Schon der Transport in die Praxis ist vor allem für Katzen und Heimtiere großer Stress. Bei stationärer Aufnahme wird daraus leicht gefährlicher Dauerstress. Dagegen können einfache und leicht umsetzbare Ideen helfen.
(hh) – Vor allem Katzen leiden unter längeren stationären Aufenthalten in der Tierarztpraxis. Dort erwarten sie fremde Gerüche, unbekannte Geräusche, neue Eindrücke, andere Personen und Tiere. Die Untersuchung und die damit verbundene Berührung am ganzen Körper empfinden viele als unangenehm bis beängstigend.
„Der erste Tag ist ein Schock!“…
… sagt Kollegin Dr. Caroline Steinhardt von der Akademie für Tierschutz des Deutschen Tierschutzbundes. „Am ersten Tag lässt sich eigentlich noch nichts machen.“ Danach aber könne man an der Stressreduktion arbeiten. Tiere in Quarantänestationen wiesen vor allem in den ersten Tagen erhöhte Plasma-Cortisol-Spiegel auf, was Stress und Angst belege. Wird der Stress chronisch und anhaltend schwächt er das Immunsystem und verzögert die Rekonvaleszenz. Die Angst führt zur Reduktion von Futter- und Wasseraufnahme, was den körperlichen Zustand weiter schwächt.
„Stationsdesign“ sorgt für Entspannung
Steinhardt riet auf dem bpt-Kongress in München zu einigen, leicht umzusetzenden Änderungen im „Stationsdesign“, die den Bedürfnissen von Katzen entgegen kommen:
- Trennung nach Tierarten
- kein direkter Sichtkontakt
- gute Lüftungsmöglichkeiten
- möglichst geringe Lärmbelästigung
- unterschiedliche Aktivitätszeiträume der Tierarten beachten
Der Einsatz von Pheromenen sei zwar verbreitet und habe in vielen Tierheimen einen guten Ruf. Mittlerweile habe sich aber gezeigt, dass sie zu „paradoxer Steigerung defensiver Aggression“ führen können. Der Grund: Die Katzen empfinden einerseits die Umgebung (Menschen, Artgenossen) als bedrohlich, andererseits gäben Pheromene widersprüchliche besänftigende Signale. Das Feline Advisory Bureau empfiehlt den Einsatz von DAP bei Hunden vor allem in Situationen, in denen die Tierarten nicht getrennt werden können. DAP reduziert dann beim Hund die Bellhäufigkeit und -Lautstärke.
Mindestanforderung für das „Käfigdesign“
Ausschlaggebend für das „Käfigdesign“ sind die baulichen Voraussetzungen. Mindestens sollten allerdings für die Katze folgende Körperhaltungen möglich sein:
- Stehen mit erhobenem Kopf und ausgestrecktem Schwanz
- Einnehmen einer angenehmen Liegeposition
- Umdrehen
- physiologische Haltung beim Fressen undTrinken und beim Harn- und Kotabsatz
Zusätzlich ist Platz für Näpfe erforderlich. Wichtig, ist für Dr. Steinhardt, dass eine Trennung der Funktionsbereiche Fressen – Toilette – Ruhe (s. Grafik) möglich ist. Katzen, denen eine Grundfläche von mindestens einem Quadratmeter zur Verfügung stünde, seien signifikant weniger gestresst. Zu empfehlen sind weiter Käfige aus Kunststoff, den sie sind weniger laut und auch wärmer. Außerdem sollte es Rückzugsmöglichkeiten wie Kartons oder „Shelterboxes“ geben. Und weiche Unterlagen sorgen für mehr Komfort, auf weichem Material wurden signifikant längere Schlafperioden bei Katzen nachgewiesen.
Praxistipps:
In der Praxis kann man Kartonagen mit großem, gut einsehbarem Einstieg als Versteck anbieten.
Ein „Deckelklo“ auf den Kopf gestellt, ist eine prima Höhle.
Käfiggitter lassen sich gut mit Handtüchern abhängen.
Auch erhöhte Liegeflächen verbessern das Wohlbefinden messbar.
„Faktor Mensch“
Wichtig ist auch eine „ruhige, dem Tier individuell angepasste Interaktion“. Das gilt für das Verhalten des Praxispersonals und auch die Pflegeroutinen. Bei Kaninchen kann die zusätzliche Aufnahme des Partnertieres nach Erfahrung Steinhardts hilfreich sein.
Alle Maßnahmen zusammen können Stress reduzieren, Neuerkrankungsraten lassen sich so halbieren. Der Versuch, Stress zu reduzieren macht somit sowohl in Hinsicht auf Tierschutz als auch mit Blick auf Gesunderhaltung Sinn.