Bluttransfusionen stärken bei Kälbern mit geschwächtem Immunsystem die Abwehrkräfte. Doch Tierärzte machen (zu) selten Gebrauch von der Methode. Dabei ist sie ebenso effektiv wie preisgünstig – eine Kurzanleitung.
(aw) – Kälber leiden nach der Geburt nicht selten an Problemen des Immunsystems. Sei es, weil sie kein oder zu wenig qualitativ gutes Kolostrum erhalten haben oder weil sie durch einen gestörten Geburtsverlauf geschwächt sind. Mangelnde Versorgung mit Immunglobulinen führt zu einer erhöhten Krankheitsanfälligkeit und endet häufig in Durchfällen, Nabel- und Lungenentzündungen sowie Septikämien.
Eine Bluttransfusion kann auf schnelle und einfache Art Abhilfe schaffen und kostet vergleichsweise wenig. Trotzdem machen Tierärzte zu selten Gebrauch von der Methode, glauben Ksenija Sajovic und ihren Kollegen aus der Tierarztpraxis Brestanica, Slowenien (Poster auf dem World Buiatrics Congress 2016, Dublin).
Keine aufwändige Ausrüstung nötig

Ausrüstung für eine Bluttransfusion: Handelsüblicher Bluttransfusionsbeutel mit Antikoagulanz. Alternativ 3,13 %ige Natriumcitrat-Lösung für Vakuumflaschen ohne Gerinnungshemmer. (Foto: WiSiTiA/aw)
Alles was benötigt wird, ist ein Gefäß mit einem Gerinnungshemmer. Das kann entweder ein entsprechend ausgestatteter Transfusionsbeutel oder eine Vakuum-Glasflasche, sein. In die muss dann aber vor Gebrauch noch ein Gerinnungshemmer gegeben werden; das Verhältnis beträgt ein Teil Natriumcitratlösung und neun Teile Blut. Bei einer 500 ml Flasche sind das also 50 ml 3,13%ige Natriumcitratlösung auf 450 ml Blut. Während der Entnahme vom Spendertier muss man das Auffanggefäß (Beutel oder Flasche) immer wieder vorsichtig schwenken, damit sich das Antikoagulanz gleichmäßig verteilt.
Muttertier als idealer Spender
Das Blut gewinnt man am besten von der Mutter des Kalbes, es kann aber auch eine andere ältere Kuh ausgewählt werden. Die Autoren haben keine Probleme mit anaphylaktischen Reaktionen gesehen, selbst wenn die Bluttransfusion mit Blut des gleichen Tieres zwei Mal hintereinander erfolgte.
Infusion langsam durchführen
Trotzdem sollte die Infusion langsam durchgeführt werden – mindestens 15 Minuten pro 500 ml. Bei ersten Kreislaufreaktionen des Kalbes (erhöhte Atmung, Zittern, Schwitzen etc.) sollte man sie abbrechen. Handelsübliche Blutbeutel aus der Humanmedizin fassen 450 ml – eine Menge die für ein 40 bis 100 Kilogramm schweres Kalb ausreicht. Gleiches gilt für die Glasinfusionsflaschen.
Blutübertragung direkt nach der Entnahme
Ein positiver Nebeneffekt der Bluttransfusion ist nach Auffassung der Autoren, dass die Temperatur der Infusion etwa der Körpertemperatur des Kalbes entspricht, denn die Übertragung sollte nach der Entnahme aus dem Spendertier erfolgen. Kranke Kälber leiden häufig an einer Hypothermie, die durch schlecht aufgewärmte Infusionslösungen noch verstärkt wird.
Alles in allem hält Kollegin Sajovic Bluttransfusionen für eine sehr effiziente und leicht durchzuführende Therapie bei immungeschwächten Kälbern oder solchen Tieren, die der Besitzer aus Kostengründen eigentlich nicht behandeln lassen möchte.