Harnröhrenverschlüsse sind regelmäßige Notfälle in der Kleintierpraxis. Ist PPS aus der Humanmedizin eine Therapieoption, um rezidivierende Cystitiden zu verhindern? Und wie könnte man vorbeugen? Zwei kurze Studienzusammenfassungen.
(aw) – Harnsteine können die Harnröhre verlegen und so den Urinabsatz behindern. Gerade Kater mit ihrer langen und engen Harnröhre sind anfällig für Cystitiden. Häufig bleibt es nicht bei einem einmaligen Ereignis. Im Extremfall oder bei ständigen Rezidiven, bleibt nur noch die Amputation des Penis als Therapie der Wahl. Deshalb wird nach Alternativen gesucht.
PPS – Therapieoption aus der Humanmedizin?
Es gibt Anhaltspunkte dafür, dass die Ursache des Problems in der Glykosaminoglykanschicht der Blasenwand liegt. Wenn also die GAG-Schicht bei den betroffenen Katzen zerstört oder beschädigt ist, können Harnbestandteile in tiefere Gewebsschichten vordringen und zu Entzündungen mit allen bekannten Problemen führen.
Das Problem der sogenannten interstitiellen Cystitis ist in der Humanmedizin ebenfalls bekannt und eine Therapieoption ist dort die intravesikale Instillation von Pentosan-Polyphosphat (PPS, cyst-u-ron®).
PPS besitzt eine strukturelle Ähnlichkeit zu Glykosaminoglykanen (GAG) und weist eine Art Schutzeffekt gegenüber toxischen Harnbestandteilen auf.
PPS – kein effektiver Schutz bei Katzen
Eine Gruppe von Tierärzten der LMU München um Dr. Roswitha Dorsch hat den Wirkstoff bei Katzen mit obstruktiver Cystitis getestet. Dazu haben sie Tieren der Versuchsgruppe im Anschluss an die Katheterisierung der Harnblase und Ablassen des Urins drei Mal im Abstand von 24 Stunden 30 mg PPS in die Blase instilliert. Nach der dritten Gabe wurde der Katheter gezogen. Die Kontrolltiere wurden ebenfalls für zwei Tage mit einem Katheter versorgt, erhielten aber lediglich ein Placebo.
Bei drei von 18 Katzen der Versuchsgruppe und bei drei von 17 Katzen der Kontrollgruppe kam es im Anschluss an die Therapie erneut zu einem Harnröhrenverschluss. Die Kollegen gehen daher davon aus, dass die Instillation von PPS in die Blase einen rezidivierenden Harnöhrenverschluss nicht effektiv verhindert.
Aber: In der Humanmedizin wird das Medikament nicht nur lokal, sondern vor allem oral und über einen längeren Zeitrum verabreicht. Eine Besserung des Krankheitsbildes tritt erst nach einigen Wochen ein. Vielleicht ist die dreimalige Gabe im Abstand von 24 Stunden zu wenig, um eine deutliche Verbesserung der Blasenwandstruktur zu bewirken?
Weniger Stress – weniger Cystitiden
Einen vorbeugenden Ansatz für idiopathische Blasenentzündungen bei der Katze hat die Universität Oslo untersucht. Prof. Heidi Lund und ihre Mitarbeiter haben einen Fragebogen an Katzenhalter verschickt, in dem sie unter anderem Wesensmerkmale, Umweltbedingungen, Fütterung und die Anwesenheit weiterer Haustiere berücksichtigten.
Die Auswertung ergab, dass vor allem übergewichtige und nervöse Katzen zu Blasenentzündungen neigen.
Dieses Ergebnis bestätigt die Hypothese, wonach umweltbedingter Stress ein wesentlicher Faktor für die Entstehung idiopathischer Cystitiden bei der Katze ist. Dieser umweltbedingt Stress hat unter anderem damit zu tun, ob eine Katze Freigang hat oder nicht und wie sicher sie sich in ihrer häuslichen Umgebung fühlt: Bewegung beugt Cystitiden vor; Stress mit anderen Katzen begünstigt die Entstehung.
Die Fragestellung, ob Pheromone in der häuslichen Umgebung dazu geeignet sind, das Sicherheitsgefühl der Katze zu verbessern und so Stress und damit letztendlich Cystitiden vorzubeugen, wurde in dieser Studie nicht berücksichtigt.