Schweiz: BVD-Bekämpfung lohnt sich – auch finanziell

Blutproben, Tanklichproben und (vereinzelt noch) Ohrstanzen – die aktuellen Elemente des BVD-Monitorings in der Schweiz. (Pictogramme: ©BLV)

Die Schweiz zieht Bilanz bei der Bekämpfung der Bovinen Virus Diarrhoe (BVD). Seit 2008 läuft das Eradikationsprogramm. Die Rinderkrankheit gilt bis auf einzelne Ausbrüche als weitgehend getilgt. Nach hohen Anfangskosten in zweistelliger Millionenhöhe, soll seit 2015 auch finanziell der Break-Even erreicht worden sein.

(jh/PM) – Über 99 Prozent der Rinderhaltungen in der Schweiz sind frei von Boviner Virus- Diarrhoe (BVD), meldet das Schweizer Bundesamt für Veterinärwesen (BLV). Vollständig habe man   BVD zwar noch nicht tilgen können, aber der jährliche Nutzen des Ausrottungsprogramms übersteige inzwischen die Kosten für die Bekämpfung und Überwachung der Tierseuche deutlich, hat die Vetsuisse-Fakultät der Universität Bern errechnet.

BVD-Ausrottung zahlt sich aus

Laut der Kosten-Nutzen-Analyse betrugen die BVD-bedingten finanziellen Verluste vor Beginn des BVD-Ausrottungsprogramms jährlich zwischen 85 und 89 Franken pro Kuh. Das bedeutete für den Schweizer Milchsektor jedes Jahr einen einen finanziellen Schaden von etwa 9,5 Millionen Franken, hätte man die Ausrottung der Seuche nicht eingeleitet.

Tilgung kostete 45 Millionen Franken

Für die Analyse haben die Schweizer den Zeitraum von 2008 (Beginn des BVD-Ausrottungsprogramms) bis 2021 berücksichtigt und hier die Kosten des Ausrottungsprogramms den BVD-bedingten finanziellen Verlusten gegenübergestellt.
Nach hohen Anfangsinvestitionen im ersten Tilgungsjahr (2008) von über 20 Millionen CHF sind die Kosten bis zum Ende des Tilgungsprogramm 2012 zwar auf rund 45 Millionen CHF gestiegen. Die jährlichen Aufwendungen sanken aber in der Zeit und im anschließenden Monitoring stetig auf bis zuletzt 1,3 Millionen CHF in 2016. Für die Jahre bis 2021 sollen sie dann deutlich unter einer Million CHF/Jahr liegen. Insgesamt werde das Programm dann rund 60 Millionen CHF gekostet haben, errechneten die Schweizer.
Die „Gewinnschwelle“ wurde aber schon 2015 erreicht, sagt die Vet Suisse Fakultät. Bis dahin wären ohne Bekämpfung rechnerisch 63 Mio CHF „Verlust“ für die Branche aufgelaufen (7 Jahre x 9 Mio „Verlust“).

Noch einmal verstärkte BVD-Überwachung

Zwar ist BVD noch nicht ganz ausgerottet, aber in den meisten Schweizer Kantonen sei die BVD-Situation stabil, sagt das BLV. Weil es aber immer noch vereinzelt zu Ausbrüchen kommt, hat der Veterinärdienst Schweiz beschlossen, die BVD-Überwachung noch einmal zu intensivieren. Im Herbst 2017 wird die Tankmilch aller milchliefernden Betrieben erneut auf BVD untersucht. Damit soll sichergestellt werden, dass es in den Betrieben keine unentdeckten BVD-Infektionen gibt.

Vollständige Tilgung schwierig

Dennoch sei es schwierig, die letzten BVD-Fälle aus der Rinderpopulation der Schweiz zu verbannen.

Übersicht der BVD-Situation in Deutschland und Probleme bei der Bekämpfung

Die Erfahrung zeigt, dass jedem BVD-Verdacht rasch und konsequent nachgegangen werden muss, schreiben die Schweizer. Tierhalter und Tierärzte müssten in der Endphase der BVD-Ausrottung weiter besonders aufmerksam sein. Selbst Monate nachdem das letzte persistent infizierte Tier (PI) geschlachtet worden ist, spüre man in den Betrieben noch die Auswirkungen, denn:
Tiere, die während der Trächtigkeit mit dem Virus in Kontakt kamen, können weitere PI-Tiere zur Welt bringen. In diesen Betrieben müssten deshalb weiter Sperren und strikte Hygienemassnahmen eingehalten werden. Nur so könne die Infektionskette möglichst rasch unterbrochen und sichergestellt werden, dass die Betriebe wieder BVD-frei sind.

Quellen (PDF-Download):
Medienmitteilung des BLV 2017
Studie: Ökonomische Auswertung der BVD-Bekämpfung – Vet Suisse Fakultät Bern
BVD-Ausrottungsprogramm Schweiz 2008 – 2012
Stand BVD-Überwachung Schweiz 2016

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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