Vorgestellt wurde eine 4-jährige Französische Bulldoggen-„Hündin“ mit dem Verdacht eines Tumores der Scheide. Der Hund zeigte sich bei gutem Allgemeinbefinden. Zwischen den Labien ragte eine schleimhautüberzogene cirka vier Zentimeter lange und einen Zentimeter dicke Zubildung heraus. Von der Untersuchung konnte der Patient nicht genug bekommen.
Eine Fallbeschreibung von Ute Thierbach, Tierärztin aus Altenstadt
Die „Hündin“ zeigt sich vom Verhalten gegenüber anderen Hunden recht dominant und bellt bevorzugt Rüden an. Außerdem hebt sie regelmäßig eine Hintergliedmaße beim Urinabsatz. Eine Läufigkeitsblutung wurde in den vier Lebensjahren nie festgestellt.
Es wurde der Verdacht geäußert, dass es sich nicht um eine Zubildung handelt, sondern dass das Tier ein Zwitter sei.
Bei der sonographischen Untersuchung des caudalen Abdomens wurden weder weibliche noch männliche innere Geschlechtsorgane gefunden. Um den Fall besser einzuschätzen zu können, wurde dem Hund eine Blutprobe entnommen und die Testosteron-Konzentration gemessen. Dieser lag mit 2,4ng/ml im Normbereich (0,4-6,0) für einen Rüden.
Es wurde die Diagnose testikuläre Feminisierung gestellt. Hierbei fehlen dem männlichen Tier Testosteronrezeptoren, wodurch der Einfluß der Östrogene stärker wird. Es bilden sich weibliche äußere Geschlechtsorgane an. Überschüssiges Testosteron wird in Östrogene umgewandelt, was den Einfluss noch zusätzlich verstärkt.
Die Hoden können mit der inneren Schamlippe verwachsen, was bei der uns vorgestellten Hündin jedoch nicht zu erkennen war.
Da keine gesundheitlichen Einschränkungen vorliegen, erfolgte keine weitere
Behandlung. Die Besitzerin wurde angehalten, den Hund regelmäßig auf Entzündungern der frei liegenden Penisschleimhaut zu kontrollieren.
Text: Ute Thierbach c/o Tierarztpraxis Dr. Hofmann & Hofmann