Aujeszky-Nachweis bei Wildschwein – worauf achten

Mops frisst Wildschwein: Vorsicht beim Aufbrechen. (Foto: © WiSiTiA/Henrik Hofmann)

Im Altmarkkreis Salzwedel (Sachsen-Anhalt) hat sich bei einem Wildschwein der Verdacht der Aujeszkyschen Krankheit bestätigt. Gefahr besteht vor allem für Hunde und Hausschweine. Das Amt ruft alle Jäger zur Mithilfe auf.

(hh) – Immer wieder wird von Einzelfällen berichtet, in denen Hunde nach Kontakt mit Wildschweinen an tollwutähnlichen Symptomen leiden. Es handelt sich meist um die Aujeszkyschen Krankheit (AK), eine anzeigepflichtige Tierseuche. Die Wildschweine selbst erkranken zwar oft nur leicht, beherbergen und übertragen das Virus aber. In NRW gelten annähernd zehn Prozent der Wildschweine als Virusträger. Es ist anzunehmen, dass für angrenzende/andere Bundesländer ähnliche Werte gelten.

Zur Erklärung der Tierseuche schreibt das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Altmarkkreises Salzwedel:

  1. Die Aujeszkysche Krankheit, auch Pseudowut genannt, ist eine Herpes-Viruserkrankung, die vorrangig Schweine, aber auch Haustiere wie Hunde und Katzen befallen kann und im Hausschweinebestand zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden führt. Markante Symptome der Erkrankung sind Juckreiz, Wesenveränderungen, Erbrechen und Lähmungserscheinungen.
  2. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbreitung der Krankheit) liegt bei 2 bis 9 Tagen.
  3. Die Ansteckung für Hunde und Katzen erfolgt über Blut/Schleimkontakt oder und über die Nahrungsaufnahme.
  4. Für Hunde und Katzen ist das Virus bei einer Infektion immer tödlich, eine Impfung gibt es nicht.
  5. Für Menschen ist die Aujeszkysche Krankheit ungefährlich.
Mops frisst Wildschwein: Vorsicht beim Aufbrechen!

Mops frisst Wildschwein: Vorsicht beim Aufbrechen! (Foto: © WiSiTiA/Henrik Hofmann)

Aujeszky’sche-Krankheit beim Hund

Aujeszky verläuft beim Hund meist akut. Anfangs zeigen infizierte Hunde ein verändertes Verhalten, wirken unruhig und aggressiv. Möglich ist aber auch, dass der erkrankte Hund plötzlich auffällig abgeschlagen und schlapp ist. Im weiteren Verlauf kommt es zu Erbrechen und Durchfall und starkem Speicheln und gelegentlich Fieber.
Ein besonders charakteristisches Symptom der Aujeszky-Krankheit bei Hund und Katze ist ausgeprägter Juckreiz, insbesondere an Ohren und Nase.
Im Endstadium der Krankheit treten schließlich neurologische Störungen, wie Lähmungen der Gliedmaßen oder auch Krämpfe auf. Meist versterben Hunde mit der Aujeszky-Krankheit innerhalb von 48 Stunden, nach den ersten Symptomen. Bei Infektionsverdacht sollten unbedingt ein Tierarzt konsultiert und das zuständige Veterinäramt informiert werden.

Übertragung auf Hausschweine verhindern!

Jäger, die selbst Schweinehalter sind oder Schweine betreuen, haben besondere Hygienevorschriften einzuhalten:

  • Nicht mit Jagdkleidung den Stall betreten,
  • kein Wildschwein im Stall aufbrechen
  • und besondere Vorsicht beim Zerwirken und bei der Entsorgung der nicht verwertbaren Reste walten lassen.

Die Krankheit führt in Schweineproduktionsbetrieben zu großen Verlusten. Das geschieht einerseits durch erhöhte Ferkelsterblichkeit, andererseits durch die verminderten Tageszunahmen und den damit verbundenen verlängerten Mastperioden. Die Ansteckung erfolgt von Schwein zu Schwein oder indirekt durch nicht gereinigte Lastwagen, Futterlieferanten, Besucher, in seltenen Fällen auch über die Luft. Die häufigste Ansteckungsquelle sind zugekaufte latent infizierte Zuchttiere (Ortswechsel = Stress = Reaktivierung) oder infizierte Mastferkel.

Quelle: Laves

Quelle: Laves

Pseudowut ist anzeigepflichtig und wird in vielen Ländern staatlich bekämpft. Sanierungsmaßnahmen beinhalten die Überwachung der Schweinepopulation durch regelmäßige Blutproben, Sanktionen wie Sperrung von Betrieben und Keulung.

Die Amtstierärztin Frau DVM Elke Filter ruft alle Jäger im Altmarkkreis zur Mithilfe auf. Jäger sollten Schweißproben aller erlegten Wildschweine für diese Jagdsaison einsenden, damit dieses Krankheitsgeschehen flächendeckend beobachtet und bewacht werden kann.

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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