CDU-Politiker verknüpft Dispensierrecht mit Reserveantibiotika-Einsatz

Deutliche Wort zum zu hohen Einsatz von Reserveantibiotika – Agrarminister Hermann-Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) bei der Eröffnung des 8. Leipziger Tierärztetages. (Foto: ©WiSiTiA/jh)Deutliche Wort zum zu hohen Einsatz von Reserveantibiotika – Agrarminister Hermann-Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) bei der Eröffnung des 8. Leipziger Tierärztetages. (Foto: ©WiSiTiA/jh)

An die gesellschaftliche Verantwortung der Tierärzte im Umgang mit „Reserveantibiotika“, appellierte Sachsen-Anhalts Landwirtschaftsminister Hermann-Onko Aeikens zur Eröffnung des 8. Leipziger Tierärztekongresses. Er erwarte, dass sich die Tierärzteschaft klar von Berufskollegen distanziere, die damit so umgehen, „wie es nicht sein sollte“.

von Jörg Held

Logo_Leipzig_Ausschnitt„Tierärzte haben bei der Anwendung von Tierarzneimitteln, speziell bei Antibiotika eine besondere Verantwortung,“ betonte Hermann-Onko Aeikens in seiner Festansprache zur Kongresseröffnung in Leipzig. Deutschland setze im europäischen Vergleich – auch bezogen auf Tierzahlen – überdurchschnittlich viele Antibiotika ein. Insgesamt seien die Mengen erfreulicherweise rückläufig, aber es gebe leider einen Anstieg bei den Reserveantibiotika, „zwar auf niedrigem Niveau, aber mit dynamischer Entwicklung,“ kritisierte der CDU-Landwirtschaftsminister Sachsen-Anhalts:

„Das für praktizierende Tierärzte wichtige Dispensierrecht stand im vergangenen Jahr auf dem Prüfstand. Für eine fach- und zeitgerechte veterinärmedizinische Versorgung ist es ein wichtiges Element. Aber ich habe die Bitte, dass alle Praktiker mit diesem Dispensierrecht vorsichtig umgehen. Es gibt Tierärzte, die hier zu Recht in der Kritik stehen. Da erwarte ich vom Berufsstand der Veterinäre eine klare Distanzierung von dem, was nicht sein sollte.“

Deutliche Wort zum zu hohen Einsatz von Reserveantibiotika – Agrarminister Hermann-Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) bei der Eröffnung des 8. Leipziger Tierärztetages. (Foto: ©WiSiTiA/jh)

Deutliche Wort zum zu hohen Einsatz von Reserveantibiotika – Agrarminister Hermann-Onko Aeikens (Sachsen-Anhalt) bei der Eröffnung des 8. Leipziger Tierärztetages. (Foto: ©WiSiTiA/jh)

Die fachgerechte Anwendung von Veterinärpharmaka trage massgeblich dazu bei, Resistenzen gegen Antibiotika zu vermeiden – „das ist für die Tiergesundheit, aber auch für die menschliche Gesundheit von besonderer Relevanz,“ betonte Aeikens:. „Es bringt nichts, wenn man sich die Verantwortlichkeit für Antibiotikaresistenzen  zwischen Human- und Veterinärmedizin gegenseitig zuschiebt. Hier muss jeder für sich und letztlich die Medizin gemeinsam Schwachstellen aufdecken, benennen und abstellen.“

wir-sind-tierarzt.de meint:

(jh) – Die klaren Worte des CDU-Politikers in einer Festansprache sind durchaus brisant. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass parallel zur Eröffnung in Leipzig auf der Amtschefkonferenz der Länderagrarminister in Berlin schärfere Restriktionen für den Einsatz sogenannter „Reserveantibiotika“ in der Tiermedizin gefordert wurden.
Besonders grün geführten Agrarministerien gehen die Umwidmungseinschränkungen und Resistenztest-Vorschriften im entsprechenden Eckpunkte-Papier der Bundesregierung (Details hier) nicht weit genug. Sie fordern nicht nur eine Einschränkung, sondern konkrete Verbote. Wenn sich beim Reserveantibiotikaeinsatz nichts bewege – sprich: die Mengen nicht zurückgehen –, könne auch das Dispensierrecht erneut überprüft werden, heisst es aus Länderkreisen.

Dass auch ein CDU-Landespolitiker diese Verbindung zur Eröffnung eines Tierärztekongresses herstellt, lässt aufhorchen.

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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