Die Spinne in der Juka-Palme ist eher eine Internetlegende. Die Zika-übetragende Mücke in der Zimmerpflanze aber ein vom Friedrich Loeffler Institut jetzt nachgewiesener Fall. Mit tropischen Zierpflanzen aus Martinique hat sich eine deutsche Reisende mindestens 13 exotische und potentiell gefährlich Mücken importiert.
(jh) – Zurück von einer Martinique-Reise (März 2016) kultivierte die Dame in ihrer Wohnung drei exotische Pflanzenmitbringsel – und brütete dabei potentiell gefährliche Stechmücken aus: Aedes aegypti, umgangssprachlich auch Gelbfiebermücke genannt, kann sowohl das Zika-Virus, als auch Dengue- und Chikungunya-Viren übertragen. Alles exotische Krankheiten, die in Deutschland noch nicht „heimisch“ sind.
Sowohl Reisende als auch Mücken wurden untersucht – glücklicherweise ohne Virus-Befund.
Geplante Zufallsentdeckung
Entdeckt wurde dieser ungewöhnliche Fall durch das „Mückenatlas“-Projekt des Friedrich-Loeffler-Institutes (FLI). Denn nachdem die Pflanzenliebhaberin im April zunächst die Mücken in ihrem Wohnzimmer einfach nur erschlagen hatte, bemerkte sie im Mai dutzende von Larven in den Pflanzenkübeln – die sie über den Abfluss entsorgte. Erst Mitte Juni fing sie dann zwei Mücken und schickte sie an das Mückenatlas-Projekt; elf weitere hatte sie eingefroren. Im Labor wurden schließlich alle Aedes aegypti-Mücke identifiziert – und auch sofort auf Zika-, Dengue- und Chikungunya-Viren untersucht.
Fliegengitter sollten Mücken im Haus halten
Nach dem Aedes aegypti-Nachweis durch das FLI-Projekt hat man alle Fenster des Hauses mit Mückennetzen gesichert – um die Insekten im Haus zu halten und eine Weiterverbreitung zu verhindern. Mückenfallen und ein gezieltes Monitoring von Wasserbehältern und -flächen rund um die Wohnung über acht Wochen zeigten, dass dies wohl Erfolg hatte: Es wurden im Umfeld weder Aedes aegypti Mückenlarven noch ausgewachsene Insekten gefunden.
Monitoring als Frühwarnsystem
Anfang des Jahrs hatte die Tierärzteschaft auf einem Expertengespräch einmal mehr davor gewarnt, dass Deutschland zum Einwanderungsland für exotische Krankheiten werden könne: Reisen und Reisemitbringsel, aber vor allem der internationale Handel können Vektoren schnell über große Entfernungen transportieren. Behördlich ist das praktisch nicht zu kontrollieren.
Das Mückenatlas-Projekt setzt als passives Monitoring-Programm deshalb auf die Mithilfe der Bevölkerung: Jeder kann Mücken „fangen“ und einsenden. Die werden dann identifiziert und kartographiert: So hofft man – wie auch in diesem Fall – exotischen Mückenarten auf die Spur zu kommen.
Parallel laufen mehrere Forschungsprojekte. Die wichtigste – und noch unbeantwortete – Frage lautet nämlich: Können einheimische Mückenarten von Exoten eingeschleppte Krankheitserreger übertragen? Das sollen zwei neue Verbundforschungsprojekte klären: Die Stechmückenforschung „CuliFo“ und das Stechmücken-Monitoring „CuliMo“.
Wer sich selbst als Mückenjäger am Monitoring beteiligen will, findet hier eine Anleitung