(aw) – Wie kommt die Vogelgrippe in die Ställe? Auch bei der aktuellen Ausbruchswelle in den USA stellt sich diese Frage. Einen weiteren möglichen Überträger haben Wissenschaftler des italienischen nationalen Referenzlabors für Vogelgrippe und der Universität Padua gemeinsam ermittelt: Im Labor konnten sie bestätigen, dass Wühlmäuse das Virus tragen und ausscheiden.
Die Infektionsversuche zeigten, dass sich die Mäuse mit den beiden – nicht mäuseadaptierten – Influenzastämmen H5N1 und H7N1 infizieren können. Der Krankheitsverlauf selbst ist bei ihnen in den meisten Fällen asymptomatisch.
Infizierte Mäuse scheiden hohe Virusmengen aus
Allerdings scheiden die infizierten Tiere nasal hohe Mengen des Virus aus und sind in der Lage, weitere Mäuse anzustecken. Darüber hinaus kommt es bei einigen Tieren zur viralen Replikation in den Atemwegen. Diese Ergebnisse zeigen, dass Mäuse durchaus als Überträger von Vogelgrippe-Viren in Frage kommen.
In weiteren Versuchen muss noch abgeklärt werden, ob das Virus auch über den Kot ausgeschieden wird und so indirekt in Geflügelställe getragen werden kann. Bisher gibt es allerdings keine Hinweise auf eine Viruspräsenz oder -vermehrung im Darm.
Bewiesen an H5N1 und H7N1
Die Italiener führten ihre Versuche mit dem hochpathogenen Influenza Virus Typ A durch; genauer mit den Stämmen H5N1 und H7N1. Diese Typisierung wird aufgrund zweier Oberflächenproteine, nämlich Haemagglutinin (H) und Neuramidase (N) vorgenommen. Bis jetzt konnten beim Wassergeflügel 16 verschiedene H-Stämme und neun N-Stämme nachgewiesen werden. In Südamerika gelang kürzlich bei zwei Fledermausarten der Nachweis von H17N10 und H18N11. Am aktuelle US-Ausbruch ist der Stamm H5N2 beteiligt; in Deutschland war es H5N8.
Virussensible Rötelmaus in ganz Mitteleuropa verbreitet
Als Überträger aus der Klasse der Säugetiere wählten das Forscherteam um Aurora Romero Tejeda und Roberta Aiello die Rötelmaus (Waldwühlmaus, Myodes glareolus). Die Rötelmaus ist in ganz Mitteleuropa und Großbritannien sowie im Nordwesten Asiens und dem Norden der Türkei verbreitet. Es existieren auch Einzelberichte, wonach amerikanische Nerze, Steinmarder, Bisamratten, Wildkatzen, Stinktiere, Pfeifhasen und weitere Säugetierarten als Überträger in Frage kommen könnten.
Stallhygiene bleibt zentraler Schutz
Diese neuen Aspekte zur möglichen Infektion von Geflügelbeständen mit Vogelgrippe zeigen, wie wichtig hygienische Verhältnisse und Schadnagerbekämpfung in der Tierhaltung sind. Der Virus-Eintrag muss nicht zwingend über Kontakt mit erkranktem (Wild)Geflügel oder kontaminierten Gegenständen/Personen erfolgen.