Als „Bonus-Malus-System“ versteht Niedersachsens Landwirtschaftsminister Christian Meyer die Gebühren für Behördenkontrollen. Im Rahmen des staatlichen Antibiotikamonitorings würden etwa Landwirte, die „überdurchschnittlich hohe Antibiotikamengen einsetzen“ kostenpflichtig kontrolliert. Das senke dann den Antibiotikaverbrauch. Auch für Tierärzte sollte es ein solches System geben.
(jh) – „Der Effekt (einer gebührenfinanzierter Kontrolle durch Amtstierärzte – Anm.d.Red.) ist, dass der Tierhalter seinen Tierarzt hinzuzieht, um Ursachen für einen hohen Antibiotikaverbrauch zu klären und damit weniger Antibiotika verschrieben werden“, zitiert die Deutsche Apotheker-Zeitung (DAZ) den Grünen Minister.
Antibiotika: Bonus-Malus-System auch für Tierärzte
Auch für Tierärzte kann sich Minister Meyer solch ein Bonus-Malus-System vorstellen: „Ich glaube, dass man sich ein neues Vergütungssystem überlegen muss, um den Antibiotikaeinsatz deutlich zu senken.“ Tierärzte sollten einen Anreiz bekommen, keine oder möglichst wenige Antibiotika zu verwenden. Umgekehrt soll es Maßnahmen geben für jene, die besonders viele Antibiotika vergeben. Man müsse auch Anreize wie Mengenrabatte oder das Dispensierrecht der Tierärzte überprüfen: „Es kann nicht sein, dass Tierärzte vom Verkauf von Arzneimitteln und nicht von ihrem Know-how abhängig sind. Deshalb ist es aus meiner Sicht auch nötig, zu einer anderen Vergütung der tierärztlichen Leistung zu kommen“, sagt Meyer im Interview mit der DAZ.
Dänemark: Vorbild ohne Dispensierrecht
Vorbild für Niedersachsens Landwirtschaftsminister sind die Dänen. Sie hätten das Dispensierrecht abgeschafft und eine deutliche Reduzierung des Antibiotikaverbrauchs innerhalb weniger Jahre erreicht. Das bedeute nicht, dass ein Tierarzt nicht auch Arzneimittel für eine notwendige Sofortversorgung dabei haben dürfe. Nach Meyers Aussagen im DAZ-Interview, zeigten andere Länder, „dass Tierärzte auch ohne Dispensierrecht Tiere behandeln und einen guten tierärztlichen Gesundheitszustand erzielen können. Daher habe ich durchaus Sympathien für das dänische Modell, wo der Tierarzt sich die Arzneimittel beim Apotheker abholt.“
„Verbraucherschutz geht vor Lobbyinteressen“
Die Mengenrabatte beim Antibiotikaeinkauf durch Tierärzte hält Meyer für „sehr bedenklich, weil sie Anreize bieten, möglichst viele Antibiotika abzugeben oder zu verabreichen.“ Sein Ziel sei es, dass der Verdienst von Tierärzten, die die Tierbestände betreuen, von der Gesundheit der Tiere abhänge und nicht vom Umfang des Verkaufs von Arzneimitteln. Eine Reduzierung des Antibiotika-Einsatzes würde auch den Umsatz der pharmazeutischen Unternehmen schmälern. Aber der Schutz der menschlichen Gesundheit müsse Vorrang haben, auch vor möglichen ökonomischen Interessen.
Meyers Fazit: „Das offensichtliche Interesse des gesundheitlichen Verbraucherschutzes hat gegenüber möglichen Lobby-Interessen zu überwiegen.“