Die fünf häufigsten Ursachen einer Eosinophilie bei Katzen

Beim Befall mit Würmern (hier Bandwürmer) findet man erhöhte Konzentrationen von Eosinophilen im Blut. (Foto: WiSiTiA/aw)

Eosinophile verteidigen den Wirt gegen Infektionen mit Helminthen. Sie wirken aber auch unspezifisch zerstörend und cytotoxisch – sowohl gegenüber Pathogenen als auch dem eigenen Wirt. Hier eine Übersicht der fünf häufigsten Ursachen einer Eosinophilie bei Katzen.

(aw) – Mit den häufigsten Ursachen einer Eosinophilie bei Katzen beschäftigt sich Dr. Glenn Olah von der Albuquerque Cat Clinic (USA) in der neuesten Ausgabe des „clinician’s brief“ Eosinophile Granulozyten (Eosinophile, EOS) gehören zu den Leukozyten und sind an der zellulären Immunabwehr beteiligt. Je nach Labor und Nachweismethode liegt ihr Normalwert bei 0 bis 1500/µl. Bei Katzen gelten Parasitenbefall und allergische Reaktionen als Hauptursachen für eine Eosinophilie. Dabei betreffen die allergischen Reaktionen vor allem die Haut, sowie die Schleimhäute von Nase und/oder Darm.

Eosinophile weisen im wesentlichen drei Besonderheiten auf:

  • sie verteidigen den Wirt gegen Infektionen mit Helminthen
  • sie treten bei Allergien auf (z.B. Asthma, Lebensmittelallergien, Atopien)
  • sie wirken unspezifisch zerstörend und cytotoxisch sowohl gegenüber Pathogenen als auch dem eigenen Wirt

Dr. Olah’s häufigste Diagnosen bei erhöhten Blutkozentrationen von eosinophilen Granulozyten bei Katzen sind:

1. Externer und interner Parasitenbefall

Zu den häufigsten Ektoparasiten zählen Flöhe, Zecken, Stechmücken und Räudemilben. Bei den internen Parasiten handelt es sich am häufigsten um intestinale Würmer. Aber auch bei Herz- oder Lungenwürmern, sowie Protozoen (Giardien, Toxoplasmen etc.) findet man erhöhte Konzentrationen von Eosinophilen im Blut.
Dabei ist zu beachten, dass die Anwesenheit von Eosinophilen von der allgemeinen Gesundheit der Katze abhängig ist und vor allem bei Neuinfektionen auftritt. Chronischer Wurmbefall führt nicht automatisch zu erhöhten Konzentrationen von Eosinophilen und daher ist ein normaler Blutwert kein Hinweis auf Parasitenfreiheit.
Umgekehrt spricht eine Eosinophilie – soweit keine andere Ursache gefunden werden kann – für einen Befall mit Parasiten. Die Anwendung eines geeigneten  Antiparasitikums behebt das Problem.

2. Feline allergische Dermatitis

Die Ursachen, die zu einer allergischen Dermatitis führen, sind vielfältig und haben mit einer Überempfindlichkeit gegenüber Futterinhaltsstoffen, Inhalaten, Substanzen in der Umgebung oder Ektoparasiten zu tun. Unabhängig von der zugrunde liegenden Ursache zeigen die Katzen Juckreiz und Hautläsionen (Erytheme, Pusteln, Papeln).

Zusätzlich können eine oder mehrere der folgenden Hautschäden auftreten:

  • Hautabschürfungen an Kopf, Hals und/oder Ohrmuscheln
  • selbstverursachte Alopezie (durch Juckreiz)
  • miliare Dermatitis
  • eosinophile Läsionen,z.B. eosinophile Plaques, eosinophile Granulome und schmerzlose Geschwüre

Histologisch und zytologisch lassen sich massive Konzentrationen von Eosinophilen in den Problembereichen nachweisen.

Eine allergische Dermatitis kann Katzen aller Altersstufen betreffen, besonders häufig beginnt sie allerdings im Alter von drei bis elf Monaten. Reinrassige Burma- und Siamkatzen, sowie Siam-Mischlinge scheinen besonders häufig an allergischen Dermatitiden zu leiden.

Therapeutisch haben sich vor allem Zyklosporine bewährt, aber auch systemische Glukokortikoide oder eine allergen-spezifische Immuntherapie zeigen gute Erfolge. Am besten ist stets die Identifizierung und Vermeidung der auslösenden Allergene. Im Falle eines Parasitenbefalls als Auslöser, ist auf eine regelmäßige Behandlung mit Antiparasitika zu achten.

3. Felines Asthma

Felines Asthma ist das Ergebnis einer Reaktion auf eingeatmete Aeroallergene. Es kommt zu einer Überempfindlichkeit vom Typ 1, die sich in einer eosinophilen Entzündung der Atemwege und einer Bronchokonstriktion äußert.
Differentialdiagnostisch wäre eine chronische Bronchitis denkbar, doch hier steht eine Neutrophilie im Vordergrund und die auslösenden Faktoren sind direkte Schäden der Schleimhäute durch Rauch, Infektionen oder Toxine. Das „normale“ Asthma zeichnet sich durch exzessive Schleimproduktion und Ödeme in den Bronchienwänden aus, die beim Felinen Asthma nicht beobachtet werden.

Feline Asthma tritt bei etwa einem Prozent der europäischen Katzen auf, bei orientalischen Rassen liegt die Erkrankungsrate bei rund fünf Prozent. Klinische Symptome sind Husten verschiedenster Ausprägung, Pfeiffgeräusche bei der Exspiration, Tachypnoe, Bewegungsunlust und Atemnot.

Die Therapie erfolgt mittels Glukokortikoiden, die parenteral, oral oder über einen Inhalator verabreicht werden können.

4.  Feline Eosinophile Enteritis (EE)

Eosinophile Enteritis ist die zweithäufigste Variante der Inflammatory Bowel Disease (IBD, Darmentzündung). Die Ursachen für die Entzündung sind noch nicht genau geklärt, Futtermittelallergien und –intoleranzen sowie eine Dysbiose der Darmbakterien scheinen wesentliche Faktoren zu sein. Die Erkrankung tritt vor allem bei mittelalten Katzen (sieben bis zehn Jahre) auf und äußert sich in Erbrechen, Durchfällen, Gewichtsverlust und Inappetenz. Blähungen, Flatulenz und Bauchschmerzen werden eher selten beobachtet.

Durch hypoallergenes Diätfutter und Kortikosteroide lässt sich die Erkrankung beheben. Das lässt auf eine Beteiligung von Allergenen schließen. Eine periphere Eosinophilie wird nur bei etwa 43 Prozent der erkrankten Tiere festgestellt, für eine genaue Abklärung ist daher eine Biopsie notwendig.

5. Hypereosinophiles Syndrom, Neoplasien, Paraneoplastisches Syndrom

Das Hypereosinophile Syndrom kommt bei Katzen sehr selten vor und äußert sich in einer langanhaltenden Eosinophilie aufgrund einer Überproduktion des Knochenmarks. Die Eosinophilen infiltrieren verschiedenste Organe und Gewebestrukturen und führen über längere Zeit zum Versagen der entsprechenden Organe.

Fast identische Symptome finden sich bei der eosinophilen Leukämie, die Unterschiede zwischen den Krankheiten können häufig nur nur anhand einer Knochenmarksbiopsie erkannt werden.

Das Paraneoplastische Syndrom tritt in der Regel gemeinsam mit Mastzelltumoren, intestinalen T-Zell-Lymphomen, akuten Leukämien oder Karzinomen, die IL-3,IL-5 oder ähnliche Faktoren bilden auf.

Fazit:
Dr. Olah geht davon aus, dass das zunehmende Wissen um die Bedeutung der Eosinophilen in der Humanmedizin und mögliche Therapieansätze bei Entgleisungen der Produktion eines Tages auch Katzen zugute kommen werden.

Quelle: clinician’s brief: Top 5 Causes of Eosinophilia in Cats

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Über den Autor

Annegret Wagner

Dr. Annegret Wagner (aw) hat in Gießen Tiermedizin studiert und arbeitet seit 1991 in der Großtierpraxis; seit 2005 niedergelassen in eigener Praxis mit Schwerpunkt Milchrind im Raum Rosenheim. Seit 2006 arbeitet sie auch als tiermedizinische Fachjournalistin. So hat sie für die VETimpulse die Nutztierthemen betreut und übernimmt diese Aufgabe auch bei wir-sind-tierarzt.de. Um nicht zum Mia-san-mia-Bayer zu mutieren, schaut sie intensiv über den Alpenrand hinaus, vorzugsweise ins englischsprachige Ausland. Kontakt: annegret.wagner(at)wir-sind-tierarzt.de
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