Seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest am 13. September in Belgien sind 28 viruspositive Wildscheine (Stand 2.10.2018) gefunden worden. Immer noch wird darüber gerätselt, wieso die Tierseuche ausgerechnet in Belgien ausgebrochen ist, denn das Virus musste dazu einen Sprung über mehrere Ländergrenzen machen.
(aw) – Bisher lag die Vermutung nahe, dass für den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in Belgien ein LKW-Fahrer oder ein Tourist verantwortlich war, der infizierte Schweinefleischprodukte weggeworfen haben könnte, die dann von den belgischen Wildschweinen verzehrt wurden.
Heimliche Wildschweinimporte aus Polen?
Mittlerweile gibt es nach Recherchen des belgischen Fernsehsenders RTBF einen ganz anderen Verdacht: Belgische Jäger sollen bereits seit Jahren polnische Wildschweine importieren, um die eigene Population aufzustocken und gleichzeitig eine andere Genetik einzukreuzen. Konkret richtet sich die Anschuldigung gegen Guy Maréchal, den Präsidenten des Jagdverbandes von Gaume, der das Jagdmanagement für dieses Gebiet koordiniert. Maréchal betreibt in der Nähe von Etalle angeblich ohne Erlaubnis einen Wildpark und importiert vermutlich regelmäßig Wildschweine, um organisierte Jagden in der Gegend attraktiver zu machen. Jäger, die anonym bleiben wollen, bezeugen, dass Maréchal vorhabe, das Gebiet Gaume wieder flächendeckend mit Wildschweinen besiedeln zu wollen. Aus diesem Grund würden regelmäßig Wildschweine aus Polen eingeführt. Um nicht aufzufallen, bekämen die LKW-Fahrer exakte GPS-Daten, um die Wildschweine nachts an diesen Stellen ohne direkten Kontakt zu anderen Personen einfach auszusetzen. Einmal wurde ein Fahrer eines solchen Lkws, der sich vermutlich verirrt hatte, nachts um drei Uhr von einem Holzverlader dabei beobachtet, wie er Schweine aussetzte.
Wildschweine locken Jagdgäste an
Einer der Jäger, der anonym bleiben möchte, erklärt, dass es bei den Jagden um Geld und Prestige gehe. Um Jagdgäste anzulocken, müsste die Jagd attraktiv sein, denn die Teilnehmer würden nebenbei Kontakte knüpfen und Geschäfte einfädeln. Es sei daher auch üblich, Wild vor der Jagd zu betäuben, damit sich die Tiere leichter abschießen lassen. Wildschweine seien sehr beliebt unter den Jägern, je größer, desto besser.
Guy Maréchal bestreitet in mehreren Stellungnahmen sämtliche Vorwürfe. Weder sei sein Tierpark illegal, noch würden Wildschweine eingeführt. Auswertungen seiner Jagden würden eine Dichte von etwa 25 Tieren pro 1.000 Hektar ergeben, ein völlig normaler Wert.
Jean-Pierre Scohy, Leiter des belgischen Amts für Umwelt und Forsten will den Verdacht weder dementieren noch bestätigen. Bisher sei ihm kein eklatantes Einfuhrdelikt bekannt und daher könne er sich nicht auf eine Seite stellen. Inoffiziellen Angaben zufolge wurde von der deutschen Polizei mindestens einmal ein solcher Wildschweintransport beobachtet.
Jäger drohen nach verbotenem Abschuss bis zu fünf Jahre Haft
In Belgien wurde ein 63.000 Hektat großes Sperrgebiet angelegt und rund 4.000 Hausschweine aus 58 Betrieben sollen vorsorglich getötet werden. Am 30. September gegen 1.30 Uhr wurde ein Jäger verhaftet, der innerhalb des Sperrgebiets ein Wildschwein erlegt hatte und im Begriff war, es in sein Auto zu bringen. Ihm drohen nun zwischen 15 Tagen und fünf Jahren Haft und eine Geldstrafe zwischen 1.000 und 10.000 Euro.
Bis zum 2. Oktober untersuchten die zuständigen Behörden insgesamt 74 tote/erlegte Wildschweine, davon 48 aus dem Sperrgebiet und 26 Schweine aus der Zone außerhalb des Sperrgebiets. Von den 48 Tieren waren 28 viruspositiv, während von den 26 Schweinen außerhalb des Gebiets keines erkrankt war.
Die EFSA erklärt in einem Lehrvideo die möglichen Übertragungswege und es wird einmal mehr betont, wie wichtig die Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen ist, um seinen Tierbestand vor Schweinepest zu schützen.
Quellen direkt imText verlinkt