Europäische Schweinehalter setzen auf mehr Leistung

Höhere Leistung, mehr Tiere – darin sehen (einige) europäische Schweinehalter die Zukunft. Mehr Tiergesundheit folgt erst danach. (Foto: WiSiTiA/jh)

Europäische Schweinehalter setzen weiter auf höhere Leistung und Betriebserweiterungen mit dem Ziel, Kosten zu senken. Das legt zumindest eine (nicht repräsentative) Umfrage in sieben Ländern nahe. 

(aw/ISN) – Die deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) und der Club der European Pig Producers (EPP) haben Schweinehalter und Fachberater gefragt, was die Trends schweinehaltender Betriebe in Europa sind.
Die Ergebnisse sind deutlich: Höhere Leistungen, Reduktion der Kosten, Betriebserweiterungen und Kooperationen mit anderen Landwirten seien nötig, um weiter im Vollerwerb arbeiten zu können.

Effizienz vor Tiergesundheit

  • Den Mastbetrieben ist eine bessere Futtereffizienz wichtig – bisher liegt sie in den Betrieben bei 1:2,7 mit täglichen Zunahmen von 850 bis 900 Gramm.
  • Die Sauenbetriebe möchten die Zahl der abgesetzten Ferkel steigern – bisher sind es 30 bis 32.
  • Erst danach kommt in beiden Sparten das Ziel, die Tiergesundheit zu verbessern. Das wird als größte Herausforderung angesehen.
  • Auch Emissionen, die gesellschaftliche Akzeptanz sowie Tierwohlaspekte sehen sie als Herausforderung. Hier setzt man auf technische Innovationen, die auch die Kommunikation mit Verbrauchern erleichtern sollen.

Die Umfrage – über die die ISN hier berichtet – ist nicht unbedingt repräsentativ, denn es wurden lediglich 58 Betriebsleiter und 16 Fachberater aus Deutschland, Finnland, Belgien, Dänemark, Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden befragt. Die Schweinebetriebe gliederten sich in 15 Ferkelerzeuger, 14 Mäster und 29 Kombinationshaltungen.

wir-sind-Tierarzt meint: Gesellschaftliche Debatte verschlafen?

(aw) – Liest man die Umfrageergebnisse, so beschleicht einen das Gefühl, dass die gesellschaftliche Debatte zu den Grenzen der Nutztierhaltung in den Köpfen vieler Betriebsleiter noch nicht angekommen ist. Oder vielleicht auch nur nicht in denen der Berater?
Durch die Zucht auf Leistung und Fruchtbarkeit wurden auch aggressivere Tiere gezüchtet, die sich zunehmend schlechter in Gruppen halten lassen. Auch die ohnehin schon hohen täglichen Zunahmen machen dem Körperbau der Masttiere zu schaffen. Die Größe der Gebärmutter ist bei Sauen begrenzt: Je mehr Ferkel geboren werden, desto niedriger wird das Gewicht der einzelnen Tiere. Je kleiner das Ferkel, desto schlechter sind seine Überlebenschancen.
In Summe stellen moderne Nutztiere aufgrund ihrer erheblichen Stoffwechselleistungen hohe Anforderungen an Fütterung, Haltungsbedingungen und Betreuung. Betriebsaufstockungen scheinen – zumindest solange sich immer wieder zeigt, dass viele Nutztierhalter ohnehin mit der Tierbetreuung überfordert sind – eher der falsche Weg. Die zwingend nötige Tierbeobachtung (dann?) durch Digitalisierung und Management-Apps leisten zu wollen, klingt schon fast etwas zynisch.
Dies sind nur ganz grob einige Probleme, die aber wohl noch nicht in allen Fachkreisen so gesehen werden. Sonst müsste die Gewichtung der Antworten eine andere sein.

Quelle:
ISN-Meldung zu den Ergebnissen der DLG/EPP-Umfrage

Teilen
Über den Autor

Redaktion wir-sind-tierarzt.de

Unter dem Autorennamen "Redaktion wir-sind-tierarzt.de" veröffentlichen wir überwiegend kurze/aktuelle Nachrichten, die im Redaktionsalltag entstehen. Ein Namenskürzel am Textanfang weist ggf. näher auf den zuständigen Redakteur hin: jh – Jörg Held / hh - Henrik Hofmann / aw – Annegret Wagner Kontakt zur Redaktion: zentrale(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)