Tierschauen auf Landwirtschaftsausstellungen sind nicht ungefährlich. Die USA melden für dieses Jahr schon 19 Fälle, in denen Schweine Grippeviren (Typ H3N2v) auf Tierausstellungen an Menschen weitergegeben haben. Anhand von Fällen aus 2016 hatten Wissenschaftler diesen Übertragungsweg per Genanalyse nachgewiesen. Wie kann man vorbeugen – Hygienetips für Tierschauen. (aktualisiert: 21.8.1027 – 18:35)
(aw/jh) – In 19 bestätigten Fällen haben sich im Jahr 2017 Menschen auf Tierausstellungen bei Schweinen mit Grippeviren vom Typ H5N3v angesteckt, meldet das US Center for Disease Control and Prevention (CDC) – alle Infektionen bis auf eine erfolgten in den letzten 30 Tagen. Betroffen sind bisher vier Bundesstaaten: Texas, Ohio, North Dakota und Pennsylvania. Dabei liegt der Schwerpunkt in Ohio. Meist haben sich Kinder oder ältere Menschen infiziert.
(Den Stand der bisherigen H5N3-Infektionen seit 2011 listet die CDC auf dieser Übersichtsseite auf.)
Übertragungsweg Schwein Mensch per Genanalyse nachgewiesen
In Ohio war es Tierärzten am Institut für Präventivmedizin der Ohio State University gelungen, den Infektionsweg anhand von H3N2-Grippe-Erkrankungen von Menschen im Jahr 2016 nachzuweisen. Über genetische Analysen haben sie den Zusammenhang mit dem Auftreten von H3N2 auf Tierschauen hergestellt.
Insgesamt diagnostizierten US-Mediziner bereits im vergangenen Jahr bei 18 Personen aus den Staaten Ohio und Michigan diese Grippe-Variante, die identisch mit Virusvarianten bei Ausstelltungstieren waren.
Alle Personen hatten Tierschauen besucht und sich bei Schweinen angesteckt. Die gefundenen Infektionen verliefen allesamt mild. Doch über diesen Tier-Mensch-Kontakt könnten auch gefährlichere Varianten von Grippeviren übertragen werden, warnen die Mediziner.
Studienleiter Dr. Andrew Bowman betont, dass ursprünglich Menschen diese H3N2-Infektion auf Schweine übertragen haben. Die wiederum hätten das Virus nicht nur untereinander weiter gegeben, sondern wiederum auch Menschen infiziert.
Hygienetips für landwirtschaftliche Tierschauen
Dr. Bowman hat daher einige Punkte zusammengestellt, die Ausrichter von Tierschauen mit Schweinen beachten sollten. So liesse sich die Gefahr minimieren, dass zwischen Tier und Mensch Krankheitserreger ausgetauscht werden:
- Wichtigster Aspekt ist für Bowman der Zeitfaktor – Tierschauen sollten deshalb maximal drei Tage dauern. Je kürzer die Zeit, die die Schweine aus verschiedenen Ställen zusammen auf einer Schau verbringen, desto geringer ist das Risiko einer Durchseuchung aller Tiere, beziehungsweise einer Infektion von Menschen.
Als weitere Präventivmaßnahmen nennt Dr. Bowman:
- Impfung der Ausstellungstiere (Schweine) gegen mögliche Grippevarianten
- Vermeidung von Treibgängen, bei denen alle Tiere mit ihren Nasen gleiche Wände, Planken etc. berühren könnten. Besser sind möglichst kurze, individuelle Wege zu den einzelnen Ausstellungsbuchten
- Gelegenheiten zum Händewaschen und Desinfizieren der Hände für alle Personen bereitstellen, die Tierkontakte haben – am besten in der Nähe der Buchten oder am Ausgang einer Ausstellungshalle
- Hinweistafeln aufstellen, die vor Essen und Trinken in Tiernähe warnen
- Risikogruppen (Kleinkinder, Senioren, Schwangere, Immungeschwächte Personen) auf ein mögliches Infektionsrisiko hinweisen
Die 18 an H3N2 erkrankten Personen aus Ohio und Michigan hatte alle auf diversen Tierschauen intensiven Kontakt mit Schweinen. Die meisten waren Tierbesitzer oder Ausstellungspersonal.
- Es sollte daher darauf geachtet werden, dass Menschen sich nicht unnötig lange im Bereich der Schweine aufhalten, etwa um sich dort mit anderen Personen zu treffen oder zu unterhalten oder sogar von offizieller Seite Versammlungen in unmittelbarer Tiernähe abzuhalten.
Ausstellungstiere generell auf Grippeviren untersuchen
Konkret haben Dr. Bowman und sein Team auf sieben Tierschauen 161 ausgestellte Schweine am Ende der Veranstaltungen auf Grippeviren untersucht. 78 Prozent der Tiere waren Virusträger, allerdings zeigten sie keine klinische Anzeichen einer Erkrankung.
Auf mehreren Tierausstellungen in Ohio und Michigan fanden die Tierärzte genetisch identische Virusvarianten, was darauf hindeutet, dass die Viren über Ausstellungstiere weiter verbreitet werden. Bowman hält es daher für nötig, generell Ausstellungstiere auf Grippeviren zu untersuchen, um mögliche Gefahren für Besucher abschätzen zu können.