Mops, Pekinese oder auch Perserkatzen leiden am brachycephalen Syndrom: Fünf Tierarztverbände haben dazu gemeinsam einen Informationsflyer entwickelt mit einem klaren Appell: Solche Qualzuchten nicht kaufen – auch nicht aus Mitleid.
(jh/BTK) – Clownesk wirkende Englische und Französischen Bulldogge, drolliger Mops, plüschtierhaft anmutender Pekinese oder Perser-, Exotic Shorthair oder British Kurzhaar-Katzen mit flachem Puppengesicht – für die Bundestierärztekammer (BTK) und vier weitere tierärztliche Verbände gehören diese momentan beliebten Hunde- und Katzenrassen in ihrer heutigen körperlichen Ausprägung zu den sogenannten „Qualzuchten“. Die Kindchenschema-Merkmale bedienten ausschließlich Modetrends, die Gesundheit der Tiere rücke vollkommen in den Hintergrund. Über kurz oder lang würden die Tiere krank; ausgeprägtestes Merkmal: Atemnot.
Faltblatt mit Checkliste
Um potentiellen Hundekäufern eine erste Orientierung zu geben, haben die Tierärzteverbände einen Flyer entwickelt, der kurz und präzise unter anderem mit einer „Checkliste“ die schlimmsten Symptome und Ausprägungen der Brachyzephalie beschreibt. „Tiere dieser Rassen mit extrem kurzem Gesichtsschädel entwickeln über kurz oder lang einen erheblichen Leidensdruck, haben meist starke körperliche Einschränkungen und in bestimmten Fällen auch ausgeprägte Schmerzen“, erklärt Dr. Friedrich Röcken, Fachtierarzt für Kleintiere und Leiter der Arbeitsgruppe (AG) Qualzuchten.
Die klare Tierärzte-Empfehlung: Nicht kaufen, schon gar nicht über das Internet und auch nicht aus Mitleid.
Verantwortungslose „Ultra‐Kurznasen“‐Züchter boykottieren
Stattdessen sollten Interessenten bei seriösen Züchtern nach einem Mops oder einer Bulldogge suchen, die eine ausgeprägte Nase haben und gut Luft bekommen – und sich vorab vom Tierarzt beraten lassen. „Denn nur, wenn verantwortungslose „Ultra‐Kurznasen“‐Züchter keine Käufer mehr finden, wird es wieder mehr gesunde Hunde geben“, appelliert die Bundestierärztekammer.
Warnsignale beachten
Offensichtliche Symptome für Brachyzephalie sind Schnaufen, Röcheln, Atemnot, vermehrter Tränenfluss und schnelle Erschöpfung bis hin zum Kreislaufkollaps mit Ohnmacht. Röcken: „Das ist unter anderem den viel zu engen Nasenöffnungen und/oder überlangen Gaumensegeln geschuldet. Massive Probleme gibt es auch mit den Augen, denn die großen Glubschaugen in den flachen Augenhöhlen entzünden sich häufig bis hin zur Eintrübung der Hornhaut. Die Folge kann eine Erblindung der betroffenen Tiere im fortgeschrittenen Alter sein.“
Aufklärung gehört zum Berufsethos
Den Auftrag, sich verstärkt dem Thema Qualzuchten zu widmen, hatte der 27. Deutsche Tierärztetag in Bamberg erteilt. Fünf Tierarztverbände – Bundestierärztekammer (BTK), Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt), Bundesverband der beamteten Tierärzte (BbT), Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) sowie die Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft (DVG) mit ihrer Gesellschaft für Kleintiermedizin (DGK-DVG) – haben dazu eine Arbeitsgruppe „Qualzuchten“ gegründet.
Erstes Ergebnis ist das Merkblatt „Kurznasen und Glubschaugen: Nicht süß, sondern gequält“. Die Tierärztinnen und Tierärzten der Arbeitsgruppe formulieren dazu:
Wir fühlen uns durch unser Berufsethos verpflichtet, jeder Form von Zucht, die zu Schmerzen, Leiden und Qualen führt, entgegenzuwirken. Mit unseren fachlichen Kenntnissen müssen wir zur Sicherung des Wohlbefindens von Tieren beitragen. Dazu gehört in besonderem Maße die Aufklärung über die dramatischen gesundheitlichen Auswirkungen bestimmter Zuchtziele, die von manchen Menschen als schön empfunden und forciert werden.“
Friedrich Röcken, Leiter der tierärztlichen Arbeitsgruppe „Qualzucht“