Polypen im Mittelohr sind bei Katzen ein relativ häufig auftretendes Phänomen. Therapie ist die chirurgische Entfernung. Die „TALA“ gilt als besonders schonendes OP-Verfahren.
(aw) – Polypen sind eine gutartige Zubildung, die sich aus der Mukosazellen des Mittelohrs, der Eustachischen Röhre oder des Nasopharynx entwickelt.
Typische Anzeichen für Polypen im Mittelohr sind bei Katzen Kopfschütteln, Kratzen an den Ohren und Ohrenausfluss. Die Diagnose lässt sich mithilfe einer Otoskopie oder Nasopharyngoskopie leicht stellen –falls die Polypen bereits in den Gehörgang oder Nasopharynx wuchern. Wenn sie aber aufgrund einer Otitis interna oder Nasenproblemen zwar vermutet, aber nicht sicher diagnostiziert werden können, ist eine Abklärung mittels Röntgenaufnahme oder CT möglich.
Klassische OP meist aufwendig
Haben sich Polypen mit Ausgangspunkt im Mittelohr über die Paukenhöhle hinaus ausgedehnt, besteht die Therapie in der chirurgischen Entfernung. Es gibt mehrere Möglichkeiten, die Paukenhöhle zu eröffnen, um an die Polypen zu gelangen. Doch viele davon sind mit erheblichem Aufwand und Folgen für die Katze verbunden, etwa die Entfernung des Außenohres und Eröffnung der knöchernen Paukenhöhle von lateral.
TALA – wenig invasives Verfahren zur Polypenentfernung
Die sogenannte TALA-Methode sei dagegen wenig invasiv, sagt Sara Janssens von der Universität Utrecht. Sie und zwei Kollegen haben in ihrer – vom Journal of Feline Medicine and Surgery – ausgezeichneten Arbeit den Therapieerfolg bei 62 Katzen nach TALA-OP ausgewertet.
Bei der Operation nach TALA (= traction avulsion, lateral access)-Methode wird der Ohrknorpel oberhalb des Ringknorpels durchtrennt und so ein lateraler Zugang in den Gehörgang geschaffen. Dann erfasst der Arzt den Polyp mit einer Arterienklemme so dicht wie möglich an seiner Basis und entfernt ihn durch Drehen und langsames Ziehen.
Diese Methode ist wenig invasiv und – in der vorliegenden Studie – je nach Erfahrung des Chirurgen in 33 bis 48 Minuten durchgeführt. Auch die Rezidivrate richtete sich nach der Erfahrung des Chirurgs und lag zwischen 14 und 35 Prozent.
Komplikationen kaum zu vermeiden
Da das Gewebe um das Ohr von wichtigen Nerven durchquert wird, sind Komplikationen je nach Ausmaß des Eingriffs kaum zu vermeiden. Bei den 62 untersuchten Fällen litten 11,5 Prozent der Katzen nach dem Eingriff am Horner Syndrom und drei Prozent an einer Lähmung des Gesichtsnervs. Eine Otitis interna trat in keinem Fall auf.
Sara Janssens und ihre Kollegen sehen die laterale Eröffnung des Gehörgangs und das Herausziehen von Polypen dennoch als eine schonende und effektive Methode, um Beschwerden aufgrund von Mittelohrpolypen zu beheben.