine Seite vorzunehmen. Zusätzlich sollte man darauf achten, dass durch die private Kleidung keine potentielle Keimverschleppung gefördert wird und die Mitarbeiter schulen, beim Schuhwechsel die Sohlen nicht zu berühren.