Restriktiv füttern oder den Lämmern erlauben, soviel zu trinken wie sie wollen? Auch bei Schafen gibt es Diskussionen um die ad libitum-Fütterung. Eine spanische Langzeituntersuchung zeigt: Die ad libitum gefütteren Tiere haben nicht nur höhere Tageszunahmen, sie sind auch fruchtbarer.
(aw) – Bei Milchschafen gibt es verschiedene Möglichkeiten der Aufzucht der Lämmer, nachdem sie von der Mutter getrennt wurden. Genau wie bei Milchkälbern erfolgt die weitere Fütterung in der Regel mit einem Milchaustauscher. Dabei stellt sich die Frage, ob die Lämmer so viel trinken dürfen wie sie möchten (ad libitum) oder ob die Tränkemenge pro Mahlzeit festgelegt werden sollte (restriktiv).
Um dies zu klären, haben Sonia Andrés und ihre Kollegen vom Instituto de Ganadeía de Montaña der Universität León (Spanien) 40 neugeborene weibliche Lämmer der Rasse Assaf ausgewählt. Sie haben nicht nur die kurzzeitigen Effekte, sondern auch die Langzeitfolgen der beiden Fütterungssysteme untersucht.
Ad libitum: bessere Zunahme
Wie zu erwarten, waren die täglichen Zunahmen in der ad libitum-Gruppe besser als bei den restriktiv gefütterten Tieren.
Doch auch die Fruchtbarkeit wurde durch die höhere Futteraufnahme positiv beeinflusst. Zum Versuchsende nach neuneinhalb Monaten wurden schon bei vier der verbliebenen zwölf Schafe der ad libitum-Gruppe Progesteron-Verläufe gemessen. Das weist auf ein Zyklusgeschehen hin. In der restriktiv gefütterten Gruppe war dies nur bei einem von zwölf Schafen der Fall.
Ad libitum gefütterte Schafe auch später schwerer
Konkret bekam im Versuch eine Hälfte der Lämmer (20 Tiere) Milchaustauscher zur freien Verfügung. Die andere Hälfte wurde restriktiv gefüttert und erhielt etwa 62,5 Prozent der Menge, die die anderen Lämmer freiwillig tranken.
Nach 35 Tagen wurden die Lämmer von der Tränke abgesetzt und mit einer TMR (Total Mixed Ration = Mischration) gefüttert. Acht Lämmer aus jeder Gruppe wurden geschlachtet und die Entwicklung der Verdauungstrakts beurteilt.
Hierbei zeigten sich geringe Unterschiede, die allerdings die Effektivität der Verdauung nicht beeinträchtigten. Lediglich die Tiergewichte zum Ende der Versuchszeit unterschieden sich: Die ad libitum gefütterten Schafe waren schwerer, als die am Anfang ihres Lebens restriktiv gefütterten.
Zyklus setzt früher ein
Ab dem achten Lebensmonat bis zum Versuchende bestimmten die Wissenschaftler einmal wöchentlich den Blutprogesterongehalt und konnten so zeigen, dass bei den ad-libitum gefütterten Tieren früher ein Zyklusgeschehen einsetzte als bei den restriktiv gefütterten.
Dieser Versuch zeigt einmal mehr, dass eine möglichst natürliche Aufzucht von Tieren eine bessere Entwicklung der Jungtiere ermöglicht. In diesem Fall war es die nicht-rationierte Milchaufnahme, wie sie in der Natur üblich ist (in Abhängigkeit von der Milchleistung des Muttertiers).