VetSana: Kommt die nächste Praxiskette?

Die Schlagzeilen gehören den Milliarden-Deals: Der US-Konzern Mars Petcare kauft die Klinikkette Anicura (Bericht hier). Doch der eigentliche Umbruch in der deutschen Tierarztbranche erfolgt im Kleinen. Das Problem ist der Generationenwechsel. Findet die Babyboomer-Generation keine Nachfolger, droht ein Praxissterben. Wie kann man gegensteuern? Fragen an Felix Hauser von unserem Sponsorpartner* VetSana. Er glaubt, dass ein tierärztlicher Praxisverbund eine Lösung sein kann.

Herr Hauser, Sie wollen über Beteiligungsmodelle jungen Tierärzten ermöglichen, als Nachfolger in etablierte Praxen einzusteigen. Wer steckt hinter VetSana und woher kommt das dafür nötige Geld?

VetSana-Geschäftsführer Felix Hauser. (Foto:© VetSana)

Felix Hauser: VetSana ist von deutschen Unternehmern unter der Führung von Florian Arndt und mir gegründet worden. Wir investieren unser eigenes Geld. Dahinter steckt kein Investmentfond oder eine andere Form von Venture Capital und auch keine anderes Unternehmen aus dem Tiermedizinsektor.
Wir sind Privatanleger und wir haben einen langfristigen Anlagehorizont. Wir sehen, dass als 10 bis 15 Jahres Projekt. Erst dann wird sich unser Einsatz und unsere Investition rechnen. Wir wollen dazu eine langfristige und nachhaltige Partnerschaft mit unseren Tierärztinnen und Tierärzten aufbauen.

Warum investieren Sie als Externe gerade in Tierarztpraxen? Es gäbe doch auch andere interessante Branchen.

Hauser: Wir sehen die Tiermedizin als eine sehr gesunde Branche. Es gibt gerade im Kleintierbereich – und auf den konzentrieren wir uns – wirklich gute Wachstumschancen.
Unser originärer Ansatz ist die Lösung der Nachfolgefrage – hier haben wir große Erfahrung als Unternehmer in anderen Branchen. Das Nachfolgethema ist und wird ein echtes Problem für viele Praxisinhaber aus der Generation der Babyboomer. Wir glauben, dass es da neue Konzepte braucht. Sonst müssen viele Praxen zumachen. Mit den richtigen Partnern aber haben die „Alten“ einen guten Übergang in die Rente und die jungen Tierärzte wirklich gute Zukunftsaussichten.

Gibt es für das Nachfolgethema belastbare Zahlen?

Hauser: Schauen Sie nur mal genauer auf die aktuelle Deutsche Tierärztestatistik: 40 Prozent der praktizierenden Tierärzte sind älter als 50 – hier finden sich besonders viele Praxisinhaber. Die wollen alle in absehbarer Zeit in Rente gehen und ihre Praxen an Nachfolger übergeben. Schon jetzt geht die Zahl der Praxen langsam aber stetig zurück. Immer mehr Tierärzte der nachfolgenden Generationen – vor allem die Frauen – arbeiten lieber als Angestellte. Diese Entwicklung verändert die Praxislandschaft.

Will die nächste Generation der Tierärzte wirklich keine eigene Praxis mehr führen?

Hauser: Einige wollen schon. Selbstständig und selbstbestimmt in eigener Praxis zu arbeiten, ist immer reizvoll. Aber gleichzeitig schrecken viele davor zurück. Es fehlt oft das betriebswirtschaftliche Wissen. Die nötigen Investitionen und auch die Verantwortung für Mitarbeiter machen Angst. Da geht es schnell um mittlere sechsstellige Summen. Das sind Hürden, gerade wenn man anfangs selbst wenig verdient.

Und die Zusammenarbeit mit einem Investor ist dann der Ausweg?

Hauser: Es ist ein Weg, bei dem wir uns das Risiko und die Chancen teilen.
Wir geben unseren Tierärzten die Möglichkeit, eine Praxis eigenverantwortlich zu leiten –  mit der Sicherheit eines Festgehaltes als angestellter tierärztlicher Geschäftsführer. Gleichzeitig können sie als Mitgesellschafter auch von den Chancen einer Selbständigkeit profitieren und sind noch mal am Gewinn beteiligt. Die fachliche Führung der Praxis liegt immer in der Hand der Tierärzte vor Ort.
(Eine Praxis übernehmen? Mehr Informationen hier)
Wir stellen im Gegenzug Kapital und jeweils auf die individuelle Situation angepasst auch betriebswirtschaftliches Knowhow zur Verfügung. Unser Ziel, ist es in Punkto fachmedizinischer Qualität und individuellem Arbeitsumfeld den führenden Tierarztverbund aufzubauen. Das geht nur in einer langfristigen und nachhaltigen Win-win-Partnerschaft.

Aber am Ende steht dann doch eine weitere Praxiskette?

Hauser: Ja und Nein. Wir sehen uns selbst eher als Verbund von unabhängig agierenden Praxen und Kliniken. Jede Praxis soll in ihrem lokalen Umfeld ihr eigenes Profil und ihre eigene Praxiskultur entwicklen oder behalten. Wir finden es gut, wenn unsere Praxen und Kliniken unter ihrem alten Namen oder dem Namen der neuen leitenden Tierärzte auftreten. Da muss es keinen Bezug zu VetSana geben.
Alle Entscheidungen im Tagesgeschäft sollen vor Ort getroffen werden. Wir wollen in erster Linie nur bei wichtigen Entscheidungen zur weiteren Entwicklung der gemeinsamen Praxis mit ins Boot geholt werden. Und ein Verbund hat natürlich weitere Vorteile, beispielsweise im Einkauf sowie in der Ausbildung und im Austausch von Knowhow.

Aber Sie wollen schon eine Mehrheit an denn jeweiligen Praxisstandorten halten?

Hauser: Ja, typischerweise übernehmen wir eine Mehrheitsbeteiligung an der Praxis. Wir sehen es sehr gerne, wenn sich die geschäftsführenden Tierärzte an der eigenen Praxis als Gesellschafter signifikant beteiligen. Das ist kein Muss aber ein Kann. Die Größenordnungen sind in diesem Rahmen flexibel.

Wie groß muss eine Praxis sein, damit sie für Sie als Partner interessant ist?

Hauser: Wir suchen Kleintierpraxen und – kliniken mit mindestens 350.000 Euro Jahresumsatz netto, bei denen der Inhaber oder einer der Inhaber aufgrund seiner Lebensplanung einen Anteil oder auch alle Anteile veräußern möchte.
(Eine Praxis übergeben? Mehr Informationen hier)
Für die Übernahme selbst gibt es keine feste Schablone. Das Nachfolge- und Übergabekonzept passen wir individuell an – so wie es für den Abgeber und den Nachfolger passt. Da ist sowohl die sofortige Übergabe als auch eine mittelfristige Übergabe mit gleitendem Übergang oder auch eine langfristige Partnerschaft möglich.

Bei uns melden sich Praxisinhaber jeden Alters mit Interesse an einer VetSana-Partnerschaft. Viele denken inzwischen schon sehr früh strategisch und entwickeln zusammen mit uns Modelle – etwa heute angestellte Tierärzte als künftige Nachfolger aufzubauen, die dann schrittweise Anteile übernehmen.
Wie gesagt: Unser Konzept ist nicht starr. Es hat den Charme, dass auf Basis einer gesicherten Finanzierung viele individuelle Lösungen möglich sind. Wir denken, dass dieser Ansatz am besten auf die vielen unterschiedlichen Praxisstrukturen passt.

Die Fragen stellte Jörg Held
Felix Hauser ist Geschäftsführer des VetSana-Praxisverbundes – Kontakt:
Telefon: 089/45 22 008 40 – info@vetsana.devetsana.de

*Offenlegung: VetSana ist für die Sommermonate 2018 Sponsoringpartner von wir-sind-tierarzt.de. Der Artikel entstand im Rahmen dieser Werbepartnerschaft – mehr über diese Form der Zusammenarbeit lesen Sie hier.

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