Die Afrikanische Schweinepest hat den Sprung nach China geschafft. In der Provinz Liaoning wurde das Virus in einem Hausschweinebetrieb nachgewiesen und daraufhin 1.000 Schweine in dieser und einer benachbarten Farm getötet. Als Eintragsweg stehen Speisereste im Verdacht, die an die Schweine verfüttert wurden.
Update: Inzwischen (19.8.2018) sind drei Ausbrüche bestätigt – Artikel hier
(aw/jh) – Einen Verdacht auf ASP gab es am 1. August in einem kleineren Mastbetrieb in Shenbei New mit 383 Schweinen in der chinesischen Provinz Liaoning. Auf dem Betrieb waren innerhalb kürzester Zeit 47 Schweine verendet. Bestätigt haben die Behörden den ersten ASP-Ausbruch in China dann am 3. August – laut OIE-Meldung war es der erste ASP-Fall in China. Es gilt ein sofortiges Transportverbot für Schweine im Risikogebiet und die Behörden ließen fast 1.000 Schweine vorsorglich töten: auf dem Ausbruchsbetrieb und einer benachbarten Farm, auf dem es zu einem Folgeausbruch gekommen sein könnte. Außerdem dürfen ab sofort keine Speisereste mehr an Schweine verfüttert werden.
430 Mio Tiere – die Hälfte der weltweiten Schweinebestände stehen in China
Wenn sich das Virus weiter ausbreiten sollte, kann das katastrophale Folgen haben. Immerhin die Hälfte aller weltweit gehaltenen Schweine, nämlich 433 Millionen (von rund 769 Millionen) leben in China. Der Ausbruchsort liegt in einer Region mit hoher Schweinedichte (siehe Karten). Noch ist die Chinesische Tierseuchenbehörde (Chinese Center of Disease Control/CCDC) zuversichtlich, dass es sich um ein isoliertes Krankheitsgeschehen handelt. Die Welternährungsorganisation hatte aber erst im März 2018 einen Bericht veröffentlicht, in dem sie die enormen Risiken für die chinesische Schweinepopulation beschreibt. In sogenannten Hinterhof-Kleinsthaltungen werden etwa 25 Prozent der chinesischen Schweine gemästet (PDF-Download hier).
Kernproblem: Hinterhofhaltungen
Das Problem in China – ähnlich wie in Osteuropa – ist diese hohe Anzahl von Kleinsthaltungen (Karte oben). Sie existieren parallel zur umfangreichen gewerblichen Schweinemast. Die Kontrolle dieser Bestände, die ein Reservoir für das Virus darstellen (können), ist extrem schwierig.
Eintrag durch Speisereste?
Wie der Erreger in den Betrieb gelangen konnte ist noch unklar, eine Übertragung über Wildschweine dürfte aber ausgeschlossen sein. Problematisch ist, dass in China bislang unbehandelte Speiseabfälle an Schweine verfüttert werden dürfen. Das ASP-Virus kann mehrere Jahre in Schweinefleischprodukten überleben und infektiös bleiben (siehe Tabelle).
Auch in Deutschland beachten noch immer Schweinehalter mit Kleinstbeständen das Verfütterungsverbot nicht – im Gegenteil: Die sinnvolle Verwertung von Speiseresten ist oft eines der Hauptargumente für die Haltung der Tiere. Großbritannien hatte deshalb erst zum Jahreswechsel eine Kampagne gegen die Verfütterung von Speiseresten an Schweine gestartet (wir-sind-tierarzt-Bericht hier).
Auch im Baltikum wird die explosionsartige ASP-Ausbreitung seit 2014 (siehe Animation am Artikelende) unter anderem mangelnder Biosicherheit und dem Speisereste-Problem zugeschrieben. Den EU-Staaten Lettland, Estland und Litauen ist es nicht gelungen, die ASP einzudämmen.
Das chinesische Swine Health Information Center (SHIC) betont in diesem Zusammenhang außerdem die Gefahr von Fernreisen und die Einfuhr von Lebensmitteln, Futter oder anderen potentiell kontaminierten Gegenständen.
Bekämpfung nach europäischem Vorbild
Bei der Bekämpfung sollen die gleichen Maßnahmen angewandt werden wie in Europa: Ein sofortiger Standstill, sprich keine Bewegung lebender Tiere oder deren Produkte in und aus einem Sperrgebiet um den betroffenen Betrieb; alle relevanten Schweinehaltungen werden von Tierärzten untersucht; verdächtige Symptome müssen sofort gemeldet werden.
Erster Fall in Ostasien
Bisher ist die Afrikanische Schweinepest noch nie in Ostasien aufgetreten. Aber die Seuche hat sich seit 2007 von der Schwarzmeerküste durch Russland nicht nur bis ins Baltikum (2014), sondern auch nach Osten ausgebreitet (März 2017 bis Irkutsk). Die russische Grenze verläuft rund 1.000 Kilometer entfernt vom Ausbruchsort Shenbei New. Von dort sind es auch nur etwa 200 Kilometer bis zur Nord-Koreanischen Grenze. Entsprechend ist nicht nur China durch den ASP-Ausbruch alarmiert. Auch auf der koreanischen Halbinsel und in Japan macht sich die Sorge vor einer Ausbreitung der Tierseuche breit.