Forscher der TiHo Hannover haben bei Stuten den Übertragungsweg eines neuen Virus nachgewiesen. Um aber zu verstehen, welche Bedeutung das neue Virus habe, müsse das „Puzzle Stück für Stück zu vervollständigt“ werden. Das heisst: Ob es krank macht, weiß man nicht. Aber das Nicht-primate Hepacivirus ist eng mit dem für Menschen pathogenen Hepatitis-C-Virus verwandt.
(TiHo/hh) – Vor wenigen Jahren wurde ein neues Virus beim Pferd entdeckt: Das Nicht-primate Hepacivirus (NPHV). Bislang vermutet man, dass es auch beim Hund vorkommt. Ob es wirklich gefährlich ist, weiß man nicht. Das Virus ist weit verbreitet und infiziert Pferde. Die aber werden – soweit bislang bekannt – in der Regel nicht klinisch auffällig.
Klinisch unauffällig
Etwa dreißig bis vierzig Prozent aller Pferde tragen Antikörper gegen NPHV, was bedeutet, ihr Immunsystem hat sich schon einmal mit einer NPHV-Infektion auseinandergesetzt. Das sagen Studien zur Verbreitung von NPHV-Infektionen.
Bei etwa zwei bis fünf Prozent der Pferde wurde genetisches Virusmaterial im Blut nachgewiesen.
Übertragung von Stuten auf Fohlen
Die natürlichen Übertragungswege von NPHV-Infektionen zwischen Pferden sind unbekannt. Wissenschaftler der Klinik für Pferde der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) zeigten zusammen mit Forschern des TWINCORE, Zentrum für Experimentelle und Klinische Infektionsforschung, dass das Nicht-primate Hepacivirus (NPHV) von Mutterstuten auf ihr Fohlen übertragen werden kann. Wann und wie, also ob während der Trächtigkeit oder während der Geburt, ist aber weiter unbekannt.
Während der Versuche infizierten sich auch erwachsene Pferde, was den Schluß nahelegt, dass es weitere Übertragungswege geben muss.
„Hoch-brisante“ Verwandtschaft
Was das Virus für viele Wissenschaftler „hoch-brisant“ macht, ist, dass das Nicht-primate Hepacivirus (NPHV) eng mit dem für Menschen pathogenen Hepatitis-C-Virus verwandt ist. Es zeigt, dass auch nicht-Primaten – wie Pferde oder Hunde – möglicherweise ein Reservoir für diese Virus-Familie darstellen. Enge Verwandtschaft besteht unter anderem zu Flaviviren, Pegiviren und Pestiviren. Flaviviren werden durch Vektoren wie Zecken übertragen.
„Der Nachweis, dass Stuten ihre Fohlen mit dem Nicht-primaten Hepacivirus anstecken können, ist ein weiteres Teil im Puzzle zu dem Virus“, sagen die Kollegen aus Hannover. „Um zu verstehen, welche Relevanz ein neu entdecktes Virus hat, gilt es das Puzzle Stück für Stück zu vervollständigen.“
Quelle:
Pressemeldung der TiHo-Hannover
Originalpublikationen
Vertical transmission of hepatitis C virus-like nonprimate hepacivirus in horses. Gather T., Walter S., Todt D., Pfaender S., Brown R. J. P., Postel A., Becher P., Moritz A., Hansmann F., Baumgaertner W., Feige K., Steinmann E., Cavalleri J.-M. V. (2016) – Journal of General Virology, DOI: 10.1099/jgv.0.000561
The Origin of Hepatitis C Virus. Peter Simmonds