Messerli-Institut liefert „Ethischen Werkzeugkasten“

Wer bin ich. Und wenn ja wie viele. Eine "Rollenbeschreibung" des Amtstierarztes. (Grafik: ©Messerli-Institut)Wer bin ich. Und wenn ja wie viele. Eine "Rollenbeschreibung" des Amtstierarztes. (Grafik: ©Messerli-Institut)

Die Gesellschaft und ihr Umgang mit Tieren – das ist ein Wandel voller Widersprüche gefangen im Konflikt zwischen Vermenschlichung und Verdinglichung.  „Als Wegweiser für eine Ethik in der (amts)tierärztlichen Praxis“ will deshalb das Wiener Messerli-Institut seinen „Ethischen Werkzeugkasten“ verstanden wissen. Der ist ein Lesetip für jeden Tierarzt.

(jh) – Einerseits werden so viele Nutztiere gehalten und geschlachtet wie noch nie. Andererseits wachsen Hund, Katze & Co immer mehr in die Rolle vollwertiger – und verhätschelter – Familienmitglieder. Stehen also allein Tierschutz und Nutztierhaltung im Widerspruch oder ist auch gut gemeinte Fürsorge Tierquälerei? Wer dann, wenn es brennt, einschreiten soll, ist der Amtstierarzt. Dafür brauche er – neben fachlicher Expertise – auch ethische Orientierung, schreibt das Messerli-Institut der VetMed-Uni Wien.

Ethischer Wegweiser für Tierärzte

Die soll ihm der Wegweiser geben. Er ist das erste Ergebnis des Projektes „Vethics für Vets“ und versteht sich als Schritt auf dem Weg zu einer ‚Ethik in der amtstierärztlichen Praxis‘. Unterteilt ist der Wegweiser in drei Schwerpunkte:

  1. Tiere töten
  2. Tiere – lebendiger Rohstoff
  3. Der überforderte Mensch – als Maß aller Tiere

Dabei wählt das Team um Institutsleiter Professor Herwig Grimm durchaus knackige Formulierungen und bringt die Themen auf den Punkt – wie etwa mit  „Kadaver – Kreatur – Kotelett“, wenn es ums Schlachten geht.

Praxisbeispiele und die Ethical Matrix

Neben viel Wissen (und Literaturhinweisen) enthalten die 119 Seiten vor allem auch ganz praktische Hilfestellungen – gegliedert durch Fallbeispiele – etwa zum Thema „Euthanasieren eines bissigen Hundes“ oder „überzähligen Katzen“ – und das Instrument der „Ethical Matrix“. Zusammen entstehen „Ethische Werkzeugkästen“.
Eine tabellarisch strukturierte Ethical Matrix vermag dabei „verworrene Debatten zu ordnen, ethisch strittige Fragen deutlich zu machen sowie eine Grundlage für eine begründete Entscheidungsfindung zu stellen,“ sagen die Autoren. Mit ihr liessen sich Konfliktfelder identifizieren und Kompromisse vergleichen.

Verantwortungs-Checklisten

Wer bin ich. Und wenn ja wie viele. Eine "Rollenbeschreibung" des Amtstierarztes. (Grafik: ©Messerli-Institut)

Wer bin ich. Und wenn ja wie viele – eine „Rollenbeschreibung“ des Amtstierarztes. (Grafik: ©Messerli-Institut)

So entstehen etwa Verantwortungs-Checklisten, amtstierärztliche Rollendefinitionen, Beispiele für rhetorische Argumentationsmuster – etwa die „Personen-Attacke“ und das „Strohmann-Argument“ – oder auch ethische Entscheidungspfade.

Fazit: Die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall. Und zwar nicht nur für Amtstierärzte, sondern auch für Praktiker.

Aktualisierung (12/2016):
Das Messerli-Institut hat den „Wegweiser Ethik in der amtstierärztlichen Praxis“ inzwischen als Buch heraus gebracht (Bezugsquelle hier). Deshalb können wir die PDF hier nicht mehr zum Download anbieten. Die Links wurden deaktiviert.

Quelle:
Ethik in der amtstierärztlichen Praxis – ein Wegweiser (Messerli-Institut Vetmed-Uni Wien)

 

 

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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