Staupe: Fuchs und Waschbär gefährden Hunde

An Staupe verendeter Fuchs.An Staupe verendeter Fuchs. (Foto: @CVUA Freiburg)

In Hessen wurde bei Füchsen und Waschbären Staupe diagnostiziert. Vor allem Jäger und Hundebesitzer, die viel im Wald spazieren gehen, sollten die Impfpässe ihrer Hunde überprüfen: Die Viruserkrankung ist übertragbar.

Viele Jahrzehnte schien Staupe nur noch ein Problem aus Süd-Ost-Europa importierter Hunde-Welpen zu sein, die nicht (ausreichend) geimpft waren. Nun rückt die Staupe durch Erkrankungen von Füchsen und Waschbären wieder bedrohlich an die Haushunde heran. Berichte über Staupeausbrüche häufen sich und liegen für das letzte halbe Jahr aus Hessen, Baden-Württemberg, Brandenburg und anderen Bundesländern vor. Aktuell meldet der Wetteraukreis Staupe bei zwei Füchsen (in Büdingen) und einem Waschbären (in Rosbach). Vor gut einem Jahr war im Kreis Esslingen sogar eine Epidemie unter Füchsen ausgebrochen, ein Kollege aus Baden-Würtemberg berichtete gegenüber unserer Redaktion, die Füchse würden „wie die Fliegen sterben“.

Starker Anstieg der Fuchspopulation

Eine der Ursachen ist, dass sich durch Tilgung der Tollwut Füchse in den letzten Jahren strak vermehren konnten. Dadurch können sich Infektionskrankheiten wie Staupe aber auch zum Beispiel Räude leicht ausbreiten. An den geschwächten, verendeten Tieren können sich wiederum Haushunde infizieren. Die Impfung bietet zwar einen guten Schutz; Impfgegner stellen diese jedoch immer wieder in Frage, verhindern dadurch die flächendeckende Impfung und bereiten so einer Ausbreitung unter Haushunden den Weg.
In Sachsen-Anhalt wurde bei in den Jahren 2010 bis 2011 erlegten Füchsen eine Staupe-Infektionsrate von über 30 Prozent festgestellt. Daten aus früheren Jahren existieren hierzu aus Berlin (11 %), Brandenburg (4,4 %), Mecklenburg-Vorpommern (5 %). Weitere Untersuchungsergebnisse liegen aus den europäischen Nachbarländern vor. So wurde in Luxemburg eine Infektionsrate von 13, in Spanien eine von 7,8 bis 26,4 Prozent (abhängig von der Region) und in Portugal 9,1 Prozent festgestellt. In Hessen war zwischenzeitlich diskutiert worden, wie und ob man Füchse und Waschbären impfen könne. Eine intensivere Bejagung der schützenswerten Tiere ist indes nicht nötig!

Staupe – eine meist tödlich verlaufende Allgemeinerkrankung

Neben den häufigsten Symptomen Durchfall und Husten kann die Staupe auch mit Verhaltensänderungen, Krämpfen oder Lähmungserscheinungen einhergehen. Seltener werden auch Hautveränderungen beobachtet. Es gibt vier mögliche Verlaufsformen:

  • Magen-Darm-Form: Erbrechen, Fressunlust,Durchfall
  • Atemwegs-Form: Eitriger Nasenausfluss, Husten, Atemnot
  • Gehirn und Nerven-Form: Epileptische Anfälle, Lähmungen
  • Haut-Form: Verhornung von Nase und Zehenballen (Hard Pad Disease)

Das Staupevirus, engl. canine distemper virus, CDV (Familie Paramyxoviridae, Genus Morbillivirus) ist eng verwandt mit dem Masernvirus des Menschen. Neben Füchsen sind v.a. Hunde aber auch andere Fleischfresser (Marder, Waschbären, Frettchen u.a.) für diesen Erreger empfänglich. Für Menschen ist das Staupevirus jedoch ungefährlich. Die Ausscheidung des Erregers erfolgt über sämtliche Sekrete.

Für Haushunde existieren seit vielen Jahren wirksame Impfstoffe. Auf die Grundimmunisierung ist sowohl bei Welpen als auch älteren Hunden zu achten!

Symptome der Atemnot eines an Staupe erkrankten Fuchses

(Fuchs mit Staupesymptomen – Video des CVUA-Stuttgart – Format: Flash – läuft nicht auf iOS)

Impfschema lt. Ständiger Impfkommission

Impfungen im Alter von

  • 8 Lebenswochen
  • 12 Lebenswochen
  • 16 Lebenswochen
  • 15Lebensmonaten

In einem höheren Alter vorgestellte Tiere erhalten ihre Impfungen in denselben Abständen. Ab einem Alter von 16 Lebenswochen ist eine einmalige Impfung bei Verwendung von Lebendimpfstoffen und eine zweimalige Impfung bei inaktivierten Impfstoffen im Abstand von 3 bis 4 Wochen, gefolgt von einer weiteren Impfung nach 1 Jahr für eine erfolgreiche Grundimmunisierung ausreichend.

Bildquellen:
Beitragsbild: An Staupe verendeter Fuchs – Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Freiburg
Video: Chemischen und Veterinäruntersuchungsämter (CVUA) Stuttgart

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Über den Autor

Dr. Henrik Hofmann

Dr. Henrik Hofmann (hh) betreibt seit 1995 eine eigene Tierarztpraxis in Butzbach. Er ist Fachtierarzt für Allgemeine Veterinärmedizin und hat die Zusatzbezeichnung Akupunktur. (www.tierundleben.de) Als Autor und Redakteur hat Hofmann in etlichen Zeitschriften und Zeitungen rund ums Tier geschrieben. Bei wir-sind-tierarzt.de betreut er schwerpunktmäßig Medizinthemen, den Bereich Praxismanagement und die Rubrik Mensch-Tierarzt. Außerdem steuert er die SocialMedia-Aktivitäten und leitet die Bildredaktion. Zuletzt ist sein Buch „Tieren beim Sterben helfen – Euthanasie in der Tierarztpraxis“ erschienen. Kontakt: henrik.hofmann(at)wir-sind-tierarzt.de
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