Bei der Lebendbeschau in der Gruppe war nichts aufgefallen. Doch der Schlachtkörper brachte zu Tage: Das Schwein litt an einer schweren Klaueninfektion. Mit fatalen Folgen. Ein Fallbeispiel aus der Schlachttierkontrolle.
von Henrik Hofmann
Es hätte wahrscheinlich schon bei der Lebendbeschau auffallen müssen, dass das Schwein nicht gesund war. Es war „schlank“ und die beiden hinteren Füße geschwollen und gerötet. Vielleicht hatte man gedacht, es sei eine frische Verletzung. Wie so manchmal im „Eifer des Gefechts“… am Ende jedenfalls erwies sich das Schwein als komplett genußuntauglich.
Vom „Primärherd“ in den ganzen Körper
Bei der Besichtigung (und in unserem Kreis auch dem Anschneiden) der Lunge fiel sofort ins Auge, dass das Schwein eine Lungenentzündung hatte. Das Lungengewebe war durchsetzt von unzähligen, in etwa gleich großen, cirka 0,5 cm messenden Abszessen. Die Untersuchung des dazugehörigen Schlachtkörpers brachte dann Gewissheit: Die beiden hinteren Klauen waren stark entzündet und durch das Brühen nach dem Schlachten schwarz verfärbt.
Der zugehörige Inguinallymphknoten deutlich vergrößert, also aktiv. Ein sicheres Anzeichen, dass der Infekt nicht mehr nur lokal ist, sondern „gestreut“ hat: Über das Blut werden Eiterreger vom sogenannten „Primärherd“ in den ganzen Körper verteilt.
In etwa gleich große Abszesse
Diese sogenannte „embolisch-metastatische Pneumonie“ wird durch typische Eitererreger wie Streptokokken, Staphylokokken, Arcanobacterium pyogenes, E. coli und selten durch Salmonellen hervorgerufen. Im Gegensatz zur eitrigen Bronchopneumonie sind bei der embolisch-metastatischen Pneumonie die Abszesse in etwa gleich groß. Der Grund dafür ist, dass die Erregerstreuung zum gleichen Zeitpunkt beginnt. Abszesse finden sich auch in Nieren, ZNS, Milz und anderen Organen. Sehr häufig verlaufen solche Infektionen tödlich. Betroffen sind vor allem junge Tiere mit geschwächte Abwehr.
Konsequenzen: Ganzes Schwein genußuntauglich
„Was, das ganze Schwein muss in die Tonne?“, fragten die erstaunten Metzger.
Gut, dass es in Schlachtbetrieben so engmaschige, konsequente Kontrollen durch Tierärzte gibt, dachte ich. Und sagte: „Ja!“