Zwei Drittel der Füchse und wohl auch der Marderhunde beherbergen Parasiten mit zoonotischem Potential. Steinmarder hingegen scheinen keine maßgebliche Rolle als Träger zoonotischer Erreger zu spielen.
(hh/PM) – Menschen und Wildtiere kommen sich in Deutschland immer näher. Land- und Forstwirtschaft oder Sport- und Freizeitaktivitäten führen dazu, dass Menschen die natürlichen Lebensräume von Wildtieren verstärkt nutzen. Gleichzeitig halten sich Wildtiere immer häufiger in menschlichen Siedlungen auf. Damit steigt auch das Risiko, dass Menschen oder Haustiere mit Erregern in Kontakt kommen die Wildtiere in sich tragen. Kritisch wird es bei Krankheiten, die zwischen Mensch und Tier übertragen werden können (Zoonosen). Sowohl aus Schleswig-Holstein als auch aus Rheinland-Pfalz gibt es dazu Zahlen.
Rotfüchse mit starkem Parasitenbefall
In Ostfriesland untersuchten Kollegen des Instituts für Parasitologie, des Instituts für Pathologie und des Instituts für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung der Tierärztlichen Hochschule Hannover (TiHo) 77 Füchse, 19 Steinmarder und sieben Marderhunde auf Viren, Bakterien oder Parasiten.
Das Ergebnis: Virale Erkrankungen wie Tollwut, Staupe und Pseudotollwut (Aujeszky-Virus) konnten die Wissenschaftler nicht finden.
Dafür traten Parasiten in größerem Umfang auf. Bei Rotfüchsen fanden sie vor allem Endoparasiten, also Parasiten, die im Körperinnern eines Wirtes vorkommen. 45,5 Prozent der untersuchten Rotfüchse waren mit dem Hundespulwurm (Toxocara canis) infiziert, 36,4 Prozent mit Haarwürmern (Capillaria spp.), 27,3 Prozent mit dem Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis), 24,7 Prozent trugen den Saugwurm (Alaria alata) in sich und bei 23,4 Prozent der Rotfüchse fanden die Wissenschaftler den Hakenwurm (Uncinaria stenocephala). Außerdem entdeckten sie verschiedene Bandwurmarten der Gattungen Taenia- und Mesocestoides sowie Kokzidien, den Peitschenwurm Trichuris vulpis und den Spulwurm Toxascaris leonina.
In den untersuchten Marderhunden wiesen die Wissenschaftler die gleichen Parasiten nach.
Fuchsbandwurm-Nachweis im langjährigen Mittel
Ähnliches berichtet das Landesuntersuchugsamt Rheinland-Pfalz. Dort wurden im vergangenen Jahr 426 verendete oder tot aufgefundene Füchse untersucht. Ergebnis: Bei 94 Füchsen (22,1 Prozent) wurde der Kleine Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) nachgewiesen. „Die aktuellen Nachweiszahlen liegen in etwa im langjährigen Mittel“, so das Amt. Bei der Untersuchung von insgesamt 7.452 Füchsen in den Jahren 1991 bis 2002 waren insgesamt 22,9 Prozent der Tiere mit Echinococcus multilocularis befallen. In den Jahren 2007 bis 2009 lag die Befallsrate bei der Untersuchung von 2.734 Tieren bei 23,3 Prozent. Dabei traten in den einzelnen Jahren teilweise deutliche Schwankungen in der Nachweishäufigkeit auf.
Infektionsrisiko in Städten
Besorgt zeigen sich Mediziner über das Infektionsrisiko mit Fuchsbandwürmern vor allem in Großstädten wie München. Allein in Ulm haben Humanmediziner im vorletzten Jahr 30 Echinokokkose-Fälle bei Menschen diagnostiziert. Das Problem für den Menschen sind weniger die befallenen Füchse selbst, sondern vielmehr ihre Hinterlassenschaften: Mit dem Kot scheiden die Tiere infektiöse Eier des Fuchsbandwurms aus und können dabei Pilze, Beeren oder Fallobst in Bodennähe verunreinigen.
Steinmarder zoonotisch unbelastet
Die bei den Steinmardern in Schleswig-Holstein bislang gefundenen Endoparasiten gehörten alle zur Gattung Capillaria. Die Fadenwürmer Trichinella spp. konnten bei keiner Tierart nachgewiesen werden. Auch einen Befall mit dem Erreger der Räude (Sarcoptes scabiei) fanden die Wissenschaftler nicht.
Bei zwei Fuchsproben fanden die Wissenschaftler allerdings Milben der Gattung Demodex. Im Balg eines Fuchses befand sich zudem eine Auwaldzecke (Dermacentor reticulatus), außerdem wurden verschiedene andere Zecken-Arten sowie Fuchs- und Igelflöhe entdeckt.