In Brandenburg ist die Afrikanische Schweinepest (ASP) 48 Tage nach dem ersten Nachweis inzwischen bei insgesamt 103 Wildschweinen bestätigt. Der Hotspot liegt im südlichen, ersten Kerngebiet und dort mit 82 nachgewiesen Fällen im Landkreis Oder-Spree.
Der Hausschweinebestand in Deutschland ist weiterhin ASP-frei.
(jh) – Dass die Fallzahlen steigen, – heute (28.10.2020) erneut um neun neue Funde auf insgesamt 103 – ist dennoch kein schlechtes Zeichen. „Den Anstieg der positiven Fälle haben wir erwartet“, teilt das Land Brandenburg mit, denn es werde konsequent weiter nach Falltieren gesucht. Es sei eine gute Nachricht, dass sich die Fundorte aller positiven Fälle bislang auf die zwei eingezäunten Kerngebiete konzentrierten. Damit hätten die Behörden die Tierseuche bisher erfolgreich auf ein begrenztes Gebiet nahe der polnischen Grenze eingegrenzt.
Zwei Ausbruchsregionen mit 70 km Abstand
Das erste, südliche Kerngebiet umfasst Teile der Landkreise Spree-Neiße (13 Fälle) und Oder-Neiße (83 Fälle). Dort war am 10. September auch der erste deutsche ASP-Fall vom nationalen Referenzlabor am Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) bestätigt worden. Allerdings geht das FLI auch davon aus, dass die Afrikanische Schweinepest schon seit Mitte Juli dort grassierte. Darauf deutet der Zustand von vier Wildschweinskeletten hin, in denen das ASP-Virus nachgewiesen wurde.
Ein Rückschlag war am 30 September die Bestätigung des ersten ASP-Nachweises im Landkreis Märkisch-Oderland etwa 70 Kilometer weiter nördlich. Dort musste dann ein zweites Kerngebiet eingerichtet werden, in dem es bisher neun Fälle von ASP-Infektionen bei Wildschweinen gibt.
Nach bisherigem Kenntnisstand wurde die Afrikanische Schweinepest in beiden Regionen von Wildschweinen über die deutsch-polnische Grenze eingeschleppt.
Das ist zugleich die große Sorge: Wie kann man weitere Ausbrüche entlang der deutsch-polnischen Grenze verhindern? Sowohl in Brandenburg als auch in Mecklenburg-Vorpommern wollen die Behörden jetzt stabile Zäune entlang der Grenze errichten.
Eintrag aus Polen
Polen wird im Jahr 2020 wohl eine Rekordzahl an ASP-Neuinfektionen melden müssen: Über 3.400 Nachweise bei Wildschweinen und über 100 Ausbrüche in Hausschweinhaltungen.
Die Seuche grassiert seit 2014 im Nachbarland und wurde im November 2019 durch einen menschengemachten Sprung ins Grenzgebiet zu Deutschland verschleppt. Dort wurden auf polnischer Seite inzwischen über 2.000 Fälle der Afrikanischen Schweinepest bei Wildschweinen bestätigt. Und – anders als in Deutschland – gibt es auf der polnischen Seite der Grenze auch Infektionen in zwölf Hausschweinbeständen.
Hausschweinbestände in Deutschland ASP-frei
In den den Sperrzonen um die deutschen ASP-Kerngebiete werden über 15.000 Hausschweine gehalten. Die Betriebe konnten ihre Bestände durch sorgfältige Hygienemaßnahmen bislang ASP-frei halten.
Doppelte Zaunreihe um die weiße Zone
Um die Ausbreitung der Afrikanischen Schweinepest ins Landesinnere zu verhindern, richtet das Land Brandenburg eine sogenannte „weiße Zone“ zunächst um das erste Kerngebiet ein. Diese „weißen Zone“ ist ein circa fünf Kilometer breiter Streifen, der das Kerngebiet wie ein Halbkreis auf dem Gebiet der Landkreise Oder-Spree (LOS) und Spree-Neiße (SPN) umschließt. Dieser Streifen wird mit zwei festen Zaun-Reihen – einem äußeren und einem inneren Zaun – gesichert.
Der Bau des äußeren Zauns hat vor drei Wochen begonnen. Der äußere Ring in LOS mit einer Länge von circa 22 Kilometer ist bis auf Durchlässe an Straßen fertiggestellt. In SPN sind von circa 33 Kilometern die ersten rund zehn Kilometer Zaun gezogen. Für den etwa 40 Kilometer langen, inneren Zaunring wurde begonnen, Pfähle zu setzen.
Wenn die äußeren und inneren Zaunreihen fertig sind, wird mit der Entnahme der Wildschweinpopulation aus der weißen Zone begonnen.
Quellen:
Meldung von neun ASP-Neuinfektionen durch das Bundeslandwirtschaftsministerium (28.10.2020)
Pressemeldung des Landes Brandenburg zur Überschreitung der 100er Marke
ASP-Informationsseite des Landes Brandeburg mit tagesaktuellen Fallzahlen und Karten der Sperrzonen