Mycoplasma hyopneumoniae ist einer der häufigsten und kostspieligsten Verursacher von Pneumonien bei Schweinen. Die Folge sind wirtschaftliche Verluste durch schlechte Futterverwertung, schlechte tägliche Zunahmen und hohe Medikamentenkosten. Eine US-Arbeit vergleicht vier Strategien, um Mycoplasmen in Zuchtbetrieben zu bekämpfen oder gar zu eliminieren.
(aw) – Die Übersicht der Bekämpfungs-Strategien haben Sam Holst und Kollegen von der University of Minnesota in der neuesten Ausgabe des Journal of Swine Health and Production veröffentlicht. Sie sehen prinzipiell vier Varianten um M. hyopneumoniae aus Schweineherden zu entfernen:
Methode 1 – Radikaler Schnitt
Die radikalste Methode ist die komplette Abschaffung der Zuchttiere. Nach Reinigung und Desinfektion folgt dann der Zukauf ausschließlich negativer Zuchtsauen. Der Vorteil dieser Methode: Unter Umständen können so auch gleich andere Krankheiten aus der Herde entfernt werden. Außerdem lässt sich – je nach Bestand – durch gezielten Zukauf die Genetik verbessern. Bei einer genetisch wertvollen Herde, macht der Verkauf der Sauen, nur um eine Krankheit auszurotten, allerdings wenig Sinn.
Methode 2 – Teilabschaffung plus Antibiotikabehandlung
Eine weitere Strategie ist Abschaffung eines Teils der Tiere. Dies haben unter anderem die Schweizer erfolgreich angewandt, um auf nationaler Ebene alle Tierbestände zu sanieren. Grob vereinfacht sind dazu drei Schritte nötig:
- Zunächst werden alle Tiere abgeschafft, die jünger als zehn Monate sind.
- Zusätzlich müssen die älteren Sauen so synchronisiert werden, dass über die Dauer von mindestens zwei Wochen keine Abferkelung stattfindet …
- … und während dieser ferkelfreien Phase erhalten die verbliebenen Tiere ein wirksames Antibiotikum gegen M. hyopneumoniae.
Auch in Norwegen und Dänemark wurde dieses Verfahren in leicht abgewandelter Form erfolgreich eingesetzt.
Methode 3 – Herde schließen und antibiotisch behandeln
Eine dritte Strategie, ist die Schließung der Herde und die medikamentelle Behandlung der Tiergruppen. Auch das ist eine Abwandlung des Schweizer Modells. Dabei verzichtet man auf den Abferkelstopp, um die wirtschaftlichen Verluste während der Sanierung gering zu halten.
Hierzu sind vier Schritte nötig:
- Zunächst müssen alle Tiere, auch die Jungsauen, einer Infektion mit M. hyopneumoniae ausgesetzt werden.
- Danach wird die Herde für mindestens acht Monate geschlossen, das bedeutet: Während dieser Zeit werden keine Sauen zugekauft.
- Nach der Herdenschließung werden alle Tiere gegen M. hyopneumoniae geimpft …
- … und vor dem erneuten Zukauf von nicht-infizierten Jungsauen werden alle Sauen und Ferkel der Herde mit einem wirksamen Antibiotikum behandelt.
Methode 4 – Antibiotische Injektionsbehandlung aller Tiere
Die vierte Variante verzichtet auf die Schließung der Herde. Stattdessen erfolgt sofort die antibiotische Behandlung aller Tiere der Herde – also Jungsauen, Sauen, Eber und Ferkel. Das aber nicht oral sondern direkt per Injektion mit einem wirksamen One-Shot-Präparat zwei Mal im Abstand von 14 Tagen. Alle Ferkel, die vier Wochen nach der ersten Herdenbehandlung geboren werden, erhalten ebenfalls zwei Mal im Abstand von 14 Tagen eine Behandlung und zwar am ersten und 14. Lebenstag. Der Zukauf von Jungsauen erfolgt im normalen Betriebsrhythmus, allerdings müssen die Tiere M. hyopneumoniae-frei sein. Der Vorteil dieser Methode liegt in der besonders schnellen Sanierung einer Herde.
Vergleich der Methoden 3 und 4
Um die Methoden 3 und 4 bewerten zu können, haben die Autoren die Ergebnisse von 46 Herden im mittleren Westen der Vereinigten Staaten verglichen, die zwischen 2003 und 2014 an einem Sanierungsprogramm teilgenommen hatten. 33 Bestände arbeiteten mit der dritten beschriebenen Methode (Herdenschließung, Behandlung und Impfung) und 13 mit der vierten Variante (antibiotischen Behandlung aller Tiere) – Ergebnis:
- Die gewünschte, völlige Erregerelimination gelang in 81 Prozent der Betriebe mit Herdenschließung …
- … aber nur in 58 Prozent der Betriebe mit ausschließlicher Behandlung.
- Ein Jahr nach Beendigung der Sanierung waren noch 97 Prozent der Betriebe mit Herdenschließung frei von M. hyopneumoniae …
- … in der anderen Gruppe nur noch 67 Prozent der Herden.
Die Autoren betonen aber, dass sie keine Empfehlungen aussprechen können, da es sich lediglich um eine Übersichtsarbeit handelt, die die verschiedenen Sanierungs-Strategien vorstellen soll.