Dass Flugsimulatoren für das Training von Piloten eine wichtige Rolle spielen, ist bekannt. Doch auch Reitsimulatoren können den Reiter gut vorbereiten. Der Ritt auf einem echten Pferd fordert den Mensch und seinen Körper jedoch deutlich mehr.
(hh) – Die wie ein Pferd aussehenden Geräte sind mit zahlreichen Sensoren auf Zügeln und Steigbügeln ausgestattet. Auf einem Bildschirm taucht der Reiter oder die Reiterin in eine Reitszene ein, die zu den Bewegungen des Pferdes passen. Die Vetmeduni Wien hat untersucht, welche Unterschiede es für Reiter macht, auf einem Reitsimulator oder auf einem echten Pferd zu trainieren.
Simulatoren eignen sich vor allem für den Profireitsport
Vor allem Turnierreiter oder Jockeys im Galopprennsport können mit Simulatoren gezielt Bewegungsabläufe wiederholen, ihre Reithaltung optimieren, die Zügelführung und das Fallen vom Pferd üben. Bei Rennen kann beispielsweise der Endspurt gezielt trainiert werden. Jockeys nutzen Reitsimulatoren auch nach Verletzungen, um wieder fit zu werden. „Ein Reitsimulator verhält sich immer gleich. Man kann an ihm standardisiert trainieren“, so die Erstautorin der Studie, Natascha Ille.
Ritt auf Simulator verursacht mehr Stress
Die Autoren haben am Graf-Lehndorff-Institut für Pferdewissenschaften, einer gemeinsamen Forschungseinrichtung der Vetmeduni Vienna und des Brandenburgischen Haupt- und Landgestüts in Deutschland, zwölf Reiter auf einem Springparcours untersucht. Sie testeten Stresslevel und Herzschlagfrequenz während des Ritts auf einem Pferd und einem Reitsimulator.
Ritt auf dem Pferd ist eine größere Herausforderung
Die Herzschlagfrequenz der Reiter war auf dem Pferd insgesamt höher als auf dem Simulator. „Der Ritt auf einem Pferd ist eine größere Herausforderung für Reiter als jener auf dem Simulator. Die Bewegungsabläufe des Pferdes sind komplexer und die Reaktionen des Pferdes nicht hundertprozentig kalkulierbar. Ein Ritt auf dem Simulator ist sowohl körperlich als auch psychisch weniger anstrengend für Reiter“, so die Studienautoren.
Das Forschungsteam analysierte auch die Veränderungen der Herzschlagfrequenz bei den Reiter während des Springparcours. Die gemessenen Daten deuten darauf hin, dass das Training auf einem Pferd das sympathische Nervensystem stärker anregt als auf dem Simulator. Das sympathische Nervensystem bewirkt insgesamt eine Leistungssteigerung des Organismus und versetzt den Körper in hohe Leistungsbereitschaft.
„Insgesamt zeigen die Ergebnisse, dass der Ritt auf einem Pferd wesentlich komplexer für den menschlichen Organismus ist als jener auf einem Simulator“, so der Studienleiter Jörg Aurich. „Ein Reitsimulator könnte jedoch für Anfängerinnen und Anfänger eine gute Vorbereitung auf das eigentliche Reiten sein und bei fortgeschrittenen Turniersportlerinnen und Turniersportlern das Training mit dem Pferd ergänzen“.
Ein Reitsimulator kostet (je nach Modell) zwischen 60.000 und 100.000 Dollar.