Tierantibiotika: Rabatte abschaffen – Festpreise einführen

Die Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen will das Arzneimittelgesetz ändern und dort Festpreis-Regeln für Antibiotika verankern. Dadurch soll für Tierärzte der ökonomische Anreiz entfallen, möglichst große weil dann rabattierte Mengen einzukaufen und entsprechend viele Antibiotika weiter zu verkaufen.

Die freie Preisgestaltung der Tierärzte sowie die Rabattgewährung von Herstellern bei großen Abnahmemengen, sorge dafür, dass Tierärzte die viel verschreiben Arzneimittel günstiger anbieten und gleichzeitig höhere Gewinnspannen je Medikament erzielen als solche, die zurückhaltend agieren. Das widerspreche dem Ziel, Antibiotikaresistenzbildungen zu minimieren, sagen die Grünen.

Um den Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren, sei es notwendig, diesen falsch gesetzten Rechtsrahmen zu verändern. Deshalb fordern die Grünen die Bundesregierung in einem Antrag auf:

  • das Arzneimittelgesetz dahingehend zu ändern, dass bei Antibiotika, die zur Anwendung bei Tieren bestimmt sind, keine ökonomischen Anreize bestehen, möglichst große Mengen dieser Medikamente zu verkaufen oder zu kaufen, indem sie:
  • für Tierärzte einheitliche Abgabepreise einführt, wenn diese antimikrobiell wirksame Arzneimittel an  Tierhalter verkaufen;
  • die Rabattgewährung aufhebt, die Herstellern antimikrobiell wirksamer Arzneimittel zur Verfügung steht;
resistenztest

Den Einsatz von „kritischen“ Antibiotika wie Fluorchinolonen bei Tieren wollen die Grünen möglichst nur nach Antibiogramm zulassen. (Foto: VetPress.de)

Parallel seien die Haltungsbedingungen von Nutztieren deutlich zu verbessern, da nur artgerecht gehaltene Tiere mit einer robusten Immunantwort auf Keime reagieren können und so die Behandlung mit Antibiotika nicht mehr die Regel bleibe, sondern die Ausnahme werde.

„Kritische“ Antibiotika verbieten

Den Einsatz von „kritischen“ Antibiotika (z.B. Fluorchinolone und Cephalosporine der dritten und vierten Generation) bei Tieren wollen die Grünen nur noch in klar erkennbaren Ausnahmefällen (möglichst nach Antibiogramm) zulassen.

 

wir-sind-tierarzt merkt an:

Erstmals verzichten die Grünen in einem Antrag auf den emotional besetzten Begriff der „Reserveantibiotika“ und wählen stattdessen das Wort „kritisch“. Ob das daran liegt, dass diese Stoffgruppen in der Humanmedizin inzwischen fast 40 Prozent der eingesetzten Medikamente ausmachen und deshalb dort niemand mehr ernsthaft von „Reserve“ sprechen kann? (jh)

Teilen
Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)