Nicht nur in Europa macht man sich Gedanken, wie Antibiotika in der Tiermast eingespart werden können. „Antibiotic free“ ist das aktuelle Schlagwort der großen Konzerne in USA und Kanada. Was ist nötig, um Broiler entsprechend zu mästen?(aw) – An der University of Montreal hat sich eine Gruppe von Tierärzten unter der Leitung von Martine Boulianne mit der Frage beschäftigt. Sie verglichen jeweils 51 kanadischen Mastgruppen mit insgesamt 1,5 Millionen Broilern, die entweder konventionell aufgezogen wurden – also sowohl Kokzidiostatika als auch Antibiotika erhielten – mit Gruppen, die ohne diese Zusätze auskommen mussten. Die Untersuchungsergebnisse sind von Poultry Science veröffentlicht und hier frei zugänglich.
Clostridieninfektionen schmälern Endgewichte
Das größte Gesundheitsproblem der Broiler, die keine Medikamente erhielten, war erwartungsgemäß die Nekrotisierende Enteritis, ausgelöst durch Clostridium perfringens. In 27,4 Prozent der Gruppen erkrankten die Tiere klinisch, in 49 Prozent der Gruppen litten Broiler an der subklinischen Form der Krankheit. Demgegenüber erkrankten in den Gruppen, die konventionell gemästet wurden, keine Tiere an diesem Infektionsgeschehen.
Das spiegelte sich auch in den Mastergebnissen wider: Durchschnittlich 50 Gramm weniger wog ein alternativ gemästeter Broiler bei der Schlachtung, was einen signifikanten Unterschied zum herkömmlich gemästeten Tier bedeutet. Anders ausgedrückt wurden pro Quadratmeter 1,48 kg weniger Broiler (Lebendgewicht) erzeugt.
Die Mortalitätsraten in den verschiedenen Gruppen unterschieden sich aber nicht wesentlich, da durch die sofortige Gabe von ätherischen Ölen über das Trinkwasser, schwere Krankheitsverläufe vermieden werden konnten.
„antibiotic free“ beginnt in der Brüterei
Die Gruppen, die ohne Medikamente auskommen sollten, wurden schon in der Brüterei anders behandelt. Zum einen achtete das Personal auf größtmögliche Hygiene und die Küken erhielten sofort in der Brüterei eine Impfung gegen Kokzidiose (Coccivac®). In der Aufzucht säuerten die Tierhalter das Tinkwasser mit einer Mischung aus organischen und anorganischen Säuren so an, dass ein ph-Wert von 4 erreicht wurde. Bei den ersten Anzeichen einer Darmerkrankung gaben die Mäster zusätzlich Produkte auf Basis ätherischer Öle ins Trinkwasser.
Ätherische Öle in Wasser und Futter
Das Futter wurde ebenfalls auf die alternative Mast umgestellt und anstelle von Kokzidiostatika mischten die Lieferanten generell Produkte auf der Basis ätherischer Öle ein, um Darminfektionen vorzubeugen.
Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass es durchaus möglich ist, in kanadischen Systemen Broiler ohne Gabe von Kokzidiostatika und Antibiotika zu mästen, allerdings ist noch mehr Forschungsbedarf notwendig, um das Problem der Clostridium perfringens-Infektionen in den Griff zu bekommen.
Quelle: Poultry Science
Einblicke in einen deutschen, konventionellen Hähnchenmastbetrieb gibt die Seite stallbesuch.de (Das Beitragsbild ist ein screenshot aus diesem Video)