Generaldirektor der Welt-Tiergesundheitsorganisation: Tierärzte sind leichter zu kontrollieren

OIE-Generalssekretär Dr. Bernard Vallat plädiert für den Erhalt des tierärztlichen Dispensierrechtes. (Foto: @OIE / Montage: wir-sind-tierarzt/hh)OIE-Generalssekretär Dr. Bernard Vallat plädiert für den Erhalt des tierärztlichen Dispensierrechtes. (Foto: @OIE / Montage: wir-sind-tierarzt/hh)

Weltweit haben mindestens 110 Länder noch keine einschlägigen Rechtsvorschriften für den Vertrieb und den Einsatz von Antibiotika in der Nutztierhaltung. Die Welt-Tiergesundheitsorganisation (OIE) fordert ihre 180 Mitgliedsstaaten deshalb dringend auf, internationale Standards für den verantwortungsvollen Einsatz von Antibiotika umzusetzen. Und sie warnt davor das tierärztliche Dispensierrecht abzuschaffen: Die Risiken seien deutlich größer als mögliche Vorteile.

(jh) – Mehrere Länder, die Verordnung und Verkauf getrennt hätten, beobachteten einen Anstieg des Antibiotikaverbrauchs. Außerdem habe dies „illegale Praktiken und die Selbstversorgung– vornehmlich über das Internet erleichtert“, schreibt OIE-Generldirektor Dr. Bernard Vallat in seinem Editorial zur Weltantibiotika-Woche.

OIE-Generaldirektor Dr. Bernard Vallat (Foto: © OIE)

OIE-Generaldirektor Dr. Bernard Vallat (Foto: © OIE)

Die Passage im Wortlaut (übersetzt aus dem Englischen)

„Einige Länder haben die Verschreibung und den Vertrieb von bestimmten tiermedizinischen Medikamenten – auch Antibiotika – getrennt. Diese Trennung kann zu logistischen Problemen bei der Reaktionsfähigkeit im Krankheitsfall führen, vor allem auf landwirtschaftlichen Betrieben. Außerdem erleichtert sie illegale Praktiken wie etwa die direkte und unkontrollierte Selbstversorgung durch den Tierbesitzer oder die Einmischung skrupelloser oder unwissender Personen, vornehmlich durch das Internet.

Die Risiken, die mit solchen Praktiken verbunden sind, können sehr viel schwerwiegender sein, als Unregelmäßigkeiten bei der Verschreibung und Abgabe durch den Tierarzt, denn diese sind wesentlich leichter zu kontrollieren und zu verhindern.

Mehrere Länder, die die Trennung von Verschreibung und Vertrieb eingeführt haben, beobachten laut der entsprechenden Kontrollgremien einen Anstieg des Verbrauchs von Antibiotika.

Es sollte auch erwähnt werden, dass in der Humanmedizin der Verbrauch von Antibiotika kontinuierlich ansteigt, obwohl hier die Trennung von Verschreibung und Vertrieb weltweit verbreitet ist.“

Das vollständige Editorial finden Sie hier (PDF-Download) oder auf der OIE-Webseite.
Außerdem hat die OIE ein Portal zum Thema „Antimikrobielle Resistenzen“ eingerichtet.
Auch der Bundesverband praktizierender Tierärzte (bpt) verweist auf seiner Webseite auf die OIE-Position. Sie bestätigt das bpt-Argumentations-Papier zum Erhalt des Dispensierrechtes (PDF-Download)

 

OIE-Generaldirektor Dr. Bernard Vallat plädiert für den Erhalt des tierärztlichen Dispensierrechtes. (Foto: @OIE / Montage: wir-sind-tierarzt/hh)

OIE-Generaldirektor Dr. Bernard Vallat plädiert für den Erhalt des tierärztlichen Dispensierrechtes. (Foto: @OIE / Montage: wir-sind-tierarzt/hh)

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Über den Autor

Jörg Held

Jörg Held (jh) ist Journalist, Kommunikationswirt und Redaktionsberater mit 30 Jahren Berufserfahrung. Seit 2007 auch im Bereich Tiermedizin unterwegs, davon 5 Jahre als Redaktionsleiter der VETimpulse. Auch bei wir-sind-tierarzt.de leitet er die Redaktion und ist schwerpunktmäßig für berufspolitische Themen und die Nachrichten verantwortlich. Kontakt: joerg.held(at)wir-sind-tierarzt.de
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