Kälteeinbruch: Lämmer brauchen Wärme

Eiseskälte in der Ablammzeit – Tipps zum Schutz der der Tiere (Foto: © pixabay)

Die Ablammsaison hat begonnen, fällt aber diesmal in eine Zeit mit (regional) extrem kalten Temperaturen. Bewollte Schafe sind gut gegen Kälte geschützt, ihre Lämmer nicht. Wie kann man den Neugeborenen den Start ins Leben erleichtern – eine Übersicht.

von Annegret Wagner

Ein Stall sollte im Ablammbereich eine Temperatur von 18 bis 22 Grad Celsius erreichen. Das ist in vielen Ställen während Kälteperioden schwierig. Es muss also möglich sein, beheizte Bereiche zu schaffen. Einzelpferche lassen sich gut mit Wärmelampen heizen und erleichtern zugleich die Kontrolle, ob alle Lämmer trinken (dürfen) und ob sie und ihre Mütter gesund sind. Ohnehin ist es sinnvoll, Muttertiere einige Tage um die Geburt von der Herde zu trennen, damit die anstehende Geburt besser überwacht werden kann und die Tiere eine enge Beziehung zum Nachwuchs aufbauen können.

Wärmeverluste in den ersten fünf Stunden

Lämmer verlieren innerhalb der ersten fünf Lebensstunden schnell an Körperwärme, da sie noch nass sind und nasse Wolle nicht ausreichend gut isoliert. Sie brauchen die erwähnte hohe Umgebungstemperatur bis sie vollständig abgetrocknet sind. In der Regel erledigen die Mütter das Trockenlecken. Findet man aber bei der mehrmals täglich nötigen Kontrolle nasse Lämmer, verhindert das Trockenreiben eine unnötige Auskühlung.

Wichtig: Lämmer füttern – notfalls auch per Sonde (Foto: © tierundleben.de)

Wichtig: Lämmer füttern – notfalls auch per Sonde (Foto: © tierundleben.de)

Unterkühlt ab 37 Grad

Genauso wichtig wie eine warme Umgebung ist die zügige Versorgung mit Kolostrum. Gesunde Lämmer trinken innerhalb der ersten beiden Lebensstunden und decken so ihren Energiebedarf.
Sinkt die Körpertemperatur eines Lamms unter 37 Grad Celsius ab, gilt es als unterkühlt und benötigt dringend Kolostrum. Wichtig ist es, die Lämmer zu füttern – notfalls auch per Sonde – bevor sie aufgewärmt werden. Eine höhere Umgebungstemperatur (etwa unter einer Wärmelampe) regt den Stoffwechsel an. Sind die Lämmer nicht vorher ausreichend mit Energie/Kolostrum versorgt worden, können sie den erhöhten Stoffwechselanforderungen nicht gerecht werden. Ein Energiedefizit lässt sich auch durch die orale oder intravenöse Verabreichung einer Glucoselösung beheben.

Kolostrumversorgung sicherstellen

Werden Lämmer nicht ausreichend mit Kolostrum versorgt, kann das ganz unterschiedliche Ursachen haben. Gerne übersehen wird die Kontrolle der Zitzen auf Durchgängigkeit. Teilweise sind diese „verstopft“, sodass die Lämmer zwar saugen, aber keine Milch erhalten.
Verstoßen Mütter ihre Lämmer, dann kann das an einem schlechten Ernährungszustand und entsprechend schlechter Milchleistung liegen. Mutterschafe müssen vor der Geburt unbedingt bedarfsgerecht mit Rau- und Kraftfutter versorgt werden, um eine optimale Milchmenge zu produzieren.

Handaufzucht: Bis zu 12 mal täglich tränken

Müssen Lämmer mit der Hand aufgezogen werden, ist es unerlässlich, dass sie am ersten Tag mehrfach (bis zu 12 Mal) körperwarme Biestmilch erhalten und zwar mindestens 50 Milliliter pro Kilogramm Körpergewicht. Ab dem zweiten Lebenstag kann die Tränkefrequenz auf sechs Mahlzeiten reduziert werden. Die Neugeborenen können dann Milchaustauscher für Schafe oder Schafmilch anderer Herdentiere erhalten.
Ab der zweiten Lebenswoche reichen dann vier Mahlzeiten pro Tag aus und nachts muss sieben Stunden nicht gefüttert werden. Nach zwei Wochen sollten die Lämmer ihr Geburtsgewicht verdoppelt haben.

Bei kühlen Temperaturen suchen sich Lämmer geschützte(re) Plätze - hier im Windschatten (Foto: © WiSiTiA/aw)

Bei kühlen Temperaturen suchen sich Lämmer geschützte(re) Plätze – hier im Windschatten (Foto: © WiSiTiA/aw)

Intensive Kontrollen über drei Tage nach der Geburt

Die größten Lämmerverluste treten in den ersten drei Tagen nach der Geburt auf. In diesem Zeitraum ist es nötig, die jungen Tiere sorgfältig zu kontrollieren.

  • Unabhängig vom Wetter ist auf eine gute Hygiene im Ablammbereich zu achten und es muss genügend trockene, saubere Einstreu vorhanden sein, um das Auskühlen beziehungsweise eine Wärmeableitung über den Boden zu minimieren.
  • Eine Nabeldesinfektion muss in Betrieben, die Probleme mit Infektionen bei Lämmern haben, unbedingt zur Routine gehören.
  • Ab der zweiten Lebenswoche kann den Lämmern bereits Heu und entsprechendes Kraftfutter angeboten werden, um die Entwicklung des Vormagensystems anzuregen und ab einem Gewicht von 12 bis 13 Kilogramm können die Tiere „abgesetzt“ werden. Sie benötigen dann keine Milch mehr.
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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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