12.900 Legehennen, Enten, Gänse und Puten getötet

12.900 Legehennen, Enten, Gänse und Puten wurden am Nikolaus-Sonntag auf einem Bio-Betrieb in Roding (Landkreis Cham) in Bayern getötet. Bei einem Routine-Monitoring in der vorangegangen Woche war der Verdacht der Geflügelpest aufgetreten. Inzwischen haben die Behörden den für Menschen als ungefährlich geltenden, niedrigpathogenen Virus-Typ H5N2 bestätigt. (erstellt: 6.12.2015 / aktualisiert: 9.12.2015 – 20:30)

(jh) – Damit hat auch Deutschland – nach Frankreich Ende November – seinen ersten Vogelgrippe-Fall des Winters.
Allerdings sind in Frankreich bis zum 8.12. bei jetzt insgesamt zehn Betrieben in den Departements Dordogne, Landes und Haute-Vienne hochansteckende Virustypen und zwar H5N2 (2 x), H5N1 (5 x) und H5N9 (3 x / erstmals in Frankreich) nachgewiesen worden. Betroffen sind vor allem Enten und Perl-Huhn-Haltungen.
Der Typ H5N1 grassiert zwar in Asien und gilt als auch für den Menschen gefährlich, das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) teilte aber mit: Der französische H5N1-Typ sei nicht mit dem asiatischen identisch, sondern habe sich aus in Europa zirkulierenden, niedrigpathogenen Virustypen entwickelt.
Außerdem hatte Frankreich bis zum 8.12. zwei weitere Vogelgrippe-Fälle mit dem niedrigpathogenen Virustyp H5N2 ebenfalls in den Region Dordogne und Landes gemeldet (bei Enten und Gänsen).

Bayern: Bestand voreilig getötet?

Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte in einer Pressemeldung die am Sonntag in Bayern begonnene, Tötung der Tiere als voreilig: „Bevor getötet wird, gilt es erst einmal zu beobachten und sicherzustellen, dass der Betrieb komplett abgeschirmt wird. Wer so rasch Tötungen ohne klaren Befund anordnet, der handelt nach dem Prinzip ‚Aus den Augen, aus dem Sinn‘. Das ist keine Seuchenpolitik, die mit Tierschutz vereinbar ist“, kommentiert der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Thomas Schröder.
Das Tierseuchenrecht schreibt die Tötung aber bereits bei begründetem Verdacht aber vor.

wir-sind-tierarzt.de meint:

(jh) – Die Frage, sofort den kompletten Bestand zu keulen Ja/Nein, ist berechtigt. Aber sie ist eben auch nicht so einfach zu beantworten. Auch weil die ECDC darauf hinweist, dass sich aus niedrigpathogenen Virustypen in Europa bereits hochpathogene entwickelt haben. Wer will – politisch und auch als Behörde – da verantworten, die Tiere in einem Betrieb unter Quarantäne am Leben zu lassen. Noch dazu hier in Freilandhaltung? Und dann: Wie lange? Was soll mit ihnen geschehen? Zu einem regulären Schlachthof transportieren? Oder – wie hier geplant – zum Teil ab Hof vermarkten? Ganz ehrlich: Wer würde diese Tiere kaufen wollen? 
Es müsste die Möglichkeit geben, das Geflügel mobil vor Ort zu schlachten und dann noch verwerten zu können. Wenn schon nicht als Lebensmittel, so doch womöglich als Futtermittel o.ä.. Dann wär der vorzeitige Tod nicht ganz so unsinnig. Das aber ist (noch) Utopie.

Quellen:
Vogelgrippe in Bayern: Pressemeldung des Landratsamtes Cham zum Ausbruch sowie Medienberichte zur Presskonferenz das Landratsamtes am 6.12.2015 (18 Uhr) hier und hier (Video).
Vogelgrippe-Fälle in Frankreich: ECDC-Mitteilung
Vogelgrippe in Frankreich: Webseite des Agrarministeriums
Kritik des Deutschen Tierschutzbundes – Pressmeldung 7.12.2015
Betriebsportrait des betroffenen Betriebes – süddeutsche.de 7.12.2015

Teilen
Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
Web Design MymensinghPremium WordPress ThemesWeb Development

Wildtiere: Hilfe kann auch Leid bedeuten

9. März 20169. März 2016
Ein Faltblatt gibt Tipps zum Umgang mit Wildtieren. (©Landestierschutzbeauftragte Hessen / Erni/Fotolia.com)„Wildtiere brauchen in den aller seltensten Fällen menschliche Hilfe," sagt die Landestierschutzbeauftragte Hessen. Was tun kann, wer ein Wildtier findet – oder aber auch besser lassen sollte – erklärt ein Flyer, den Dr. Madeleine Martin zusammen mit der Landestierärztekammer Hessen herausgegeben hat. (mehr …)