Afrikanische Schweinepest in Belgien

In der Nähe des Fundortes der ASP-infizierten Wildschweine (Gemeinde Etalle/Belgien) gibt es eine LKW-Raststätte (Pfeil). Das macht den Viruseintrag über weggeworfene, infizierte Lebensmittel aus Osteuropa wahrscheinlich. (Karte: © google maps / Markierung Gemeindegrenzen, nicht Sperrgebiet)

An mehreren Stellen wurden auf dem Gebiet der Gemeinde Étalle (Provinz Luxemburg) in Belgien inzwischen sechs tote Wildschweine gefunden, die mit dem Virus der Afrikanischen Schweinepest (ASP) infiziert waren. Die Fundorte liegen nahe der Autobahn E25. Damit hat das Virus hunderte Kilometer aus den bisher bekannten Ausbruchsregionen in Osteuropa mit einem Sprung überwunden. Vektor war der Mensch. (aktualisiert: 17.9.2018)

(aw/jh) – Zunächst wurden in Belgien an zwei Stellen an ASP-verendete Wildschweine gefunden worden. Die belgische Behörde für Lebensmittelsicherheit (AFSCA) hat Funde bestätigt. Die Internationale Organisation für Tiergesundheit (OIE) spricht von drei infizierten und einem verdächtigen Wildschwein. Inzwischen hat sich die Zahl auf sechs tote, infizierte Tiere erhöht, berichten belgische Medien unter Berufung auf Landwirtschaftsminister Denis Ducarne – alle auf dem Gebiet der Gemeinde Etelle (Provinz Luxemburg).
Die toten Tiere sollen bereits mehrere Tage im Wald gelegen haben, schreibt das NRW-Landwirtschaftsministerium. Bisher sind keine Nutztierbestände betroffen.

Für Menschen ist das ASP-Virus ungefährlich (siehe auch FAQ-Liste des Bundesinstitutes für Risikobewertung).

ASP-Fund im Dreiländereck Belgien, Frankreich und Luxemburg

Auch die deutsche Behörden sind alarmiert, da der Fundort im Dreiländereck zwischen Belgien, Frankreich und Luxemburg nur etwa 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt ist. Sowohl die Landwirtschaftsministerien der Bundesländer (z.B. Mecklenburg-Vorpommern/hier oder NRW/hier) als auch Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (hier) betonen: Man sei auf den Ernstfall vorbereitet. Länder und Kommunen haben in Tierseuchenübungen mögliche Ausbruchsszenarien durchgespielt. Entscheidend ist die Früherkennung und für die Schweinehalter die Einhaltung der Hygienemaßnahmen und Biosicherheitsvorkehrungen.

ASP-Übersichtsseite des FLI inkl. Checklisten und Merkblättern zu Biosicherheitsvorkehrungen

Biosicherheit entscheidend

Der Fundort in Belgien liegt nahe einer Autobahn und eines LKW-Rastplatzes. Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner weist einmal mehr darauf hin, dass Speisereste nicht einfach weggeworfen werden sollten, vor allem solche, die Schweinefleisch enthalten.

Informationsmaterial des BMEL zur Aufklärung der Bevölkerung

Tote Wildschweine unbedingt melden

Auch die Bundesländer fordern Reisende auf, aus ASP-Gebieten in Polen, Tschechien oder Belgien keine Fleischwaren einzuführen und Lebensmittelreste für Wildschweine unerreichbar und sicher zu entsorgen.
Wer verendete Wildschweine findet, müsse die zuständigen Behörden der Landkreise unverzüglich informieren. Eine Online-Meldemöglichkeit ist das Tierfund-Kataster (hier). Das zuständige Veterinäramt wird dadurch automatisch informiert und kann entsprechende Maßnahmen einleiten.

Video der EU: Informationen zur ASP und wie man der Verbreitung vorbeugen kann.

Einschleppung über die Autobahn wahrscheinlich

In verschiedenen Foren reagieren Nutzer verwundert, wie die Infektion nach Belgien gelangen konnte, ohne vorher in Deutschland oder Österreich aufgetreten zu sein. Die Antwort darauf ist denkbar einfach:
Die Gemeinde Étalle grenzt unmittelbar an die Autobahn E25 an, die nach Lüttich führt. Vorher zweigt die N4 ab über die man nach Brüssel und von da aus weiter zu den Hafenstädten Ostende und Dünkirchen gelangt. Ausgerechnet bei Étalle befindet sich ein großer Autohof, es ist also sehr wahrscheinlich, dass ein LKW-Fahrer oder Tourist kontaminierte Fleisch- oder Wurstreste so achtlos entsorgt hat, dass Wildschweine Zugang zu den Lebensmitteln hatten.

Es scheint nach wie vor sehr schwer vermittelbar, dass das Virus auch in verarbeiteten Wurstwaren lange infektiös bleibt (siehe Tabelle unten). 

Quellen im Artikel verlinkt
Pressemitteilung der belgischen Behörden zum ASP-Nachweis: Französisch / Niederländisch
Pressemitteilung des Bundeslandwirtschaftsministeriums (BMEL) zum ASP-Ausbruch in Belgien
Stellungnahmen/Informationen aus den Bundesländern:
NRW
Niedersachsen
Rheinland-Pfalz
Baden-Württemberg
Mecklenburg-Vorpommern

 

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